Himmelsschauspiel Tausende beobachteten Sonnenfinsternis

Frühaufsteher konnten am Samstagmorgen ein ganz besonderes Himmelsschauspiel beobachten. Von Teilen Europas aus ließ sich eine ringförmige Sonnenfinsternis bestaunen. In Deutschland verdeckte der Mond immerhin noch 80 Prozent der Sonne.
Von Alexander Stirn



Als am Samstag die Sonne über Deutschland aufging, strahlte sie nicht mit gewohnter Kraft. Der Mond, der sich zu diesem Zeitpunkt genau zwischen Erde und Sonne geschoben hatte, verdeckte einen Teil der hellen Scheibe - die Sonne ging als Sichel auf, Astronomen sprechen von einer partiellen Sonnenfinsternis.

Abhängig von der geografischen Lage des Beobachtungsortes war die teilweise Finsternis schon eine Stunde nach Sonnenaufgang wieder vorbei. Der Norden Deutschlands hatte dabei die besseren Karten: In Berlin beispielsweise ging die abgedunkelte Sonne am Samstag um 4.51 Uhr auf.

In München dagegen hatte die Sonne, als sie sich um 5.23 Uhr über den Horizont schob, die maximale Verfinsterung gerade einige Minuten hinter sich. Bereits 57 Minuten später war das kosmische Versteckspiel dort vorbei.

Dunkler Auftakt: Am Nachmittag des 4. Dezember kündigte sich im südaustralischen Ceduna die totale Sonnenfinsternis an

Dunkler Auftakt: Am Nachmittag des 4. Dezember kündigte sich im südaustralischen Ceduna die totale Sonnenfinsternis an

Foto: AP
Schlechte Aussichten: In der südafrikanischen Venda-Region, wo der Himmel bedeckt war, ließen sich die Schutzbrillen ebenso gut als Maske benutzen

Schlechte Aussichten: In der südafrikanischen Venda-Region, wo der Himmel bedeckt war, ließen sich die Schutzbrillen ebenso gut als Maske benutzen

Foto: AFP
Schaulustige im Schatten: Zahlreiche Touristen warteten in der südaustralischen Stadt Lyndhurst auf 26 Sekunden völlige Finsternis

Schaulustige im Schatten: Zahlreiche Touristen warteten in der südaustralischen Stadt Lyndhurst auf 26 Sekunden völlige Finsternis

Foto: REUTERS
Vorsicht in der Schattenzone: Mitten im australischen Outback wiesen Schilder auf die erste totale Sonnenfinsternis seit mehr als einem Vierteljahrhundert hin

Vorsicht in der Schattenzone: Mitten im australischen Outback wiesen Schilder auf die erste totale Sonnenfinsternis seit mehr als einem Vierteljahrhundert hin

Foto: REUTERS
Finstere Fortschritte: Nach und nach schob sich über dem australischen Ceduna der Mond vor die Sonne

Finstere Fortschritte: Nach und nach schob sich über dem australischen Ceduna der Mond vor die Sonne

Foto: AP
Sicher ist sicher: In der australischen Schattenzone schützten sich Finsternis-Pilgerer mit selbstgebastelten Spezialbrillen

Sicher ist sicher: In der australischen Schattenzone schützten sich Finsternis-Pilgerer mit selbstgebastelten Spezialbrillen

Foto: REUTERS
Doppelte Dämmerung: Bei Koolymilka nördlich der australischen Stadt Woomera gingen Sonne und Mond gemeinsam unter

Doppelte Dämmerung: Bei Koolymilka nördlich der australischen Stadt Woomera gingen Sonne und Mond gemeinsam unter

Foto: DPA
Schattenjagd in Südafrika: Schaulustige im Krüger-Nationalpark ließen sich den Spaß an der Finsternis nicht von ein paar Wolken verderben

Schattenjagd in Südafrika: Schaulustige im Krüger-Nationalpark ließen sich den Spaß an der Finsternis nicht von ein paar Wolken verderben

Foto: AP
Totale Finsternis: Eine knappe halbe Minute blieb die Sonne über der australischen Stadt Ceduna schwarz

Totale Finsternis: Eine knappe halbe Minute blieb die Sonne über der australischen Stadt Ceduna schwarz

Foto: AP


Die letzte totale Sonnenfinsternis ereignete sich am 4. Dezember 2002 - allerdings war sie vor allem aus Südafrika und Australien zu beobachten. Klicken Sie auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen

Feuerring im Nordwesten

Ein deutlich faszinierenderes Schauspiel bot sich im äußersten Nordwesten Europas. Dort war eine seltene ringförmige Sonnenfinsternis zu sehen. Wenn Sonne, Mond und Erde exakt auf einer Linie stehen, trifft der Kernschatten des Mondes in der Regel direkt auf die Erde - es kommt, wie im August 1999 in Deutschland, zu einer totalen Sonnenfinsternis.

Der Mond hat allerdings nicht immer denselben Abstand von der Erde; er zieht seine Spuren auf einer leicht elliptischen Umlaufbahn. Die Distanz zwischen Mond und Erde schwankt dabei zwischen rund 350.000 und 400.000 Kilometern. Von der Erde aus betrachtet ändert sich die scheinbare Größe des Trabanten um bis zu 13 Prozent.

Verfinstert der Mond die Sonne ausgerechnet dann, wenn er weit von der Erde entfernt ist, reicht sein Durchmesser nicht aus, um die gesamte Sonne zu verdecken. Zwar bleibt das Zentrum der Sonnenscheibe schwarz, doch außen bildet sich ein dünner, hell strahlender Feuerring.

Als erste Europäer konnten die Schotten am Samstag diese ringförmige Sonnenfinsternis bewundern. Der 1200 Kilometer breite Schatten nahm dann einen ungewöhnlichen Kurs: Während sich eine Finsternis normalerweise von West nach Ost über die Erdoberfläche bewegt, zog sie dieses Mal direkt nach Westen - von Schottland über Island bis nach Grönland und Nordkanada.

Den imposantesten Blick auf den leuchtenden Sonnenkranz durften die Isländer haben. Viele Wissenschaftler und Touristen waren auf die Insel mit ihrem wechselhaften Wetter gereist, um die Finsternis zu studieren. Auch im Internet wurde das Spektakel übertragen.

Zwar wird es während einer ringförmigen Sonnenfinsternis auf der Erde merklich dunkler, durch den hellen Kranz kommt allerdings noch immer genug Licht auf der Erdoberfläche an.

Totale Finsternis: Warten oder reisen

Wer den verdunkelten Sonnenaufgang am Samstag verschlafen hat, kann in Deutschland erst wieder in zwei Jahren ein vergleichbares Schauspiel am Himmel sehen. Für den 3. Oktober 2005 haben Astronomen die nächste partielle Sonnenfinsternis vorausberechnet.

Auf die nächste totale Finsternis müssen die Deutschen entweder noch lange warten - bis 2081 - oder weit reisen: Die einzige vollständige Verdunkelung in diesem Jahr kann im November ausschließlich in der Antarktis bestaunt werden.

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