Kritik an Nasa-Tweet So klingt ein schwarzes Loch? Von wegen!

Darstellung der Aufnahme des schwarzen Lochs
Foto: X-ray: C. Reynolds / NASA / CXC / Cambridge; Sonification: K.Arcand / NASA / CXC / SAOChris Lintott ist Astrophysiker an der Universität im britischen Oxford – und gerade hat er sich ziemlich geärgert. Grund war der Tweet eines Accounts der US-Weltraumbehörde Nasa vom Sonntag. Das Exoplaneten-Team hatte darin erklärt, es sei ein »Irrglaube, dass es im Weltraum keinen Schall gibt«. Zwar könnten sich im Vakuum tatsächlich keine Schallwellen ausbreiten – doch: »In einem Galaxienhaufen gibt es so viel Gas, dass wir tatsächlich Schall wahrgenommen haben. Hier wird er verstärkt und mit anderen Daten vermischt, um ein schwarzes Loch hörbar zu machen!«
Angehängt war ein Soundfile mit sphärischen, leicht verstörenden Klängen, das im Netz für Begeisterung sorgte. Bis Dienstagnachmittag war die Datei mehr als 13 Millionen Mal aufgerufen worden. Interessant daran sind nun mehrere Dinge: Auf YouTube war der gut 30-sekündige Schnipsel nämlich schon Anfang Mai veröffentlicht worden, hat dort aber bisher nur gut 2,2 Millionen Aufrufe. Seine Karriere begann erst so richtig auf Twitter – und, wenn man Lintott folgt, dann eben ein wenig zu Unrecht.
Doch schwerwiegender wiegt der inhaltliche Aspekt: Hier würden Dinge tiefgründiger dargestellt, als sie eigentlich seien, kritisiert der Experte.
Basierend auf einer rund 20 Jahre alten Aufnahme
Die Datei basiert auf einer Aufnahme, die das US-Observatorium Chandra bereits vor rund 20 Jahren gemacht hat. Damals hatte das Röntgenteleskop 53 Stunden lang den Perseushaufen beobachtet, einen etwa 240 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen im Sternbild Perseus. Dabei wurden auch riesige Wellenfronten registriert, die auf das Vorhandensein eines supermassiven schwarzen Loches hindeuteten. Von diesem aus schießen extrem schnelle Teilchenjets ins All. Diese treffen auf heißes Gas, das auch im Bereich zwischen den einzelnen Galaxien des Haufens zu finden ist – und regen dort die Entstehung von Wellen an.
»Wenn Sie möchten, können Sie diese Wellen als ›Klang‹ bezeichnen und festlegen, welchem Ton sie entsprechen. Dieser Ton, der so verschoben wurde, dass wir ihn hören können, und mit dem herumgespielt wurde, ist der Klang der Nasa«, erklärt Lintott.
Tatsächlich so zu hören sind die Klänge des Perseushaufens also nicht. Die Wellen würden zwar durch das schwarze Loch verursacht, so Lintott, aber er glaube nicht, »dass es viel bringt, sie als ›Geräusche‹ zu bezeichnen«. Vor allem seien sie »sicherlich nicht ›das Geräusch eines schwarzen Lochs‹ in dem Sinne, wie die Menschen diesen Ausdruck auffassen könnten«.
Bei der Nasa hieß es , man habe die Töne stark bearbeitet – tatsächlich wurden sie um knapp 60 Oktaven angehoben – und andere Klänge aus gemessenen Lichtdaten interpretiert. Mit einer solchen »Sonification «, der Umwandlung von Messdaten in hörbare Klänge, habe man mehr Menschen in Kontakt mit der Wissenschaft bringen wollen.