13,4 Milliarden Lichtjahre "Hubble"-Teleskop sichtet fernste Galaxie

Es war ein Blick, der kaum hätte weiter sein können: Das Weltraumteleskop "Hubble" hat die bislang fernste Galaxie gesichtet. Ihr Licht scheint aus einer Rekordentfernung von 13,4 Milliarden Lichtjahren zu uns, wie das Space Telescope Science Institute in Baltimore im US-Staat Maryland mitteilte. Damit ist die Galaxie mit der Katalognummer GN-z11 noch 200 Millionen Lichtjahre weiter von uns entfernt als der bisherige Rekordhalter.
Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Das Licht von GN-z11 war also 13,4 Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Sehr viel weiter können wir nicht gucken: Das Universum ist erst 13,8 Milliarden Jahre alt.
"Wir haben einen großen Schritt zurück in der Zeit getan, viel weiter als wir es mit 'Hubble' je für möglich gehalten haben", kommentierte Untersuchungsleiter Pascal Oesch von der Yale University in der Mitteilung. "Wir sehen GN-z11 zu einer Zeit, als das Universum erst drei Prozent seines heutigen Alters hatte." Zuvor hatten Astronomen die Entfernung der Galaxie geschätzt, erst jetzt gelang mit "Hubble" eine genaue Messung.
Superauge seit fast 26 Jahren
Die junge Galaxie aus den Kindertagen des Kosmos ist Beobachtungen zufolge 25-mal kleiner als unsere Heimatgalaxie, die Milchstraße, und leuchtet überraschend hell. Sie besitzt zwar nur ein Prozent der Sterne unserer Galaxie, wächst aber schnell: Ihre Sternproduktion ist 20-mal so hoch wie die der Milchstraße.
Die Analyse gibt Astronomen neue Einblicke in die Entwicklung des jungen Universums. "Es ist faszinierend, dass eine so massereiche Galaxie bereits 200 oder 300 Millionen Jahre nach der Entstehung der ersten Sterne existiert hat", erläuterte Oeschs Forscherkollege Garth Illingworth von der University of California in Santa Cruz.
"Hubble" ist seit fast 26 Jahren in rund 540 Kilometern über der Erde im Einsatz. Die Entdeckungen des Weltraumteleskops haben zu mehr als 12.000 wissenschaftlichen Publikationen geführt. Das Gerät hat in etwa die Größe eines Busses - sein Hauptspiegel misst lediglich 2,4 Meter. Das Gewicht liegt insgesamt bei elf Tonnen. Dank "Hubble" konnten Forscher das Alter des Universums genauer bestimmen oder bessere Aussagen zu Schwarzen Löchern machen. Ein Nachfolger steht aber bereits fest: 2018 soll das James Webb Space Telescope ins All fliegen.
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Hut ab: Der Sombreronebel, eine Spiralgalaxie im Sternbild Jungfrau, ist ungefähr 28 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Galaxie hat eine scheinbare Helligkeit, die auch Beobachtungen mit einem Amateurteleskop ermöglichen. In ihrem Zentrum liegt ein supermassives Schwarzes Loch.
Nachwuchs: NGC 602 ist ein Haufen besonders heller und junger Sterne in der Zwerggalaxie der kleinen Magellanschen Wolke in nächster Nachbarschaft der Milchstraße, ungefähr 200.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Hand Gottes: Eines der ikonischsten Motive des "Hubble"-Teleskops: Die "Säulen der Schöpfung" im ungefähr 7000 Lichtjahre entfernten Adlernebel. Formationen wie diese wurden auch in der Serie "Star Trek: Voyager" eingesetzt.
Irrlichter: Ein Ausschnitt aus dem Irisnebel im Sternbild Kepheus. Diese ungefähr 1300 Lichtjahre entfernten Wolken aus interstellarem Staub und Gas erzeugen durch die Reflexion von Sternenlicht blaue und rötliche Farbtöne. Seinen Namen hat das Phänomen wegen der Ähnlichkeit mit einer Blume erhalten.
Freiflug: Das "Hubble"-Weltraumteleskop kreist 2002 im Orbit der Erde, nachdem während der vierten Wartungsmission von der Besatzung der Raumfähre "Columbia" neue Instrumente installiert wurden.
Wolkenmeer: Sternenwinde und kosmische Wolken kennzeichnen LL Orionis. Der noch in der Entstehung begriffene Stern erzeugt einen Wind, der mehr Energie hat als unsere mittelalte Sonne. Das Bild ist ein Ausschnitt eines größeren Mosaiks von Aufnahmen aus der "Kinderstube" des Sternenbilds Orion, das gefüllt ist mit Zehntausenden flüssigen Formationen, die mit der Entstehung von Sternen in Zusammenhang gebracht werden.
Augenblick: Dieses Bild zeigt den zentralen Stern im Stundenglas-Nebel. Nach "Hubbles" ersten Aufnahmen des Phänomens 1995 modifizierte die Band Pearl Jam eines der Bilder und verwendete es 2000 als Cover der Platte "Binaural".
Komposition: Einige der von der Nasa veröffentlichten Bilder sind Zusammenstellungen von Aufnahmen verschiedener Teleskope und Techniken. Hierbei handelt es sich um eine Komposition von Aufnahmen des "Hubble"- und des Spitzer-Teleskops, die Infrarot, Ultraviolet und sichtbare Farben mischen. In der Mitte ist das Trapezium zu sehen, eine Formation von vier Sternen, die geschätzt 100.000-mal heller sind als unsere Sonne.
Scheibenwelten: Eine Aufnahme von NGC5866, 44 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Aufgrund ihrer Flachheit gilt die Welteninsel als Scheibengalaxie.
Aufbruch zu den Sternen: Am 24. April 1990 hebt das Shuttle "Discovery" vom Kennedy Space Center in Florida ab. An Bord: Eine fünfköpfige Mannschaft um Pilot Charles Bolden und das 11,5 Tonnen-schwere "Hubble"-Teleskop. Bolden ist heute Administrator der US-Raumfahrtbehörde Nasa.
Flügelschlag: Der planetarische Nebel NGC 6302 im Sternbild Skorpion ist ungefähr 4000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Aufgrund seiner auffälligen Form ist er auch als Käfer-Nebel, im Englischen als Butterfly-Nebula bekannt.
Kinderstube: Hunderte blau leuchtender Sonnen sind in diesem Sternenhaufen im Nebel 30 Doradus in der Großen Magellanschen Wolke sichtbar, 170.000 Lichtjahre entfernt von der Erde. Die Gruppe junger Sterne namens R136 ist laut dem Space Telescope Science Institute in Baltimore erst wenige Millionen Jahre alt.
Geistergalaxie: Tausende Sternenhaufen, Hunderttausende einzelne Sterne und zahlreiche "Geister", Überbleibsel von Supernovae, formen Messier 83 - auch als südliche Feuerradgalaxie bekannt.
Reparatur-Tour: Der Astronaut John Grunsfeld arbeitet während der fünften Wartungsmission am "Hubble"-Teleskop. Im Mai 2009 setzte die Crew der STS-125-Mission ein letztes Mal neue Batterien und neue Sensoren in das Observatorium ein. Nach dem Ende des Spaceshuttle-Programms können keine weiteren Reparaturen an dem Teleskop durchgeführt werden.
Sternenmeer: Centaurus A ist eine elliptische Galaxie im Sternbild Centaurus, ungefähr zwölf Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Das Zentrum bildet ein supermassives Schwarzes Loch. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Centaurus A durch die Verschmelzung zweier kleinerer Galaxien entstanden ist.
Wirbel: Die Spiralgalaxie M74 kann von der Erde aus in Draufsicht beobachtet werden. Ihre perfekt symmetrischen Spiralarme sind durchzogen von jungen blauen Sternen und pink strahlenden Regionen aus ionisiertem Wasserstoff. M74 liegt ungefähr 32 Millionen Lichtjahre entfernt in der Konstellation Fische. In ihr befinden sich nach Schätzungen 100 Milliarden Sterne, wonach sie kleiner als unsere Milchstraße wäre.
Partnerschaft: Die Spiralgalaxie UGC 1810 (oben) hat eine ungefähr fünfmal so große Masse wie ihre Partnergalaxie UGC 1813 (unten). Die als Arp 273 bekannte Gruppe von Galaxien in der Andromeda-Konstellation ist ungefähr 300 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.
Greiser Beobachter: Das Weltraumteleskop "Hubble" am 19. Mai 2009 fotografiert vom Spaceshuttle "Atlantis" aus. Seit 25 Jahren ist das Observatorium im Orbit der Erde im Dienste der Wissenschaft und der Menschheit unterwegs.
Kosmischer Dunst: Ein Bild, aufgenommen mit der Wide Field Planetary Camera 2 des "Hubble"-Teleskops. Es zeigt eine Formation von jungen Sternen in der großen Magellanwolke, einer Nachbargalaxie der Milchstraße, geschätzte 150.000 Lichtjahre entfernt.
Ins Netz gegangen: Eine Zusammenstellung von Bildern der zentralen Aushöhlung des Tarantula-Nebels. Die dreidimensionale Darstellung des Phänomens war nur mit Aufnahmen des "Hubble"-Teleskops möglich und wurde mit Aufnahmen von erdbasierten Teleskopen ergänzt.
Flachmann: Spiralgalaxien wie die Milchstraße bestehen normalerweise aus drei sichtbaren Komponenten: der Scheibe, in der sich das meiste Gas und Staub konzentrieren, dem Lichthof, der sie umgibt, und der Wölbung im Zentrum, die meist aus einer hohen Konzentration uralter Sterne besteht. Die Galaxie IC 2233 weicht hingegen von dieser Norm ab und ist sehr flach.
Krabbensuppe: Vor beinahe tausend Jahren, 1054, beobachteten Astronomen auf der ganzen Welt ein Phänomen am Himmel - das Licht einer Supernova-Explosion. Heute ist der Krebsnebel als Überrest dieser Supernova bekannt. Das Bild, zusammengesetzt aus 24 Einzelaufnahmen, ist eines der hochauflösendsten, die Hubble je angefertigt hat.
Unheimlich nahe: Dieses Porträt des Mars nahm "Hubble" am 27. August 2003 auf. Dabei kam der Planet uns sehr nah - und war nur noch 55.757.930 Kilometer von der Erde entfernt.
Zusammenschluss: Nachdem das "Hubble"-Teleskop von der Raumfähre "Atlantis" eingefangen worden ist, ruht es in dessen Frachtluke. Während der letzten Wartung des "Hubble"-Teleskops im Mai 2009 unternahm die Crew des Spaceshuttles über einen Zeitraum von elf Tagen fünf Außenbordeinsätze.
Blick in die Vergangenheit: Die Studie mit dem Titel "Ultraviolet Coverage of the Hubble Ultra Deep Field" entstand, nachdem Astronomen die Daten untersuchten, die "Hubble" bei 841 Erdumkreisungen lieferte. Zu sehen sind geschätzte 10.000 Galaxien, die nahe zum Ursprung des Universums zurückreichen.
Heimische Gefilde: Der Planet Jupiter und einer seiner Monde, Ganymed, sind in diesem Bild des "Hubble"-Teleskops zu sehen. Bei der Untersuchung der Aufnahme bestätigten Wissenschaftler der Nasa, dass es unter der eisigen Oberfläche von Ganymed einen Ozean gibt.
Spirale: Die Aufnahme zeigt die Galaxie NGC 7090. Die pink-roten Regionen deuten auf Wolken aus Wasserstoff hin. Ein Hinweis auf sich formierende Sterne.
Kosmische Kugeln: Eine hochauflösende Aufnahme des funkelnden Zentrums von Omega Centauri, einem Kugelsternhaufen. Das Zentrum bündelt das Licht von ungefähr zwei Millionen Sternen.
Dunkle Materie: Am 15. Mai 2007 präsentierten US-Forscher ihren angeblichen Beweis für die Existenz Dunkler Materie. Auf einer Aufnahme des "Hubble"-Teleskops war in einem Sternenhaufen ein dunkler Ring sichtbar. Theorien gehen davon aus, dass Dunkle Materie bis zu einem Viertel des Universums ausmachen könnte.
Rotes Meer: Eine Aufnahme der Spiralgalaxie M51, besser bekannt als Whirlpool-Galaxie. Durch die verwendete Nahinfrarottechnik wird der Großteil des Sternenlichts ausgeblendet und die Staubstruktur der Galaxie sichtbar.
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