Jelena Serowa Erstmals fliegt Kosmonautin zur Raumstation ISS

Kosmonautin Jelena Serowa: "Leidenschaft für den Kosmos, aber nicht romantisch"
Foto: Roman Sokolov/ dpaMoskau - Weibliche Verstärkung für die Mannschaft um Alexander Gerst: Erstmals seit 17 Jahren fliegt wieder eine Russin ins All. Jelena Serowa soll am 25. September vom Kosmodrom Baikonur abheben. Für die Raumfahrtnation Russland ist es eine ganz besondere Mission. Serowa wird erst die vierte Kosmonautin überhaupt im All sein, zudem betritt sie als erste Russin die Internationale Raumstation ISS, wo Gerst derzeit arbeitet. "Ich freue mich auf den Flug, aber ich spüre auch große Verantwortung", sagt die 38-Jährige. Mit rund 168 Tagen wird es eine der längsten Missionen einer Kosmonautin im Weltraum.
Der Weg zu den Sternen war für Serowa wortwörtlich weiter als für andere russische Raumfahrer. Ihr Geburtsort Ussurijsk liegt im Fernen Osten des Landes nur ein Stück entfernt von China und Nordkorea. Rund 10.000 Kilometer sind es von dort bis nach Moskau. Zum Vergleich: Der Weg in die andere Richtung über den Pazifik zum Hauptquartier der US-Raumfahrtbehörde Nasa in Houston (Texas) ist nicht viel weiter.
Erste Frau im All war Russin
"Als ich klein war, erfuhren wir in der Schule natürlich von den Erfolgen der sowjetischen Raumfahrt", sagt Serowa der Regierungszeitung "Rossiskaja Gaseta". "Ich verliebte mich damals hoffnungslos in den Sternenhimmel - aber dass ich ihm einmal so nahe komme, hätte ich nie geglaubt", sagt die Luftfahrtingenieurin. 2001 schloss sie ihr Studium in Moskau ab und wechselte zum Raketenbauer Energija. Dort traf sie ihren späteren Ehemann Mark, einen Testflieger. 2006 wurde Jelena in den Kosmonautenkader aufgenommen - als einzige Frau.
53 Jahre nach dem legendären Raumflug von Jurij Gagarin, dem ersten Menschen im All, ist in Russland die Reise zu den Sternen fast reine Männersache. "Uns fehlen Kosmonautinnen", klagt Witalij Dawydow von der Raumfahrtbehörde Roskosmos. Er räumt ein: "Für raumfahrtinteressierte Russinnen gibt es kaum Vorbilder." Zwar beförderte Moskau seit Gagarins Flug 1961 mehr als hundert Männer ins All - aber nur drei Frauen. Anders handhaben es die USA, die seit ihrer Premiere 1983 mehr als 45 Frauen im Nasa-Raumanzug in den Orbit geschickt haben.
Leidenschaft für den Kosmos
Dabei war die erste Frau im Weltraum eine Russin. Der Start von Walentina Tereschkowa am 16. Juni 1963 war für die Sowjetunion auch ein politischer Triumph im Kalten Krieg. Einen "Beweis für die Gleichberechtigung der Geschlechter im Sozialismus" nannte Kremlchef Nikita Chruschtschow den Flug. In der Praxis sah das anders aus: Tereschkowa blieb bis zur Mission von Swetlana Sawizkaja 1982 zwei Jahrzehnte lang die einzige Frau im All. Als bisher letzte Russin flog Jelena Kondakowa in den Kosmos - das war 1997.
Für Gagarin waren Raumfahrerinnen "Amazonen des Alls". Der Moskauer Experte Sergej Woronkow meint aber, dass bei vielen Frauen der Kinderwunsch einer Astronautenkarriere im Weg steht. "Die Ausbildung dauert acht Jahre, das fördert bei Frauen um die 30 sicher nicht das Interesse an diesem Beruf", sagt Woronkow. Jelena Serowa hat sich den Kinderwunsch bereits erfüllt. Ihre zehnjährige Tochter Jelena will aber nicht wie ihre Eltern in die Luft. "Ihr Traumberuf ist Eiskunstläuferin", sagt Russlands nächste Frau im All.
Mit einem Nachtstart wird Serowa von Kasachstan aus mit dem Russen Alexander Samokutjajew und dem US-Amerikaner Barry Wilmore in einer Sojus-Kapsel zum Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometern Höhe fliegen. Trotz aller "Leidenschaft für den Kosmos" habe sie ihre Berufswahl nicht aus romantischen Motiven getroffen, sagt sie. "Mein Mann war drei Jahre vor mir im Kosmonautenkader, und ich konnte genau prüfen, ob ich so etwas auch tun möchte", erzählt Serowa. Sie habe gewusst, worauf sie sich einlasse. "Ich habe so lange dafür trainiert. Jetzt wird es Zeit, dass es endlich losgeht."