Satellitenbild der Woche See im Abwärtsstrudel

Der Lake Mead ist der größte künstliche See der USA und ein wichtiger Trinkwasserspeicher. Dürre lässt den Stausee seit Jahren schrumpfen – wie sehr, zeigen nun neue Aufnahmen der Nasa.
Satellitenbild vom Lake Mead vom Juli 2022: Gewässer nur noch zu 27 Prozent gefüllt

Satellitenbild vom Lake Mead vom Juli 2022: Gewässer nur noch zu 27 Prozent gefüllt

Foto: NASA Earth Observatory

Die Dürre am Lake Mead war in den vergangenen Jahren immer wieder mal beängstigend. Aber dieses Jahr hat der Gruselfaktor ungeahnte Höhen erklommen – während der Wasserstand des Sees einen rekordverdächtigen Tiefpunkt erreichte. Der künstliche See in den USA gab nun Geheimnisse preis, die er vorher verborgen hatte – die Überreste von Menschen, die vor Jahrzehnten Opfer von Mafiakillern geworden sein könnten.

Seit 22 Jahren geht der Wasserstand des Lake Mead nun schon zurück – und der Trend hält an. Derzeit ist der Stausee, etwa 50 Kilometer südöstlich von Las Vegas, an der Grenze von Arizona und Nevada gelegen, auf den niedrigsten Stand seit April 1937. Damals wurde er zum ersten Mal geflutet. Am 18. Juli 2022 war das auch für die Trinkwasserversorgung wichtige Gewässer nur noch zu 27 Prozent gefüllt. An den Stand von 1937 kam der etwa 170 Kilometer lange See zuletzt im Jahr 1999.

Der größte Stausee der Vereinigten Staaten versorgt Millionen von Menschen in sieben Bundesstaaten und im Norden Mexikos mit Wasser – außerdem vier bis fünf Millionen Hektar Ackerland. Er ist geradezu ein Mahnmal für die Folgen des Klimawandels und für lang anhaltende Dürre. Denn schon länger plagt Mensch, Vieh und Pflanzen eine Trockenheit in der Region. 74 Prozent der Fläche der neun westlichen Bundesstaaten der USA sind in einer Form davon betroffen.

Neu veröffentlichte Aufnahmen der Nasa zeigen nun, wie sich das auf den See auswirkt, der über Wasserkraftwerke auch für die Erzeugung von Strom beiträgt. Die drei Aufnahmen, allesamt mit den »Landsat«-Satelliten gemacht, stammen aus den Jahren 2000, 2021 und 2022.

Sie zeigen einst volle Nebenflüsse, die nun nur noch wie ausgetrocknete Narben in der Landschaft wirken. Bei den hellen Rändern entlang der Uferlinie in den Jahren 2021 und 2022 handelt es sich um mineralisierte Bereiche des Seeufers, die früher unter Wasser standen – sie wirken wie ein Seifenrand in einer abgelassenen Badewanne.

Satellitenbild vom Lake Mead im Jahr 2000 (l.) 2021 (m.) und 2022 (r.): historischer Tiefstand

Satellitenbild vom Lake Mead im Jahr 2000 (l.) 2021 (m.) und 2022 (r.): historischer Tiefstand

Foto: NASA Earth Observatory

Etwa zehn Prozent des Wassers im Lake Mead stammen jährlich aus lokalen Niederschlägen und Grundwasser, der Rest aus der Schneeschmelze in den Rocky Mountains. Dieses Wasser fließt über den Lake Powell, den Glen Canyon und den Grand Canyon in das Einzugsgebiet des Colorado River, der schließlich durch den Hoover Dam zum See aufgestaut wird. Am Damm würde das Wasser normalerweise eine Höhe von 372 Metern über dem Meeresspiegel erreichen – bei maximalem Pegelstand. Aber zum Zeitpunkt der neuesten Aufnahme, am 18. Juli 2022, lag der Wasserstand laut Daten des U.S. Bureau of Reclamation (USBR) nur bei 317 Metern über dem Meeresspiegel – ein historischer Tiefstand. Zum Vergleich: Zur Zeit der Aufnahme von Ende Juli 2000 betrug der Wasserstand 341 Meter.

Der USBR forderte erst kürzlich die Staaten im Einzugsgebiet des Colorado River auf, den Wasserverbrauch in den nächsten 18 Monaten zu reduzieren. Aber abgesehen von seinen zahlreichen wichtigen Funktionen für die Infrastruktur der Region dient der Lake Mead den Menschen in den USA auch als wichtiges Erholungsgebiet, und ist damit auch indirekt ein Arbeitgeber.

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Nach Angaben des National Park Service sind fünf von sechs Slipanlagen und Anlegestellen für Boote derzeit geschlossen. »Sinkende Wasserstände aufgrund des Klimawandels und 20 Jahre anhaltende Trockenheit haben die Uferlinien des Parks neu geformt«, so der Park Service. »Da der Lake Mead weiter zurückgeht, wird die Erweiterung der Slipanlage aufgrund der Topografie und des prognostizierten Rückgangs des Wasserspiegels immer schwieriger und teurer«.

Bis September könnte der Pegel auf 316 Meter abgesunken sein. Wer weiß, was der See dann noch alles freigibt.

joe
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