Satellitenbild der Woche Wüstenauge

Die Struktur in Mauretanien ist so auffällig, dass Astronauten sie als Landmarke nutzen
Foto: Chris Cassidy/ NASAWer bis zum "Auge Afrikas" vordringen will, muss einen beschwerlichen Weg auf sich nehmen: Nur eine Schotterpiste führt zu der merkwürdigen Ringstruktur in Westafrika. Die nächste Stadt Ouadane liegt 30 Kilometer entfernt, die Region ist eine der am dünnsten besiedelten Gegenden Mauretaniens. Und selbst denjenigen, die sich bis zu der "Guelb er Richat", zu Deutsch "Richat-Struktur", durchgeschlagen haben, bleibt das Besondere des Ortes verborgen.
Erst aus dem All ist das runde Gebilde mit einem Durchmesser von 45 Kilometern zu erkennen. Die Struktur ist so auffällig, dass Astronauten sie als Landmarke nutzen. Der US-Astronaut Chris Cassidy hat das "Auge Afrikas" von der Internationalen Raumstation (ISS) aus fotografiert und getwittert.
Noch immer ist nicht restlos geklärt, wie das Gebilde entstanden ist. Einige vermuten dort gar die Überreste der untergegangenen Stadt Atlantis. Als Forscher vor 50 Jahren die ersten Satellitenbilder der Sahara analysierten, glaubten sie, an der Stelle stürzte einst ein Meteorit auf die Erde, der den mächtigen Krater in den Boden sprengte. Doch an der vermeintlichen Absturzstelle fand sich nicht ein Krümel Gestein aus dem All.
Amazing to see the “Eye of the Sahara” near Ouadane, Mauritania. Easily viewable with one’s naked eye from our windows on @Space_Station. pic.twitter.com/Cztak4kL8y
— Chris Cassidy (@Astro_SEAL) July 15, 2020
Vor wenigen Jahren präsentierten Forscher eine weitere mögliche Erklärung: Demnach entstand das "Auge Afrikas" vor mehr als hundert Millionen Jahren - zu der Zeit brach der Superkontinent Pangäa allmählich auseinander. Gewaltige Magmablasen drängten an die Oberfläche und rissen die Landfläche auseinander. Unter der Sahara blieb das Magma jedoch stecken und wölbte den darüberliegenden Boden zu einer Beule, bis das Gestein ringförmig brach.
Über die Jahrmillionen trugen Wind und Regen die weicheren Gesteinsschichten ab - das Auge der Sahara trat hervor. Die Formation ist mit bloßem Auge von der ISS aus zu sehen, berichtet Astronaut Cassidy. Er ist seit dem 9. April im All und derzeitiger Kommandant der ISS. Er absolvierte jüngst seinen zehnten Weltraumspaziergang und verlegte Kabel an der Außenwand der ISS.
Am vergangenen Donnerstag erhielt die insgesamt fünfköpfige Crew Nachschub von der Erde - insgesamt gut 2,5 Tonnen, darunter Sauerstoff und Nahrungsmittel. Ein russischer Raumfrachter hatte erfolgreich an der All-Wohngemeinschaft angedockt.