Er will mit einem SpaceX-Raumschiff eine Runde um den Mond drehen – aber nicht allein. Der japanische Milliardär Yusaku Maezawa sucht per Castingshow eine Partnerin fürs Leben. Und fürs All. Das ist keine gute Idee.
Interessierte Kandidatinnen lassen so dies und das über sich ergehen, am Ende bleibt eine übrig, die mit einem mehr oder weniger interessanten Junggesellen ausgehen darf. Im Fernsehen hat dieses Format Erfolg: Gerade ist in Deutschland die zehnte "Bachelor"-Staffel angelaufen. Ein Mann, in diesem Fall heißt er Sebastian Preuss und ist Kickbox-Weltmeister, sucht dabei die Frau fürs, nun ja, Leben. (Lesen Sie hier alles, was Sie über ihn wissen müssen.)
Der japanische Milliardär Yusaku Maezawa scheint das Konzept zu mögen. Auch der Ex-Modeunternehmer sucht gerade öffentlich eine Partnerin und will sich dabei filmen lassen. Das wäre eigentlich bestenfalls eine kleine Meldung für die Promi-News. Weil der 44-jährige Maezawa aber ein Raumschiff beim US-Unternehmen SpaceX bestellt hat, für eine Reise um den Mond, ist es doch ein bisschen mehr als das. Denn der Japaner hat angekündigt, seine noch zu findende Partnerin – und nur die – mit ins All nehmen zu wollen.
Zwei Turteltäubchen in einer Raumkapsel, denen die Welt zuschaut? Das klingt bizarr.
Erstmals seit 1972 wieder Menschen am Mond
Der Flug ist, wenn SpaceX die Technik bis dahin fertig bekommt, für das Jahr 2023 angesetzt. Das US-Raumfahrtunternehmen ist immer ein bisschen flexibel mit Deadlines. Es könnte also auch später werden. Aber es ist durchaus möglich, das Maezawas Raumschiff vor den geplanten Mondmissionen der US-Weltraumbehörde Nasa startet. Nach dem Ende des "Apollo"-Programms im Dezember 1972 wäre es das erste Mal, dass Menschen in die unmittelbare Nähe des Erdtrabanten aufbrechen.
Maezawa hatte nach der Bekanntgabe seiner spektakulären Reisepläne im September 2018 angekündigt, den Flug zusammen mit einer Gruppe von sechs bis acht Künstlern antreten zu wollen. Doch diesen Plan hat er jetzt beerdigt.
"Full Moon Lovers" soll stattdessen die filmische Umsetzung seiner Partnerfahndung heißen. Maezawa schreibt auf einer eigens eingerichteten Website, er wünsche sich eine Frau für den Flug ins All. "Gefühle von Einsamkeit und Leere" brächen gerade langsam über ihn herein. Daher suche er jemanden, um "unsere Liebe und den Weltfrieden aus dem Weltraum" zu rufen.
Gegen den Weltfrieden kann man natürlich nicht ernsthaft etwas haben. Und auch Herrn Maezawa sei alles Liebesglück der Erde - und des Orbits - gewünscht. Dennoch ist sein Plan keine gute Idee, wenn man an die Rolle von Frauen bei der Erforschung des Weltraums denkt.
Weibliche Vorbilder existieren nur wenige
Bis heute ist die Raumfahrt in weiten Teilen ein Geschäft für Männer. Sie stellten fast 90 Prozent aller Menschen im All. Das wird sich auch nur langsam ändern. Es gibt auch Mädchen im Kindergarten- oder Schulalter, die sich für den Weltraum begeistern - doch die müssen motiviert werden, dass dessen Erforschung auch etwas ist, das sie sich vornehmen können. Und nicht nur die Jungs.
Weibliche Vorbilder existieren, ja. Aber nur wenige. In Europa ist da zum Beispiel die italienische Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti. Die bisher elf Deutschen im All waren dagegen allesamt Männer. Der zwölfte, der saarländische Materialforscher Matthias Maurer, wird auch einer sein. Und selbst Russland, von dort kam mit Walentina Tereschkowa im Jahr 1963 die erste Frau im All, hat bisher gerade mal vier Frauen in den Orbit gebracht. Und rund 120 Männer.
Einzig die US-Weltraumbehörde Nasa bemüht sich einigermaßen um Parität bei der Rekrutierung neuer Astronauten. Und auch für die geplante Rückkehr zum Mond ist eine Frau als Besatzungsmitglied fest gebucht, heißt es.
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Neue Raumanzüge: Kein Gehüpfe mehr auf dem Mond
Yusaku Maezawa dagegen vergibt eine Chance, Mädchen und Frauen fürs All zu begeistern. Stattdessen zementiert er Klischees: Der reiche Mann, der jeden Sportwagen der Welt kaufen könnte, führt seine Herzdame zu einer Spritzfahrt ins All aus. Weil er es kann. Sie dient als schmückendes Beiwerk.
Nun kann ein Milliardär mit seinem Geld ja tatsächlich tun, was er will. Er kann, wenn die Technik das hergibt, auch zum Mond fliegen, mit wem er will. Aber gut finden muss man das nicht.
Ein SPIEGEL-Kollege hat die Reisepläne Maezawa gleich nach der ersten Ankündigung in einem Kommentar kritisiert. Er sprach angesichts der Ressourcenverschwendung von einer "obszönen Lustreise". Ich fand das damals überzogen. Angesichts von Maezawas aktuellen Plänen war die Formulierung allerdings von einer beinahe prophetischen Qualität.
6 BilderNeue Raumanzüge: Kein Gehüpfe mehr auf dem Mond
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In fünf Jahren sollen sie wieder auf dem Mond stehen, doch dieses Mal sollen sie es etwas leichter haben: Bei ihrer nächsten Mondlandung werden US-Astronauten nicht mehr über den Erdtrabanten hüpfen müssen, sondern geschmeidig gehen können. Dafür soll der neue, flexiblere Raumanzug sorgen, dessen Prototyp die US-Weltraumbehörde Nasa vorgestellt hat.
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Der Anzug mit dem Namen Exploration Extravehicular Mobility Unit (xEMU) gibt den Astronauten mehr Bewegungsfreiheit als das Modell der "Apollo"-Missionen von 1969 bis 1972. xEMU passt Dank seiner Einheitsgröße Frauen wie Männern.
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"Wenn wir uns an die 'Apollo'-Generation erinnern, erinnern wir uns daran, wie Neil Armstrong und Buzz Aldrin wie Hasen über die Mondoberfläche gehüpft sind", sagte Nasa-Chef Jim Bridenstine im Hauptquartier der Weltraumbehörde in Washington. "Jetzt wird es uns möglich sein, über die Mondoberfläche zu laufen. Das ist ganz anders als bei den früheren Anzügen."
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Nasa-Ingenieurin Kristine Davis führte vor, wie sie in dem weißen Anzug mit roten und blauen Streifen ihre Arme über den Kopf heben und sich bücken kann, um Gegenstände aufzuheben, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
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Mit dem Anzug sollen für den Menschen Umgebungstemperaturen von -157 Grad bis zu +121 Grad auszuhalten sein, zumindest im Vakuum. "Wenn wir auf den Mars fliegen, dann brauchen wir eine neue Isolierung, denn dort gibt es eine Atmosphäre", erklärte Nasa-Ingenieurin Amy Ross (l.). Das sei aber kein Problem. Denn der ganze Anzug sei modular gestaltet. Dasselbe Kernsystem soll für die Internationale Raumstation ISS, einer künftigen Raumstation in einer Mondumlaufbahn, für die Mondoberfläche oder für den Mars geeignet sein.
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Die USA wollen 2024 wieder einen Menschen auf den Mond bringen - erstmals seit 1972. Auch der orangefarbene Anzug wurde vorgestellt, den die Astronauten auf dem Weg zum Erdtrabanten in der Raumfähre tragen sollen. Der Orion Crew Survival Suit ermöglicht bis zu sechs Tage ihr Überleben, sollte zum Beispiel ein Meteorit die Außenwand ihres Raumschiffs durchschlagen.