Navigationssystem Galileo Europäische Satelliten in falscher Umlaufbahn ausgesetzt
Kourou - Die beiden am Freitag gestarteten Satelliten für das globale europäische Navigationssystem Galileo sind von ihrer Trägerrakete nicht in der richtigen Erdumlaufbahn ausgesetzt worden. Beobachtungen hätten gezeigt, dass es eine Abweichung zwischen dem Zielorbit und der erreichten Bahn gebe, teilte die Raketenbetreibergesellschaft Arianespace in der Nacht zum Samstag mit . Ob die Satelliten genügend Treibstoff an Bord haben, um aus eigener Kraft die richtige Umlaufbahn zu erreichen, war zunächst unklar. Es liefen weitere Untersuchungen, hieß es.
Die beiden Satelliten waren am Freitagnachmittag vom europäischen Weltraumstartplatz Kourou in Französisch-Guayana aus ins All gestartet. Zunächst hatte es von allen beteiligten Seiten geheißen, der Flug sei nach Plan verlaufen.
Als Trägersystem diente erneut eine russische "Sojus"-Rakete. Bereits 1966 eingeführt und bis heute kontinuierlich verbessert, gilt das "Sojus"-Tägersystem als besonders zuverlässig. Bis heute haben mehr als 1800 solcher Raketen in Richtung Weltall abgehoben. Arianespace nutzt das russische System zum Transport mittlerer Nutzlasten.

Galileo: Europas eigenes Navigationssystem
Für leichte Lasten von bis zu zweieinhalb Tonnen nutzt die Europäische Weltraumorganisation ESA ihre eigene "Vega"-Rakete. Als Schwerlasttransporter ins All dient die "Ariane 5", die je nach Version bis zu 21 Tonnen in eine Umlaufbahn wuchten kann. Geplant ist eine als "Ariane 5 ES Galileo" bezeichnete Spezialversion dieser Rakete, die mit jedem Start vier Galileo-Satelliten transportieren soll.
30 Satelliten sind geplant
Die beiden Satelliten, die nun in einer falschen Umlaufbahn dümpeln, sind in Bremen gebaut worden und sollten als Galileo Sat-5 und Sat-6 in die Teil des europäischen Satellitennavigtionssystems Galileo werden. Bis 2020 soll das Galileo-System Europa unabhängig von fremder Navigationstechnik machen. Laut Plan hätten die Satelliten in 23.522 Kilometern Höhe ausgesetzt und im Herbst ihren Betrieb aufnehmen sollen.
Die ersten beiden Galileo-Satelliten waren im Oktober 2011 ins All geschossen worden, ein Jahr später kamen dann zwei weitere Satelliten dazu. Nach den am Freitag ins All gebrachten Satelliten sollen dieses Jahr noch zwei weitere folgen. In den kommenden Jahren sollen dann jeweils sechs bis acht weitere Galileo-Satelliten auf eine Erdumlaufbahn gebracht werden. Im Endausbau soll das Galileo-System 30 Satelliten umfassen.

"Ariane"-Raketen: 200 Starts, ungewisse Zukunft
Zwölf Jahre Verzögerung
Aktuell verfügen nur die USA mit GPS (Global Positioning System) sowie Russland mit Glonass ("Globales Satellitennavigationssystem") über satellitengestützte Navigationssysteme. Beide werden nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) vom Militär kontrolliert und können "bei Bedarf" - zum Beispiel aus sicherheitspolitischen Gründen - verfälscht oder sogar abgeschaltet werden. Autofahrer, Rettungsdienste und andere zivile Nutzer von GPS-Geräten wären vorübergehend ohne Orientierung.
Ursprünglich sollte das europäische Prestigeprojekt bereits 2008 an den Start gehen. Wegen Streitigkeiten unter den Partnerländern gab es aber immer wieder Verzögerungen. Ein eingeschränkter Betrieb soll nun ab 2015 möglich sein. Die volle Einsatzfähigkeit ist bis 2020 vorgesehen. Insgesamt wird das System einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten.