Raumsonde "Galileo" Weltraumveteran dreht die letzte Runde

Zum letzten Mal umrundet die altersschwache Raumsonde "Galileo" den Jupiter. Zum Auftakt der Abschiedstour durfte der Veteran aber noch einen weitgehend unbekannten Mond erkunden.

Vor der geplanten Selbstzerstörung in der Jupiteratmosphäre bekommt "Galileo" noch einmal Gelegenheit für spektakuläre Abschiedsbesuche: Die Raumsonde der US-Raumfahrtbehörde Nasa sollte am Dienstag um 7.19 Uhr MEZ erstmals den kleinen Mond Amalthea passieren. Der Kurs des Weltraumspähers führt außerdem durch einen staubigen Planetenring sowie in den Innenbereich der mächtigen Jupiter-Magnetosphäre.

"Wir sind auf diese Begegnung sehr gespannt, weil das Raumfahrzeug dem Jupiter näher kommen wird als je zuvor", sagte Eilene Theilig, die "Galileo"-Projektmanagerin am Jet Propulsion Laboratory der Nasa. Nach dem Abstecher in den gefährlichen Strahlungsgürtel soll die angeschlagene Sonde noch einmal im großen Bogen um den Gasplaneten herumschwingen, um schließlich im September 2003 in die Jupiterhülle zu stürzen.

Von dem jetzigen Rendezvous erwarteten die Astronomen neue Aufschlüsse über Amalthea. Der eiförmige, von Kratern übersäte Trabant ist mit einem Durchmesser von rund 190 Kilometern der größte der vier inneren Jupitermonde. Diese umrunden den Gasriesen auf engeren Bahnen als die vier großen Monde Io, Europa, Ganymed und Callisto, die "Galileo" seit seiner Ankunft im Dezember 1995 insgesamt über 30-mal besucht hat.

Bei der Begegnung mit Amalthea sollte die Kamera zwar ausgeschaltet bleiben. Allerdings hofften die Wissenschaftler, bei der Passage in 160 Kilometer Entfernung die Anziehungskraft des Felsbrockens messen zu können. Damit ließe sich die Masse und die Dichte des Jupitersatelliten bestimmen: "Wir wissen zwar, wie Amalthea aussieht, aber wir wissen nicht, aus was er besteht", sagte "Galileo"-Forscher Torrence Johnson.

Zu den Aufgaben der Sonde gehört auch der Flug durch einen der so genannten Gossamer-Ringe, die außerhalb des Jupiter-Hauptringes liegen. In dem dünnen Staubkranz sollte "Galileo" mit einem Detektor erstmals die Größe und die Bewegungen der einzelnen Partikel bestimmen. Im starken Magnetfeld des Riesenplaneten soll das Raumfahrzeug zudem Prozesse untersuchen, wie sie ähnlich auch im Einflussgebiet von Sternen ablaufen.

Selbst wenn einige der Forschungen fehlschlagen sollten, können die Wissenschaftler kaum enttäuscht sein. Die Sonde, die unter anderem Hinweise auf einen Salzwasserozean unter der eisigen Kruste Europas entdeckte, hat selbst kühne Erwartungen übertroffen. Allerdings litt bei dem ausgedehnten Jupiterbesuch die empfindliche Elektronik. Kein Wunder: Der Späher war dem Vierfachen der Strahlendosis ausgesetzt, für die er ursprünglich konstruiert worden war.

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