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Hoffen auf Jahrhundert-Kometen Isons heiße Reise

Kometen können unberechenbar sein. Deshalb wissen Astronomen noch nicht, ob Schweifstern Ison in diesem Jahr wirklich zum "Jahrhundert-Kometen" wird und heller leuchtet als der Mond - oder sich still verabschiedet. Erste Beobachtungen verraten aber einiges über den Schweifstern.

Seine erste Reise in den inneren Bereich des Sonnensystem könnte auch seine letzte sein: Komet Ison wird zum Ende des Jahres an der Sonne vorbeifliegen und sich der Oberfläche des Sterns dabei auf rund 1,2 Millionen Kilometer annähern.

Möglicherweise wird er dann zu einem der hellsten Kometen seit vielen Jahrzehnten - er könnte sogar tagsüber am Himmel zu sehen sein. Vielleicht wird Ison aber vorher auseinanderbrechen, und das Spektakel bleibt aus.

Aufgrund seiner Bahn nehmen Astronomen an, dass Ison das erste Mal ins innere Sonnensystem reist. Der Komet stammt vermutlich aus der Oortschen Wolke, die sich am Rand des Sonnensystems und auch weit darüber hinaus erstreckt.

Was auch immer mit dem Kometen passieren wird: Astronomen richten ihren Blick jetzt  schon auf "C/2012 S1 Ison", den die zwei Hobbyastronomen Witalij Newski und Artjom Nowitschonok im Herbst 2012 auf Aufnahmen des International Scientific Optical Network (Ison) entdeckt hatten.

Fotostrecke

Komet Ison: Schmutziger Schneeball auf großer Fahrt

Foto: NASA/ JPL-Caltech

Postkartenmotiv für Mars-Rover

Ende Januar, so berichtet die US-Weltraumbehörde Nasa, streifte der Komet jede Minute rund 51.000 Kilogramm Staub ab. Aufgrund dieser Menge nehmen Astronomen an, dass der Komet fünf Kilometer Durchmesser hat. Nach Angaben der Nasa ist das eine recht typische Größe für einen Kometen.

Zum Zeitpunkt dieser Messungen war Ison rund 740 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Zu weit, als dass größere Teile des Eises in seinem Kern direkt in Gas umgewandelt werden. Dieser Prozess nimmt bei Kometen meist an Fahrt auf, wenn sie sich der Sonne auf weniger als 450 Millionen Kilometer angenähert haben. Dann bildet sich die sogenannte Koma, die Kometen heller leuchten lässt - und es kann der typische Schweif entstehen.

Ison tut Astronomen auf seiner Reise einen großen Gefallen: Er fliegt im Oktober in nur knapp elf Millionen Kilometern Entfernung am Mars vorbei. Dann könnten die Mars-Sonden von Nasa und der europäischen Weltraumagentur Esa den Wanderer beobachten. "Ich hoffe, der Rover Curiosity liefert uns ein Postkartenmotiv", sagte Astronom Michael Kelley von der University of Maryland.

Seinen sonnennächsten Punkt wird er am Ende November erreichen. Er kommt ihr so nahe, dass er zur Gruppe der "Sonnenstreifer" (Sungrazer) zählt. Zurzeit vermuten Forscher, dass Ison bei dieser Begegnung nur zehn Prozent seines Durchmessers einbüßt, wenn Eis in seinem Kern zu Gas wird und er Ströme von Staubpartikeln ausstoßen wird.

Sollte das der Fall sein, könnte Ison der erhoffte Jahrhundert-Komet werden. Aber darauf wollen die Astronomen noch nicht wetten. "Ich bin alt genug, um mich an den letzten 'Jahrhundert-Kometen' zu erinnern", sagt Don Yeomans von der Nasa. Das war Kohoutek  - der am Ende bei weitem nicht so hell strahlte wie vorhergesagt.

wbr
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