Roskosmos Russische Raumfahrtbehörde warnt vor Absturz der ISS

Wegen westlicher Sanktionen drohe die Internationale Raumstation laut Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin abzustürzen – aber nicht über Russland. Die russische Weltraumbehörde hält die 500 Tonnen schwere ISS auf Kurs.
Symbol der Kooperation im All: Die ISS erscheint auf einem Monitor im russischen Kontrollzentrum Koroljow (Bild von Dezember 2021)

Symbol der Kooperation im All: Die ISS erscheint auf einem Monitor im russischen Kontrollzentrum Koroljow (Bild von Dezember 2021)

Foto: - / AFP

Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, hat den Westen vor einem Absturz der Internationalen Raumstation ISS gewarnt. Rogosin erklärte am Samstag im Messengerdienst Telegram, die gegen Russland verhängten Sanktionen beeinträchtigten den Betrieb der russischen Raumschiffe, die die ISS versorgen. Dies betreffe vor allem den russischen Teil der Station, der für Kurskorrekturen zuständig ist. Als Folge könne die 500 Tonnen schwere Konstruktion auf die Erde stürzen und »ins Meer oder auf Land fallen«.

»Das russische Segment sorgt dafür, dass die Umlaufbahn der Station korrigiert wird (durchschnittlich elfmal im Jahr), auch um Weltraumschrott zu vermeiden«, erklärte Rogosin. Er veröffentlichte zudem eine Weltkarte, die zeigen soll, »auf wen« die 500 Tonnen schwere ISS abstürzen könnte. Russland ist demnach weitgehend sicher. Andere Länder, besonders westliche Länder, sollten aber »über den Preis der Sanktionen gegen Roskosmos nachdenken«, warnte Rogosin.

Rogosin hatte bereits zuvor solche bedrohlichen Szenarien ins Spiel gebracht. Der frühere deutsche Astronaut Reinhold Ewald, der in den Neunzigerjahren an Bord der russischen Raumstation »Mir« war, sprach gegenüber dem SPIEGEL  von »einer völlig unqualifizierten Aussage«. Sehr wohl überfliege die ISS auch russisches Staatsgebiet. Ein Absturz, sofern nicht absichtlich herbeigeführt, würde nach Einschätzung von Raumfahrtexperten erst nach Jahren ohne Kurskorrektur drohen.

Zudem beteuern bislang sowohl Roskosmos als auch die westlichen Behörden wie Esa und Nasa, unverändert für den Betrieb der ISS zusammenzuarbeiten. Allerdings hatte US-Präsident Joe Biden weitere Sanktionen angekündigt, um auch die russische Raumfahrt zu treffen.

Deutscher Astronaut Matthias Maurer an Bord

Der Weltraum ist einer der letzten Bereiche, in denen Russland und die USA noch zusammenarbeiten. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa arbeitet nach eigenen Angaben bereits an Lösungen, um die ISS ohne russische Hilfe im Orbit zu halten.

Russland befördert mit Sojus-Raumkapseln und Progress-Raumfrachtern auch Crewmitglieder und Nachschub zur ISS. Am 30. März soll der US-Astronaut Mark Vande Hei zusammen mit zwei russischen Kollegen an Bord einer Sojus-Raumkapsel von der ISS zum Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zurückkehren. Der Deutsche Matthias Maurer bleibt an Bord der ISS.

Nach Angaben Rogosins unterliegt der Betrieb der Trägerraketen inzwischen aber Sanktionen der USA, der EU und Kanadas. Roskosmos hat nach eigenen Angaben bereits an die Nasa und die europäischen und kanadischen Raumfahrtbehörden Esa und ASC appelliert, die Sanktionen aufzuheben.

Russland hatte Anfang März auch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) für beendet erklärt und damit auf die Aufkündigung der Kooperation von deutscher Seite reagiert. Das DLR hatte mit seinem Schritt auf den russischen Angriff auf die Ukraine reagiert und Moskau dafür scharf kritisiert.

ak/AFP/dpa
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