
Meteoriten und ihre Folgen: Riesige Krater, gefällte Wälder
Geschichte der Meteoriteneinschläge Biester, die man in Ketten legte
Hamburg - Sie wussten, dass er kommen würde. Als am frühen Morgen des 7. Oktober 2008 über der Wüste des Nordsudan ein Meteorit niederging, hatten Forscher den Einschlag erstmals vorhergesehen. Für die Bewohner der nordsudanesischen Stadt Wadi Halfa war es dennoch ein beeindruckendes Ereignis: Der 80 Tonnen schwere Flugkörper explodierte in einem Feuerball, gefolgt von Donnergrollen.
Welchen Eindruck solch ein unheimliches Ereignis in weniger modernen Zeiten hinterlassen hat, ist dokumentiert. Schilderungen mutmaßlicher Meteoriteneinschläge finden sich seit vielen Jahrhunderten, schon der griechische Schriftsteller Plutarch beschrieb um 470 vor Christus den Einschlag eines Meteoriten in Phrygien, der später lange als Heiligtum verehrt wurde. Als 1492 ein über hundert Kilo schwerer "Donnerstein" auf einen Acker im elsässischen Ensisheim fiel, legten die Anwohner das unheimliche Ding gar in Ketten - auf dass es keinen weiteren Schaden anrichte.
Doch auch in der Neuzeit können Meteoriten Angst und Schrecken verbreiten - wie jetzt die Reaktionen auf den Meteoriten-Hagel in Russland zeigen. Diese Erdregion war schon häufiger betroffen: Für großes Aufsehen sorgte im Jahr 1908 das sogenannte Tunguska-Ereignis in Sibirien. Auch hier zerplatzte mutmaßlich ein Meteorit in der Luft, löste dabei jedoch eine gewaltige Druckwelle aus. Sie war so stark, dass auf einer Fläche von etwa 2000 Quadratkilometern Millionen von Bäumen gefällt wurden - russische Wissenschaftler dokumentierten die Schäden auf vielen Fotos.
Zahlreiche Bäume fielen auch beim letzten großen Einschlag in Russland im Jahr 1947. Damals schuf der Eisenmeteorit Sikhote-Alin in Ostsibirien mehr als hundert Krater, die bis zu sechs Meter tief und 28 Meter breit sind. Solche Krater sowie Gesteinsreste der Meteoriten gehören zu den wichtigsten Spuren für Wissenschaftler. Schließlich gehen jedes Jahr geschätzt 20.000 Meteoriten mit mehr als hundert Gramm Gewicht über der Erde nieder, doch im Schnitt werden jährlich nur etwa fünf Einschläge dokumentiert.
Umso größer ist das Aufsehen, wenn Meteoriten so wie jetzt in Russland in der Nähe von Menschen niedergehen. Im münsterländischen Ramsdorf etwa hörten spielende Kinder am Abend des 26. Juli 1958 einen seltsamen Lärm. "Das Geräusch klang wie ein Moped, das mit Vollgas angerast kam, und dann - war es still", erinnerte sich eine Zeugin später. Sie und ihre Spielkameraden folgten dem Lärm und entdeckten ein Loch in der Erde, aus dem Rauch kam. Am nächsten Tag gruben die Kinder die Überreste eines rund fünf Kilo schweren Meteoriten aus - sie hatten ihn zunächst für den russischen Satelliten Sputnik gehalten.
Im April 2012 riss ein über der Sierra Nevada explodierter Meteor viele Einwohner aus dem Schlaf, Augenzeugen berichteten von einem riesigen Feuerball - Schäden gab es keine, und das kosmische Geschoss erwies sich sogar als Glücksfall für die Wissenschaft.
Noch näher kam der Himmel einer Frau in der Nähe von Paris: Im Dach des Hauses von Martine Commette wurde ein hühnereigroßes Loch entdeckt, das sich als Folge eines Meteoriteneinschlags entpuppte. Der Fund sei "märchenhaft und noch unwahrscheinlicher als ein Lottogewinn", sagte Commette begeistert.
Tatsächlich liegen die Chancen, von einem Meteoriten getroffen zu werden, laut einer Studie bei eins zu 765 Millionen und damit noch deutlich unter der Gefahr eines Blitzeinschlags. Und so gibt es laut dem Londoner Natural History Museum unter Menschen auch keinerlei belegte Todesfälle durch Meteoriten. Selbst Verletzungen sind extrem selten.
In Ägypten wurde laut einem Augenzeugenbericht 1911 allerdings ein Hund von einem Teil des Mars-Meteoriten Nakhla getroffen. Auch dieser sogenannte "Nakhla-Hund" bleibt jedoch eine unbewiesene Legende - denn der angebliche Einschlag soll das Tier komplett zerstäubt haben.