Icarus-Projekt Antenne für Tierbeobachtung an der ISS montiert

Ziegen in der Nähe des Vulkans Ätna (Archivbild)
Foto: MPI für Ornithologie / MaxCine / dpaMit der erfolgreichen Montage einer Antenne an der Internationalen Raumstation ISS haben zwei russische Kosmonauten in der Nacht zum Donnerstag ein deutsch-russisches Projekt zur Tierbeobachtung entscheidend vorangebracht. Bei dem knapp achtstündigen Einsatz montierten die Raumfahrer Oleg Artemjew und Sergej Prokopjew eine Antenne an der Außenhülle der ISS. Sie ist entscheidend für das sogenannte Icarus-Projekt - ein wissenschaftliches Mammutvorhaben.
Ziel dieses Projektes ist es, Bewegungen von Tieren auf der Erde besser zu erfassen. Forscher wollen die Tiere mit daumennagelgroßen und nur fünf Gramm schweren Mini-Sendern ausstatten und mit Hilfe der ISS beobachten. Davon erhoffen sie sich Aufschluss etwa über Wanderungen von Zugvögeln, was zum Artenschutz beitragen soll. Zudem soll Icarus in der Zukunft als Frühwarnsystem etwa für Naturkatastrophen wie Erdbeben und Vulkanausbrüche dienen.
Das Projekt könnte die These stützen, dass Tiere etwa vor dem Ausbruch von Naturkatastrophen unruhig werden oder ihr Verhalten ändern. Auch Schädlingsplagen könnten wirksamer bekämpft werden. Störche rasten auf ihrem Zug nach Süden etwa in der Nähe von großen Heuschreckenschwärmen - mit Hilfe von Icarus sollen diese lokalisiert werden, erklärte der wissenschaftliche Leiter des Projektes, Professor Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell.

Kosmonaut Sergej Prokopjew bei der Montage der Antenne
Foto: NASA/DPANabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller sagte: "Wir erhoffen uns Klarheit darüber, welchen Zugweg die heimischen Vögel wählen, damit wir unsere Schutzbemühungen an den Rastplätzen gezielt ausrichten und wissenschaftlich abgesicherte Vogelschutzforderungen an die EU-Kommission stellen können." Die Naturschützer haben gemeinsam mit einem maltesischen Partnerverband Turteltauben mit Sendern ausgerüstet, die mit der Antenne auf der ISS interagieren sollen.
Der Nabu erhofft sich ferner, etwa Auswirkungen des Klimawandels auf Zugtiere beobachten zu können und Erkenntnisse etwa zur Übertragung von Krankheiten zu gewinnen. Neben Vögeln sollen auch Fledermäuse, Meeressäuger, Fische und Schmetterlinge beobachtet werden.
Das eigentliche Projekt soll Anfang 2019 starten. Die Vorbereitungen dafür dauerten fast zwei Jahrzehnte. Beteiligt sind neben Roskosmos vor allem die Max-Planck-Gesellschaft, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Universität Konstanz. Die deutschen Partner finanzieren die Entwicklung der Technik, die Russen kümmern sich um den Transport und die Installation im All.
6.5 hours into today's spacewalk, @Roscosmos mission controllers determining whether to press ahead with get-ahead tasks for spacewalkers Sergey Prokopyev and Oleg Artemyev. #AskNASA https://t.co/yuOTrZ4Jut pic.twitter.com/S2qoYu3Ou8
— International Space Station (@Space_Station) August 15, 2018
Für den Bordingenieur Prokopjew war es der erste ISS-Außeneinsatz. Der Kosmonaut war gemeinsam mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst im Juni am Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde angekommen. Gerst überwachte den Außeneinsatz seiner russischen Kollegen vom Inneren der Raumstation.