Mondmission Experten erwarten baldige Landung von Chinas Raumsonde "Chang'e 5"

Vollmond über dem Taunus bei Frankfurt
Foto: Michael Probst / APChina hat den Mond fest im Blick. Die nach der chinesischen Mondgöttin benannte Raumsonde »Chang'e 5« könnte nach Meinung von US-Experten bereits an diesem Sonntag auf dem Erdtrabanten landen. Sie soll nicht nur wie bei früheren Missionen einen Rover auf der Oberfläche absetzen, sondern mit Gesteinsproben zur Erde zurückkehren.
Die Mission war am frühen Dienstagmorgen Ortszeit (Montagabend MEZ) vom Raumfahrtbahnhof in Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan gestartet. Die Raumfahrtbehörde der Volksrepublik hat bisher noch kein offizielles Datum für die Landung verkündet. »Chang'e 5« soll in einem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788-1862) genannten Vulkangebiet landen, das im »Ozean der Stürme« liegt – im oberen, linken Teil der erdzugewandten Seite des Mondes.
Eine Sonde hat China bereits zweimal erfolgreich auf dem Mond gelandet. Die größere Herausforderung besteht im zweiten Teil der Mission. Im Erfolgsfall wäre es das erste Mal seit 44 Jahren, dass Gesteinsproben zur Erde zurückgebracht würden. China wäre nach den USA und der Sowjetunion in den Sechziger- und Siebzigerjahren erst die dritte Raumfahrtnation, der ein solches Vorhaben gelingt.
»Auf einem anderen Himmelskörper zu landen, ist immer kompliziert«, sagt Paolo Ferri, der frühere Leiter des Missionsbetriebs der europäischen Raumfahrtagentur Esa im Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt. Der wirkliche Knackpunkt, glaubt Ferri, ist die Rückkehr. Dabei soll der mit Steinen beladene Lander am Orbiter andocken, der den Mond umkreist: »Das Rendezvous im Orbit wird eine neue Herausforderung und bei der Landung auf der Erde müssen die Berechnungen ganz genau sein.« Der ganze Ablauf gleiche dem ersten bemannten Raumflug zum Mond von Apollo 11 vor mehr als 50 Jahren. Allerdings sei heute die Technik viel weiter.
Auch der Planetengeologe Ulrich Köhler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) blickt mit Spannung auf die Mission. Während die Erde extrem dynamisch sei und sich sowohl im Inneren als auch an der Oberfläche verändere, sei der viel kleinere Mond, auf dem es weder eine Plattentektonik noch eine störende Atmosphäre gebe, schon seit etwa drei Milliarden Jahren kaum noch aktiv, erklärt Köhler einen geologischen Unterschied des Erdtrabanten.
Der Mond entstand, als unsere Protoerde vor etwa 4,4 Milliarden Jahren mit einem marsgroßen Körper kollidierte. Gesteinsproben vom Mond seien auch deshalb wie ein »Fenster in die Frühzeit des Sonnensystems«. Zwar sind laut Köhler dank der früheren Missionen der Amerikaner und Sowjets bereits etwa 382 Kilogramm an Probenmaterial vom Mond in Laboren auf der Erde vorhanden, die einen großen Erkenntnisgewinn ermöglicht hätten. Dennoch gebe es noch Lücken, die durch die Mission der Chinesen, die etwa zwei Kilogramm Steine zurückbringen wollen, nun geschlossen werden könnten.
Test für die Zukunft
Im Start der zweiten chinesischen Mondmission innerhalb von zwei Jahren sieht Raumfahrtexperte Ferri von der Esa jedoch nicht nur eine geologische Mission, sondern einen wichtigen Technologietest für bemannte Flüge zum Erdtrabanten.
Die Chinesen hätten eine sehr komplizierte Mission gewählt, um Proben vom Mond auf die Erde zu bringen, sagt Ferri: »Sie hätten das viel einfacher machen können.« Es werde vermutet, dass die ganze Technik erprobt werden soll, die eines Tages für eine bemannte Landung auf dem Mond nötig ist. Bereits im Sommer haben die Chinesen ihren ersten Rover Richtung Mars gestartet. »Vieles, was man auf dem Mond macht, kann man auch auf dem Mars nutzen«, sagt Ferri.