Landesonde "Mascot" Schuhkarton steuert Asteroid an
Stellen Sie sich vor, Sie zielen mit einem Schuhkarton auf einen Gesteinsbrocken, der 300 Millionen Kilometer weit entfernt liegt. Ein internationales Forscherteam hat genau das gemacht.
Vor fast vier Jahren machte sich die japanische Raumsonde "Hayabusa2" auf den Weg zum Asteroiden Ryugu. Mit an Bord ist auch die deutsche Landesonde "Mascot", die an diesem Mittwoch auf dem Asteroiden landen soll und in etwa so groß ist wie ein Schuhkarton.
Was ist das Ziel?
Die Forscher wollen besser verstehen, wie Asteroiden entstehen. Ryugu besteht aus etwa 4,5 Milliarden Jahre altem Gestein, das eventuell einmal mit Wasser in Berührung gekommen ist und zu einem Großteil aus Kohlenstoff besteht - die Zutaten für Leben, wie wir es kennen.

Raumsonde "Hayabusa 2"
Foto: DLR/dpaForscher vermuten seit Längerem, dass Asteroiden einst Wasser und auch Leben auf die Erde gebracht haben könnten. "Hayabusa 2" soll dabei helfen, diese Frage aufzuklären. Außerdem erhoffen sich die Forscher neue Erkenntnisse darüber, wie sich die Menschheit vor Asteroiden-Einschlägen schützen könnte.
Wie ist die Mission bisher verlaufen?
Die Raumsonde "Hayabusa 2" ist bereits seit Dezember 2014 unterwegs. Sie hat immerhin schon 300 Millionen Kilometer zurückgelegt und den Asteroiden im All gefunden. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass Ryugu weniger als einen Kilometer im Durchmesser misst.
Außerdem hat "Hayabusa 2" inzwischen zwei Roboter sicher auf dem Asteroiden abgesetzt, die auch schon erste Bilder von der Oberfläche zur Erde geschickt haben.

Oberfläche von Asteroid Ryuga
Foto: AFP/ JAXADer schwierigste Teil der Mission steht jedoch noch bevor: "Hayabusa 2" soll Material von dem Asteroiden absaugen und es die fast 300 Millionen Kilometer zurück zur Erde bringen. Mit einer Rückkehr der Sonde wird erst im Jahr 2020 gerechnet.
Was ist das Besondere?
Sollte die waghalsige Mission gelingen, wäre es erst das zweite Mal, dass Proben von einem Asteroiden entnommen und auf die Erde gebracht werden. Mit der Sonde "Hayabusa 1" hatte die japanische Weltraumagentur Jaxa im Jahr 2010 zum ersten Mal Staub vom Asteroiden Itokawa zur Erde transportiert.
Auch wenn es sich nur um wenige Milligramm handelte, die noch nicht einmal mit bloßem Auge sichtbar waren: Die Sammelaktion war wissenschaftlich ein Erfolg. Die japanische Öffentlichkeit war elektrisiert, sogar ein Blockbuster wurde über die Raummission gedreht.
Welche Rolle spielt "Mascot"?
Der Mobile Asteroid Surface Scout, kurz "Mascot", wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt in Kooperation mit der französischen Raumfahrtagentur CNES und der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA. Mehr über die Arbeiten an "Mascot" lesen Sie hier.
Wenn alles klappt, soll das schuhkartongroße Messgerät Daten über den Asteroiden sammeln und so den geeigneten Ort für die Probenentnahme finden, damit auch möglichst aussagekräftiges Material zurück zur Erde kommt.
"Mascots" Einsatz wird allerdings nur wenige Stunden dauern und das auch noch unter extremen Bedingungen. An der Landestelle herrschen nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Temperaturen zwischen 47 Grad und minus 63 Grad. Nach etwa 16 Stunden wird dem Roboter die Energie ausgehen, für einen längeren Betrieb reicht die Batterie nicht aus.
Während "Hayabusa 2" 2019 den Heimweg antreten wird, wird "Mascot" auf dem Asteroiden weiter durchs All reisen.