Neue Theorie Stammt Sars aus dem Weltall?
Der Erreger der Lungenkrankheit Sars, so meinen Forscher aus Großbritannien, könnte aus dem All auf die Erde niedergeregnet sein. Andere Experten halten diese Theorie allerdings für einen "Scherz".
Die Lungenkrankheit Sars brach plötzlich los, ihr Erreger ist neu und hat ungewöhnliche Eigenschaften: Für Forscher von der britischen Cardiff University sind das Gründe, einen außerirdischen Ursprung des Virus' in Betracht zu ziehen. Sein umstrittenes Szenario stellt das Team um Chandra Wickramasinghe im renommierten Fachblatt "The Lancet" vor.
Die Idee beruht auf der so genannten Panspermien-Theorie, wonach primitives Leben außerhalb der Erde entstand und eingeschlossen in Kometen auf sie niederregnete. Glaubt man Wickramasinghe, der zu den führenden Vertretern dieser These zählt, dann rieselt auch heute noch pro Tag etwa eine Tonne bakterielles Material auf den Planeten - darunter möglicherweise auch neue Krankheitserreger.
Bereits vor zwei Jahren hatte der Astrobiologe mit der Analyse von Luftproben Aufsehen erregt, die der Stratosphäre in 41 Kilometer Höhe entnommen worden waren. Wickramasinghe und seine Kollegen wollten darin eine Fülle lebender Mikroorganismen entdeckt haben, die ihrer Ansicht nach nur aus dem All stammen konnten. Fachkollegen zweifelten indes an dieser Interpretation.
Im Falle von Sars spricht nach Ansicht der Forscher eine Reihe von Argumenten für eine extraterrestrische Herkunft des Virus'. Der Erreger sei "auf unerwartete Weise neuartig und tauchte ohne jede Vorwarnung in China auf", schreiben sie im "Lancet". "In die Stratosphäre gelangt, könnte eine kleine Menge auslösender Viren erstmals östlich der großen Himalaya-Gebirgskette niederregnen, wo die Stratosphäre am dünnsten ist."
Wenn diese Annahme stimmt, dann könnten, unabhängig vom Ausbruch in China, "fast überall auf dem Planeten" neue Infektionsherde entstehen, unken die Wissenschaftler. Ein ähnlicher Fall von höherer Gewalt könnte sich demnach bereits bei der großen Grippeepidemie von 1917 bis 1919 ereignet haben: So sei die Seuche im Winter 1918 auch in Dörfern in Alaska ausgebrochen, die "für mehrere Monate isoliert waren".
Bei Forschern, die sich mit Sars beschäftigen, stieß die neue Theorie allerdings auf eine Mischung aus Ablehnung und Belustigung. Die Publikation von Wickramasinghe und seinen Kollegen müsse "ein Scherz" sein, befand laut "BBC News Online" ein führender Sars-Experte. Die Fachleute bekräftigten vielmehr ihre Auffassung, wonach sich das Virus aus anderen bekannten Erregern entwickelt hat.
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