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CST-100: Die Apollo-Kapsel aus dem Hause Boeing

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Raumfahrt Boeing will Touristen ins All fliegen

Boeing steigt ins Geschäft mit Weltraumtouristen ein: Im Auftrag der Nasa entwickelt der US-Konzern eine siebensitzige Raumkapsel. Die Weltraumbehörde benötigt aber offenbar nur vier Plätze - auf den übrigen drei könnten zahlende Kunden Platz nehmen.

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Fluggesellschaften achten penibel darauf, dass möglichst jeder Sitzplatz in einem Flugzeug verkauft wird. Eine solche Profitmaximierung plant der US-Konzern nun auch bei Flügen ins Weltall. Das Unternehmen entwickelt gerade im Auftrag der eine Raumkapsel, die Platz für bis zu sieben Astronauten bietet. Frühestens im Jahr 2015 könnte das Raumschiff mit dem Namen CST-100 Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS fliegen.

Nach derzeitiger Planung braucht die Nasa jedoch nur vier Plätze in der Kapsel. Die übrigen drei Sitze möchte Boeing dann gemeinsam mit der Firma Space Adventures Weltraumtouristen anbieten. "Wenn wir unsere Stärken kombinieren, können wir den Kunden sichere, bezahlbare Weltraumflüge anbieten", sagte Brewster Shaw, der bei Boeing die Space Exploration Division leitet.

Space Adventures ist der erste und einzige Anbieter von Flügen in eine Erdumlaufbahn, die Privatpersonen buchen können. Bisher hat die Firma aber nur Flüge mit russischen Sojus-Raumschiffen im Programm. Sieben Weltraumtouristen kann Space Adventures vorweisen. Zuletzt flog im September 2009 Guy Laliberté, der Gründer des Cirque du Soleil, für geschätzte 40 Millionen Dollar zur ISS. Preise für Flüge mit der amerikanischen Kapsel CST-100 wollte Boeing nicht nennen.

Die Entwicklung des Raumschiffes Boeing Crew Space Transportation-100 (CST-100) geht auf einen Strategiewechsel in der amerikanischen Raumfahrt zurück, den Präsident Barack Obama im April verkündet hatte. Statt Raketen und Raumschiffe für Flüge komplett selbst zu entwickeln, sollen künftig Privatfirmen eingeschaltet werden. Das ehrgeizige Constellation Program des früheren US-Präsidenten George W. Bush, das Flüge zu Mond und Mars vorsah, wurde aus Kostengründen beerdigt.

Billigkapsel statt ambitionierter Mondpläne

Boeing erhielt daraufhin von der Nasa einen 18-Millionen-Dollar-Auftrag zur Entwicklung eines Raumschiffs, das Astronauten zur ISS bringen soll. Mit der Außerdienststellung der Space Shuttles haben die USA schon bald keine Möglichkeit mehr, Menschen in einen Orbit zu transportieren. Geplant sind noch zwei, maximal drei Starts.

CST-100 ähnelt den legendären Apollo-Kapseln, mit denen Astronauten einst bis zum Mond geflogen sind, ist jedoch etwas größer. Die Kapsel könnte mit verschiedenen Raketen wie Atlas V, Delta IV oder Falcon 9 gestartet werden.

Noch nicht endgültig begraben sind die Pläne für das größere, aber auch teurere Raumschiff Orion. Es wurde im Auftrag der Nasa von Lockheed Martin für das Constellation Program entwickelt. Als Trägerrakete ist die Ares 1 vorgesehen. Orion könnte im Unterschied zu CST-100 auch für längere Flüge, etwa zum Mond, eingesetzt werden.

Boeing wies auf einer Pressekonferenz am Mittwoch darauf hin, dass die US-Regierung einen Großteil der Entwicklungskosten für die Billigkapsel übernehmen müsste. "Das ist ein ungewisser Markt", sagte John Elbon, der den Bereich Kommerzielle Raumfahrt leitet. "Wenn Boeing das Investment allein stemmen müsste, dann wäre das angesichts der Risiken nicht möglich."

Alternativ zum millionenschweren Flug in den Orbit können Weltraumtouristen auch einen Trip in hundert Kilometer Höhe buchen. Der Aufwand dafür ist deutlich geringer, entsprechend auch der Preis. Ein Flug mit "SpaceShipTwo" von Virgin Galactic soll circa 135.000 Euro kosten.

hda
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