Raumfahrtpionier Engster Mitarbeiter Wernher von Brauns gestorben
Im württembergischen Provinzort Niederrimbach geboren, wurde Ernst Stuhlinger schon während des Zweiten Weltkriegs zu einem der gefragtesten Experten auf dem Gebiet der Atomphysik. 1943 stieß er zum Raketenprogramm unter der Leitung Wernher von Brauns. Die Nationalsozialisten ließen sogenannte Wunderwaffen entwickeln. Die Raketen V1 und V2 schafften es tatsächlich bis nach England und verbreiteten Angst und Schrecken, militärisch waren sie jedoch bedeutungslos.
Gemeinsam mit 125 anderen Wissenschaftlern emigrierte Stuhlinger 1950 in die USA. Dort wirkte er maßgeblich an der Entwicklung von Raketen, Satelliten und Raumschiffen mit. "Wenn von Braun der Kolumbus des 20. Jahrhunderts war, dann war Stuhlinger sein Navigator und Vertrauter", sagte Ralph Petroff vom US Space & Rocket Center . Zusammen mit von Braun und Sergej Koroljow, dem Entwickler des russischen "Sputnik"-Satelliten, sei Stuhlinger eine der wichtigsten Figuren aus der goldenen Ära der Raumfahrt gewesen.
Schon in den fünfziger Jahren konzipierte Stuhlinger das Weltraumlabor, aus dem später das "Hubble"-Teleskop hervorging. Außerdem verbrachte er einen Großteil seiner wissenschaftlichen Arbeit mit der Entwicklung von Ionen-Triebwerken für Raumfahrzeuge.
Der Chef-Ingenieur von Brauns war auch für seine mathematischen Fähigkeiten berühmt. Wegen der anspruchsvollen Berechnungen, die er bei den frühen Raumfahrtmissionen binnen weniger Minuten durchzuführen hatte, nannten ihn seine Kollegen "Mr. Apex" .
Im Dezember zeigte sich der Raketenpionier bei einem Weltraumseminar in seinem Wohnort Huntsville zum letzten Mal der Öffentlichkeit. Stuhlinger hinterlässt seine Frau Irmgard, drei Kinder und zwei Enkel.
dme/AP/dpa