Mondlandung "Apollo"-Fotos sollen Verschwörungstheoretiker bekehren

Astronaut Alan Shepard ("Apollo 14", Februar 1971): Mondlandung als Mummenschanz abgetan
Foto: AFP/ NASAWashington - Die Nasa und die Macht der Bilder: Da musste die US-Weltraumbehörde doch am Donnerstag tatsächlich eingestehen, dass die originalen Fernsehbilder der Mondlandung weiterhin verschollen sind. Auch eine dreijährige Suche nach den Magnetbändern habe keinen Erfolg gebracht, sagte Nasa-Manager Dick Nafzger. Ein Team unter seiner Leitung hatte nach den Aufnahmen gefahndet und musste nun - pünktlich zum 40. Jubiläum des Jahrhundertereignisses - sein Scheitern eingestehen. "Uns ist klar, dass es sich um eine schlechte Nachricht handelt", sagte Nafzger. "Wir haben die Bänder nicht."
Wie zur Kompensation präsentierte die Weltraumbehörde zur gleichen Zeit erstmals aufwendig restaurierte Aufnahmen der Mondlandung. Sie stammen allerdings von abgefilmtem TV-Material und anderen Kopien. Die Originale sind schließlich - genau! - verschollen. Das insgesamt vier Stunden lange Material wurde von einer Firma in Hollywood hergestellt. Die Qualität sei im Vergleich zu altem TV- Material erheblich verbessert worden, jubilierte die Nasa.
Doch für Verschwörungstheoretiker war das Ganze ein gefundenes Fressen: Der Verlust der Originale und die Restaurierung ausgerechnet in Hollywood - das schreit doch zum Himmel! So argumentiert zumindest so mancher, für den das gesamte Mondunternehmen nur ein gigantisches Spektakel war, das in Wahrheit in einem Hollywood-Studio gedreht wurde.
Seit Jahrzehnten haben einige Zweifler die Berichte über die Mondlandung als Mummenschanz abgetan, durch den Boom des Internets fand die Verschwörungstheorie immer mehr Anhänger. Doch mit brandaktuellen Bildern will die Nasa diesen Zweiflern nun das Wasser abgraben. Am Freitagabend deutscher Zeit veröffentlichte die Behörde Aufnahmen der im vergangenen Monat gestarteten Mondsonde "Lunar Reconaissance Orbiter". Sie zeigen alle Landestellen bemannter Mondmissionen, mit Ausnahme von "Apollo 12".
Bisher hatte es keine ausreichend fein aufgelösten Fotos dieser Gebiete gegeben. Weder mit Hilfe von erdgebundenen Teleskopen, noch mit Weltraumobservatorien waren die "Apollo"-Überbleibsel auf dem Mond zu sehen. Für Verschwörungstheoretiker war das ein klarer Beweis, dass niemals Menschen durch den Mondstaub gestapft sind. Sonst würde man doch wohl ihre dort zurückgebliebenen Gefährte fotografieren können, oder?!
Gerade ein paar Pixel sind die Plattformen groß
Die LROC-Kamera der neuen Mondsonde bringt nun erstmals eine ausreichende Auflösung mit, um zumindest einen Teil der Zweifler zu widerlegen. Auf den nun veröffentlichten Bildern (siehe Fotostrecke oben) sind die Landefähren allerdings auch nur dann zu erkennen, wenn man weiß, wohin man sehen muss. Gerade ein paar Pixel sind die Plattformen im grauen Staub auf den Fotos groß. Dazu kommt ein kleiner dunkler Schatten. Mancher Skeptiker mag sich vielleicht auch davon nicht überzeugen lassen.
Von den bisherigen Aufnahmen ist das Foto des Landeplatzes von "Apollo 14" noch am besten. Hier sind sogar die Spuren der Astronauten Alan Shepard und Edgar Mitchell zu sehen. Die zwischen dem 11. und dem 15. Juli aufgenommenen Bilder sind insgesamt nicht berauschend - weil LRO sein geplantes Arbeitsorbit um den Mond eigentlich noch gar nicht erreicht hat. Und trotzdem setzte die Nasa den 483 Millionen Euro teuren Späher schon für die zu PR-Aktion ein.
Die Veröffentlichung der Bilder der "Apollo"-Landestellen sollte schließlich rechtzeitig zum 40. Jubiläum am Montag erfolgen. Das Ganze musste so schnell gehen, dass noch nicht einmal alle am Kameraexperiment beteiligten Wissenschaftler die Aufnahmen vorher zu sehen bekamen.
Bessere Bilder sollen folgen, verspricht die Nasa
In den kommenden Monaten soll die Sonde den Erdtrabanten aus rund 50 Kilometer Höhe mit ungekannter Präzision kartieren. Läuft alles nach Plan, dann wird etwa ein Zehntel der Mondoberfläche auf 50 Zentimeter genau erfasst. Die ersten Bilder der Sonde versetzten Astronomen bereits vor einigen Tagen in Verzückung. Die Sonde soll auch Landestellen für spätere bemannte Flüge erkunden und nach Wasser an den Polen suchen. Und nebenbei sollen auch noch bessere Aufnahmen der "Apollo"-Landestellen gemacht werden - mit zwei bis dreifacher Auflösung der aktuellen Fotos, verspricht die Nasa auf ihrer Web-Seite.
Bleibt die Sache mit den verschollenen TV-Aufnahmen: Warum die historischen Bilder, die die beiden "Apollo"-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin während ihres Besuchs auf dem Erdtrabanten aufgenommen haben, verschwunden sind, ist noch immer nicht ganz geklärt. Es heißt, die Nasa habe den Verlust der Bänder erst 2005 bemerkt. Ein Jahr später sei eine Suche eingeleitet worden, die aber bisher kein Ergebnis brachte. Ein offizieller Untersuchungsbericht solle in Kürze veröffentlicht werden.
Insgesamt dürfte es sich um etwa 45 Bänder handeln, schätzt die Behörde. Vermutlich seien die Bänder in den siebziger Jahre überspielt und die ursprünglichen Aufnahmen damit für immer vernichtet worden. Allerdings bestehe die Möglichkeit, dass zwei der Bänder sich noch in Australien befinden, wo zwei Satellitenstationen die sensationellen Mondbilder seinerzeit empfangen haben.