Sonde "New Horizons" Kurzes Rendezvous mit Pluto
Es ist ein Meilenstein der Raumfahrtgeschichte: Nach einer gut neunjährigen Reise durchs All sollte die US-Sonde "New Horizons" um 13.49 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit in nur 12.000 Kilometern Entfernung an dem weitgehend unerforschten Himmelskörper vorbeirasen, wie die US-Weltraumbehörde Nasa mitteilte. Rund 700 Millionen Dollar kostet die Mission zum Rand des Sonnensystems.
Die Annäherung der rasend schnellen Sonde in das unbekannte Pluto-System galt allerdings als gefährlich - wegen des Risikos eines Zusammenstoßes mit kleinen Staubteilchen, die schweren Schaden an "New Horizons" anrichten könnten. Die Nasa-Wissenschaftler hoffen auf ein Signal der Sonde, das den problemlosen Vorbeiflug bestätigt. Es soll am frühen Mittwochmorgen kurz nach 3 Uhr unserer Zeit auf der Erde eintreffen.

Nasa-Sonde "New Horizons": Vorbeiflug an Pluto
Das Risiko einer folgenschweren Kollision der pfeilschnellen Raumsonde mit kleinen Materieteilchen in direkter Pluto-Nachbarschaft liege bei eins zu 10.000, erklärte der wissenschaftliche Leiter der Mission, Alan Stern, im Vorfeld. "New Horizons" hat die Erde beim Start im Januar 2006 so schnell verlassen wie noch keine Raumsonde zuvor - mit 16,2 Kilometern pro Sekunde (58.000 km/h). Sie ist das erste Raumfahrzeug, das Pluto und seinen fünf Monden so nahe kommt.
Pluto größer als gedacht
"New Horizons" soll nun unter anderem die Oberflächenformen auf Pluto kartieren. Bereits beim Anflug auf den mysteriösen Zwergplaneten hatte die Raumsonde eine Reihe unerwarteter Entdeckungen gemacht. So ist Pluto den "New Horizons"-Daten zufolge mit einem Radius von 1185 Kilometern etwas größer als bislang angenommen. Zudem ist auf Bildern der Nasa-Sonde ein heller herzförmiger Fleck auf der Pluto-Oberfläche zu erkennen - gleich in der Nachbarschaft einer dunklen Struktur, die von Forschern "Der Wal" genannt wird.
In den letzten Tagen vor dem Rendezvous hatte die Nasa immer neue Fotos vom Anflug veröffentlicht. Sie zeigen den Himmelskörper in nie gesehener Genauigkeit. Die schärfsten Aufnahmen von Pluto hatte vor der Annäherung von "New Horizons" das "Hubble"-Weltraumteleskop gemacht. Darauf nahm der gut 2000 Kilometer messende Himmelskörper nur wenige Pixel ein.
Im Laufe der Woche werden die ersten Fotos erwartet. Doch die meisten Bilder kommen erst im September. Die Daten werden mit lediglich 600 Bit pro Sekunde übertragen, ein Bruchteil einer langsamen Handyverbindung. Es dauert wegen der gigantischen Entfernung zudem fast fünf Stunden, bis Signale vom Pluto per Lichtgeschwindigkeit zur Erde gelangen.
Überrest des Sonnensystems
Pluto wurde jahrzehntelang zu den damals neun großen Planeten des Sonnensystems gezählt, ehe er 2006 zum Zwergplaneten zurückgestuft wurde. Während die nunmehr noch acht Planeten unseres Sonnensystems allesamt bereits das Ziel von Raumsonden waren, erhält Pluto nun zum ersten Mal Besuch von der Erde.
Seine Bahn um die Sonne zieht Pluto im sogenannten Kuiper-Gürtel. Diese Region birgt Überbleibsel aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren - dort gibt es Kometen und die Bausteine für kleine Planeten. "Das Pluto-System ist ein fossiler Überrest vom Beginn unseres Sonnensystems", erläuterte John Grunsfeld von den Nasa-Wissenschaftsmissionen. Die Mission von "New Horizons" werde ein neues Forschungsgebiet eröffnen. "Wir werden lernen, woher wir kommen."