Planeten-Erkundung Sonde auf Sieben-Jahres-Trip zum Merkur
Um 2.16 Uhr Ortszeit startete die Delta-Trägerrakete vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida. Im März 2011 soll die "Messenger" als erste Sonde in eine Umlaufbahn des Himmelskörpers eintreten und diesen ein Jahr lang umkreisen. Ein Schild aus Spezialkeramik schützt den rund 500 Kilogramm schweren und 427 Millionen US-Dollar teuren Flugkörper gegen die intensive Sonnenstrahlung.
Die US-Weltraumbehörde erhofft sich von der Mission neue Erkenntnisse über die geologische Geschichte des Planeten, auf dessen zernarbter Oberfläche ein System bogenförmiger Bergrücken entdeckt wurde. Außerdem soll das Magnetfeld des Planeten erforscht werden, das etwa ein Prozent so stark ist wie das irdische. Entdeckt hatte es der "Messenger"-Vorgänger "Mariner 10". Die 1973 gestartete, bislang einzige Mission zu dem Planeten hatte nur die Hälfte der Oberfläche kartiert.
Radarmessungen haben zudem Hinweise auf Eisvorkommen in schattigen Kratern an den Polen erbracht - trotz glutheißer Temperaturen. "Wassereis könnte mit Kometen oder Asteroiden auf den Merkur gestürzt sein, oder es ist aus dem Planeten gedünstet und an den Polen eingefroren", erklärt Louise Prockter von der Johns Hopkins University in Laurel (Maryland). Alternativ könne es sich aber auch um andere Ablagerungen wie etwa Schwefel handeln.
"Merkur ist einer unserer nächsten Nachbarn und einer der vier erdähnlichen Gesteinsplaneten", erläutert Prockter, die die Kamera der "Messenger" entwickelt hat. Der Himmelskörper ist kaum größer als der Erdenmond. Mit Sonnenaufgang bricht auf dem Merkur ein langer und heißer Tag an: Nach fast minus 200 Grad in der Nacht, wird es tagsüber bis zu 467 Grad heiß. 176 Erdentage dauert ein Sonnentag auf dem Merkur. In 88 Tagen umkreist der Planet die Sonne.
Wie die Venus umkreist auch der Merkur innerhalb der Erdbahn die Sonne und kann als eine Art Morgen- oder Abendstern am Firmament erscheinen. Allerdings ist er wegen seiner Nähe zur Sonne nur schwer zu beobachten. Wie die Venus kann der Merkur am irdischen Himmel vor der Sonne vorbeiziehen. Ein solcher Merkur-Transit ist etwas häufiger als der Venus-Durchlauf, jedoch nicht mit bloßem Auge zu erkennen. Ein arabischer Astronom vermutete im 12. Jahrhundert, dass der Merkur durchsichtig sei, da er ihn nie als dunklen Punkt vor der Sonnenscheibe erspähen konnte.
Dass der Planet keineswegs transparent ist, haben Forscher längst herausgefunden; auch dass er zum größten Teil aus Eisen besteht: "Merkur hat einen Eisenkern, der viel größer ist, als man erwarten würde", sagt Prockter. "Wie so ein großer Kern in einem derart kleinen Objekt entstehen konnte, ist noch nicht geklärt". Eine weitere Frage, auf die sich die Nasa eine Antwort erhofft.
"Messenger"-Chefwissenschaftler Sean Solomon von der Carnegie Institution in Washington fieberte zuvor dem Start entgegen, der wegen schlechtem Wetter um einen Tag verschoben werden musste: Fast 30 Jahre lang konnten die Fragen der Forscher mangels entsprechender Technik nicht beantwortet werden, so Solomon. "Jetzt sind wir so weit."