Wegen Gefahr durch Weltraumschrott Raumstation ISS kurzzeitig geräumt

Mehrere Besatzungsmitglieder der ISS haben sich in einem »Sojus«-Raumschiff in Sicherheit gebracht
Foto: Mark Garcia / NASAWegen einer möglichen Kollision mit Weltraumschrott ist die Internationale Raumstation ISS am Montagvormittag zweimal kurzzeitig geräumt worden.
Die Raumfahrerinnen und Raumfahrer hätten sich beide Male in zwei Raumschiffen in Sicherheit gebracht, die an die ISS angedockt seien. Das sagte der russische Kosmonaut Pjotr Dubrow nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.
Der Europäischen Weltraumorganisation Esa zufolge hielten sich der deutsche Astronaut Matthias Maurer und weitere Crewmitglieder in dem Raumschiff »Crew Dragon« auf, mit dem Maurer erst am vergangenen Freitag die ISS erreicht hatte. Die übrigen Besatzungsmitglieder schützten sich im »Sojus«-Raumschiff. Im Falle eines Zusammenstoßes hätte die Besatzung so schnell zur Erde zurückfliegen können.
Satellitentrümmer rasten durch das All
Die Astronautinnen und Astronauten durften jedoch kurze Zeit später in die Station zurückkehren: Die Trümmer eines ausgedienten Satelliten seien an der ISS vorbeigeflogen, ohne Schaden anzurichten. Es gebe keine Hinweise darauf, dass es an einer Stelle zu einem Zusammenstoß mit Weltraumschrott gekommen sei, sagte Dubrow.
Die ISS musste in den vergangenen Jahren immer wieder Weltraumschrott – wie den Überresten von Raketen oder Bruchstücken ausgedienter Satelliten – ausweichen. Normalerweise genügt es, wenn sie dafür die Flugbahn ändert.
Mehr als eine Million Weltraumschrottteile von mehr als einem Zentimeter Größe umkreisen die Erde mittlerweile. Und mit jedem Satelliten, der seinen Geist aufgibt, aber nicht in der Atmosphäre verglüht, wächst die Müllmenge. Wegen der extrem hohen Geschwindigkeiten der Teilchen können millimetergroße Teile zu gefährlichen Geschossen werden.
Immer wieder entdeckt die Besatzung Lecks auf der ISS
Während der Räumungsaktion haben die Raumfahrer außerdem eine mögliche undichte Stelle im russischen Modul »Swesda« gefunden. Sie soll nun näher untersucht werden, sagte Dubrow.
Die Internationale Raumstation ist in die Jahre gekommen: Immer wieder entdecken Besatzungsmitglieder Risse und Lecks in der Station, im Juli war es durch einen Softwarefehler zu Schwierigkeiten beim Andocken eines Moduls gekommen, Triebwerke feuerten versehentlich, der Kontakt zur Crew brach zwischenzeitlich ab. Zum Ende des Jahrzehnts hin wird die ISS vermutlich in den Ruhestand versetzt: Der aktuelle Kooperationsvertrag für ihren Betrieb läuft 2024 aus, als technisch möglich gilt der Weiterbetrieb noch bis 2030.