Neue Spekulationen
"Columbia"-Crew hätte gerettet werden können
In Hollywood-Filmen rettet die Nasa mindestens zweimal im Jahr die Welt, in der Realität noch nicht einmal die eigenen Raumfahrzeuge, selbst wenn sie könnte. Das zumindest behaupten US-Medienberichte mit Bezug auf eine interne Nasa-Studie über den Absturz des Space Shuttles "Columbia".
Die Frage, wie das Unglück der "Columbia" geschah, gilt als beantwortet: Der Anfang vom Ende, sagen die Experten, begann schon mit dem Start. Eine andere Frage jedoch treibt Amerika nach wie vor um: Gab es eine Möglichkeit, die Crew zu retten?
Nein, behauptete die Nasa bisher offiziell. Ja, behauptet die Zeitung "Florida Today", so stehe es zumindest in einer internen Studie der Nasa.
Für das Rettungsmanöver hätte es sogar ein historisches Vorbild gegeben: Apollo 13 im April 1970. Die Raumfähre "Atlantis" hätte, wie die Zeitung berichtet, demnach noch rechtzeitig ins Orbit gebracht werden können, um die sieben Astronauten der "Columbia" von Bord zu holen.
"Es wäre ein Hochspannungsdrama gewesen, aber es hätte eine
realistische Chance gegeben, die Atlantis auf eine Mission zu schicken, die eine vernünftige Chance gehabt hätte, die Crew zurückzubringen", zitiert "Florida Today" einen ungenannten Beamten, der die Studie angeblich kennt. Die Nasa hätte für das Manöver auf einige Sicherheitsmaßnahmen
vor dem Blitzstart der "Atlantis" verzichten müssen, und es wären auch einige gewagte Weltraumeinsätze nötig gewesen, um die fünf Männer und zwei Frauen von Bord der "Columbia" zu holen. Voraussetzung dafür wäre gewesen, die "Columbia" länger im Orbit zu belassen, was nach Einschätzung der Untersuchungskommission möglich gewesen wäre.
Gerücht oder echte Insider-Information?
Doch all das ist hypothetisch, den nach derzeitigem Kenntnisstand hatte die Nasa die Größe des Problems vor der Landung des Shuttles nicht erfasst. Nicht dass sie dazu nicht in der Lage gewesen wäre: Die Nasa hatte es abgelehnt, den vermutlich beim Start der Fähre entstandenen Schaden an einem Flügel der Columbia von Militärsatelliten begutachten zu lassen.
So ging sie davon aus, dass beim Loslösen eines Stücks Isolierschaum während des Starts kein größerer Schaden entstanden sei. Inzwischen gehen die Ermittler aber davon aus, dass der Isolierschaum den Flügel beschädigte, der dann beim Wiedereintritt in die Atmosphäre am 1. Februar das Shuttle auseinander riss.
So spekulativ das alles ist, nachdem die Explosion der "Columbia" katastrophale Tatsachen geschaffen hat, wird die Nasa in den nächsten Tagen kaum umhin kommen, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Bisher ist die "interne Nasa-Studie" nicht mehr als ein von einem anonymen Beamten in die Medien lanciertes Gerücht - allerdings ein bisher undementiertes.