
"Rosat": Abstürzender Satellit
Raumfahrt Problemsatellit "Rosat" tritt in Erdatmosphäre ein
Köln - Mehr als 20 Jahre lang flog er durchs All - nun ist der ausgediente deutsche Satellit "Rosat" wieder in die Erdatmosphäre eingetreten. Der deutsche Forschungssatellit sei zwischen 3.45 und 4.15 Uhr in die Atmosphäre gelangt, teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am frühen Sonntagmorgen in Köln mit. Bislang gebe es keine Informationen über einen Einschlag von Teilen des Satelliten auf der Erdoberfläche.
Kurz zuvor hatte das DLR einen Absturz des etwa 2,5 Tonnen schweren Satelliten über Europa, Afrika und Australien nahezu ausgeschlossen. Die Experten gingen davon aus, dass nur ein Teil des Satelliten beim Wiedereintritt in die Atmosphäre durch Reibungshitze verglühen würde. Rund 30 Einzelteile könnten demnach mit 400 Kilometern pro Stunde auf die Erdoberfläche treffen - das schwerste könne bis zu 1,6 Tonnen wiegen. Das Teleskoprohr und die Spiegel, die besonders hitzebeständig seien, könnten als größter Brocken auf die Erdoberfläche krachen.
Wissenschaftler hatten zuvor allerdings schon erklärt, dass sie kein Unheil durch den Satelliten erwarteten. Die Gefahr eines größeren Schadens wurde äußerst gering eingeschätzt. Statistisch am wahrscheinlichsten ist, dass die Satellitentrümmer auf unbewohntem Gebiet niedergehen oder ins Meer stürzen.
Irreparable Beschädigung
Während seiner im Juni 1990 gestarteten Mission hatte "Rosat" die Erde zunächst auf einer elliptischen Umlaufbahn in 565 bis 585 Kilometern Entfernung umrundet. Da die Erdatmosphäre Röntgenstrahlen absorbiert, kann man die Strahlen nicht von der Erde aus untersuchen. Statt der ursprünglich geplanten 18 Monate war "Rosat" bis Februar 1999 im Einsatz - dann fiel ein Sensor aus, der Satellit wurde irreparabel beschädigt. Seitdem verlor der Satellit durch die Reibung mit der Erdatmosphäre kontinuierlich an Höhe - Anfang September 2011 betrug sein Abstand zur Erde nur noch etwa 290 Kilometer. Gesteuert werden kann "Rosat" nicht, der Satellit hat kein Triebwerk an Bord.
Das Teleskop des Satelliten erlaubte es Forschern erstmals, das All auf Röntgenquellen abzusuchen. Nach Angaben des DLR wurden während der achtjährigen Betriebszeit 80.000 kosmische Röntgenquellen registriert, dazu 6000 Quellen im extremen Ultraviolettbereich.
Zu den praktischen Leistungen, die bereits in den Alltag Einzug gehalten haben, zählte das DLR Gleitsichtbrillen. Das Schleifverfahren, nach dem sie hergestellt werden, sei für das Teleskop des Satelliten entwickelt worden.