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Exoplaneten: Pralle Vielfalt im All

Foto: DPA/ Lynette Cook

Leben im All Forscher bejubeln Planeten-Flut

Gibt es Leben da draußen im All? Die Hinweise darauf verdichten sich: Gleich mehrere aktuelle Studien zeigen, dass es in unserer Galaxie nur so von Planeten wimmelt. Millionen von ihnen könnten unserer Erde ähneln.

Es klingt wie Stoff für Science-Fiction-Autoren. Planeten bedeckt von Eis, Ozeanen aus Sand oder kontinentgroßen Wäldern, bevölkert von bizarren Lebensformen: Vieles von dem, was in Büchern und Filmen zusammenphantasiert wurde, halten inzwischen selbst Wissenschaftler für denkbar. Denn immer deutlicher stellt sich heraus: Planeten kommen im All in derart ungeheurer Zahl und Vielfalt vor, dass kaum mehr etwas unmöglich erscheint.

Forscher haben jetzt gleich drei neue Studien vorgestellt, die diesen Eindruck bestärken. Eine Studie des internationalen Teams um Arnaud Cassan vom Astrophysikalischen Institut in Paris ergab, dass es in der Milchstraße mehr Planeten als Sterne gibt. Das ist beeindruckend angesichts der Tatsache, dass unsere Galaxie aus rund 300 Milliarden Sternen besteht. Allein zehn Milliarden besitzen demnach Planeten in der sogenannten bewohnbaren Zone, jenem Abstand zum Heimatstern, in dem flüssiges Wasser und damit Leben existieren kann. Und anders als bisher angenommen stellen die kleinen, potentiell erdähnlichen Planeten offenbar keine kleine Minderheit, sondern die Mehrheit der Welten außerhalb unseres Sonnensystems.

Doppelsonnen sorgen für chaotisches Wetter

Zugleich wurden zwei weitere Studien veröffentlicht, die ebenfalls das Bild einer Galaxie voller Planeten unterschiedlichster Art zeichnen. So haben Astronomen mit Hilfe des Weltraumteleskops "Kepler" zwei Planeten aufgespürt, an deren Himmel jeweils Doppelsonnen strahlen. Fans der Science-Fiction-Saga "Star Wars" werden sofort an den Planeten Tatooine denken, auf dem Luke Skywalker zu Hause war. Auch dort gab es abends einen doppelten Sonnenuntergang.

Lebensfreundlich wie auf Tatooine geht es auf den beiden Planeten nicht zu - zumal sie Gasriesen von den Ausmaßen des Saturns sind. Einer der neu entdeckten Planeten - sein Name lautet Kepler-34b - braucht 289 Tage für eine Umrundung seiner beiden Sonnen, die sich gegenseitig alle 28 Tage umkreisen. Kepler-35b umkreist seine zwei kleineren Heimatsterne, die sich alle 21 Tage umeinander drehen, einmal alle 131 Tage.

Wie die Astronomen um William Welsh von der San Diego State University im Fachblatt "Nature"  berichten, ähneln die Sterne beider Systeme unserer Sonne. Da sie sich jedoch immer wieder gegenseitig bedecken, schwankt auch die Strahlung stark, die ihre Planeten erreicht. Entsprechend chaotisch dürfte das Wetter sein, meint Welsh - "als würde man alle vier Jahreszeiten viele Male pro Jahr erleben, mit enormen Temperaturschwankungen."

Der Fund deutet darauf hin, dass solche sogenannten zirkumbinären Planeten - also solche mit zwei Sonnen - keine Seltenheit sind. Denn schon im September 2011 wurde die erste Entdeckung eines Tatooine-Systems bekannt. Dass so kurz darauf gleich zwei weitere auftauchten, zeigt laut Welsh, dass es in der Milchstraße vermutlich Millionen von Planeten mit Doppelsonnen gibt.

Mit nunmehr drei derartigen Funden sehen die Astronomen eine neue Klasse von Planetensystemen als etabliert an. "Es ist aufregend, welche Diversität wir in den neuen Planetensystemen finden", kommentierte Lisa Kaltenegger vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Astronomie. Man sei bereits in der Lage, Planeten von der Größe des Mars zu finden, auch wenn sie aufgrund der Nähe zu ihren Heimatsternen sehr heiß seien. "Das heißt, dass die Suche nach kleinen Felsplaneten die Größenschwelle der Erde schon unterschritten hat."

Drei Mini-Planeten im Orbit um Rote Zwerge

In einer dritten Studie, die ebenfalls am Mittwoch präsentiert wurde, berichten Astronomen von der Entdeckung der drei kleinsten Planeten, die bisher außerhalb unseres Sonnensystems bekannt sind. Sie alle seien kleiner als die Erde, scheinen aus Fels zu bestehen und eine feste Oberfläche zu besitzen.

Zwar ist auch unter ihnen kein Kandidat für außerirdisches Leben: Alle umkreisen ihre Heimatsterne in derart engen Umlaufbahnen, dass es auf ihrer Oberfläche glühend heiß ist. Dennoch ist die Entdeckung eine gute Nachricht für die Suche nach außerirdischem Leben, denn erstmals wurden solche Felsplaneten im Orbit um sogenannte Rote Zwerge gefunden.

Diese kleinen, relativ schwach leuchtenden Gasbälle stellen rund 80 Prozent aller Sterne in der Milchstraße. Deshalb deutet der Fund darauf hin, "dass es in der Galaxie nur so wimmelt von derartigen Felsplaneten", hieß es in einer Mitteilung des California Institute of Technology. "Die Chancen stehen gut, dass viele von ihnen in der bewohnbaren Zone liegen."

Vielleicht wurde eine solche zweite Erde sogar schon entdeckt. Im Dezember 2011 meldeten Forscher den Fund eines Planeten, der kaum größer als die Erde ist und auf dessen Oberfläche eine Durchschnittstemperatur von milden 22 Grad herrschen soll.

Die neue Studie , die demnächst im "Astrophysical Journal" erscheint, basiert ebenfalls auf Daten des "Kepler"-Teleskops. Nur 85 der 900 potentiellen Sterne mit Planeten, die "Kepler" im Februar 2011 gemeldet habe, seien Rote Zwerge. Dass dieser kleine Anteil gleich drei kleine Felsplaneten hervorgebracht habe, könne bedeuten, dass man außerordentliches Glück gehabt habe. Wahrscheinlicher sei aber, dass solche Planeten regelmäßig im Orbit um Rote Zwerge vorkämen.

Studienleiter Philip Muirhead vom California Institute of Technology sprach von einer "aufregenden Entdeckung". Ähnlich äußerte sich sein Mitautor John Johnson: "Sollten diese Planeten so weit verbreitet sein, wie es den Anschein hat, muss die Galaxie voller kleiner bewohnbarer Planeten sein."

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