Neuer Roskosmos-Chef Russland kündigt Ausstieg aus Internationaler Raumstation an

Trennungsgespräche: Die Internationale Raumstation ist bereits in ein russisches und ein US-Segment geteilt
Foto:NASA / REUTERS
Russland will nach 2024 aus der Internationalen Raumstation ISS aussteigen. Das sagte der neue Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Juri Borissow, bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
»Natürlich werden wir alle unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Partnern erfüllen, aber die Entscheidung über den Ausstieg aus dieser Station nach 2024 ist gefallen«, sagte Borissow, den Putin zuvor als Nachfolger von Dmitri Rogosin eingesetzt hatte.
Rogosin hatte die Zusammenarbeit mit den USA auch angesichts politischer Spannungen zwischen Moskau und Washington im Zuge des Krieges in der Ukraine zuletzt immer wieder infrage gestellt. Borissow sagte, dass bis zum Ausstieg mit dem Bau einer russischen Raumfahrtstation begonnen werden solle. Die ISS war zuletzt in die Jahre gekommen und hatte immer wieder wegen Pannen für Aufsehen gesorgt.
Rogosin hatte zuvor nicht ausgeschlossen, das russische Modul von der ISS abzukoppeln und eigenständig weiterzubetreiben. Dabei deutete er auch eine mögliche Nutzung der Station zur militärischen Erdbeobachtung an. Nach dem von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben westliche Länder auch Sanktionen gegen die russische Raumfahrtindustrie verhängt. Die Internationale Raumstation ist auf die Kooperation der beteiligten Staaten angewiesen. Russland ist unter anderem dafür zuständig, die ISS auf Kurs zu halten, und transportiert meistens auch die Besatzung von und zur Erde. Die USA könnten das theoretisch auch ohne russische Hilfe leisten, hätten dafür aber wohl auf absehbare Zeit nicht ausreichend Kapazitäten.
Die ISS ist ein gemeinsames Projekt der USA, Kanadas, Japans, der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) und Russlands. Sie ist in ein russisches und ein US-Segment unterteilt. China wurde 2011 auf Druck der USA an einer Beteiligung gehindert und baut nun eine eigene Raumstation, deutlich kleiner als die ISS, auf. Das zweite von drei Modulen wurde am Sonntag ins All geschickt.
Erst Anfang des Monats hatten Roskosmos und die US-Raumfahrtbehörde Nasa ein neues Abkommen geschlossen. Darin ging es um weitere gemeinsame Flüge mit gemischten Besatzungen von und zur ISS. Im Herbst soll die Kosmonautin Anna Kikina als erste Russin von Florida aus mit einer Rakete der US-Firma SpaceX mitfliegen.