Ammoniak-Alarm Verwirrung um ISS-Notsignal

Internationale Raumstation (Archivbild vom 18. Mai 2011): "Genug Sauerstoff und Lebensmittel"
Foto: DPA/NASA.TVMoskau/Houston - Der Alarm auf der Internationalen Raumstation ISS ist nach ersten Untersuchungen der US-Raumfahrtbehörde Nasa nicht auf einen Austritt von giftigem Ammoniak zurückzuführen. "Zu diesem Zeitpunkt glaubt das Team nicht, dass Ammoniak ausgetreten ist", sagte ISS-Manager Mike Suffredini am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Anstelle dessen werde ein Computerproblem vermutet.
"Wir glauben, dass jetzt alles gut ist, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis wir alles wieder neu konfiguriert haben", sagte Suffredini. "Wir hoffen, dass die Crew heute Abend wieder im US-Segment sein kann.
Es war ein hektischer Tag für die Bewohner der Internationalen Raumstation. Schuld daran war ein Alarm, der gegen 9.44 Uhr mitteleuropäischer Zeit Raumfahrer und Flugkontrolleure aufschreckte. Die Hintergründe werden noch immer untersucht.
Womöglich hatte es im US-Modul einen Austritt von hochgiftigem Ammoniak gegeben, hieß es. Dieser Fall gilt - neben einem Brand und einem Druckabfall - als größte Gefahr für die Raumstation. Zunächst hatten russische Nachrichtenagenturen über einen angeblichen Ammoniakaustritt berichtet. Auf amerikanischer Seite stellt man die Dinge mittlerweile aber etwas anders dar.
"Sicher im russischen Teil der ISS"
Klar scheint: Die US-Astronauten Barry Wilmore und Terry Virts sowie ihre Esa-Kollegin Samantha Cristoforetti mussten nach dem Alarm ihre Atemmasken aufsetzen - so sehen es die Sicherheitsvorschriften vor. Dann schwebten die drei zum russischen Teil der Station und verschlossen die Schleuse zum US-Segment luftdicht hinter sich.
"Alle Astronauten sind sicher im russischen Teil der ISS", teilte die Nasa anschließend mit. Die US-Weltraumbehörde bestätigte, dass es einen Alarm gegeben habe. Alle Bewohner der Station - neben den beiden Amerikanern und der Italienerin sind das zwei Russen und eine Russin - hätten sich dem Sicherheitsprotokoll folgend daraufhin in das russische Segment zurückgezogen.
"Wir wissen aber nicht, was Ursache des Alarms war. Möglicherweise war es der Fehler eines Sensors, möglicherweise ein Druckproblem", erklärte die Nasa umgehend. "Wir haben keine Hinweise auf ausgetretenes Ammoniak." Die Raumfahrtagentur kündigte eine umfangreiche Prüfung aller Systeme der ISS an.
"Genug Sauerstoff und Lebensmittel"
Nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos werden die drei Astronauten vermutlich bis zum Donnerstag im russischen Segment bleiben. "Es gibt dort genug Sauerstoff und Lebensmittel", sagte Roskosmos-Chef Oleg Ostapenko.
Die Flugleitzentrale bei Moskau hatte nach Angaben von russischen Agenturen mitgeteilt, das US-amerikanische Segment der ISS sei nach einem Austritt von Ammoniak evakuiert worden. Doch bei der Nasa legt man Wert darauf, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass die Substanz tatsächlich ausgetreten ist.
Sollte es so sein, wäre das ein ernstes Problem. Ein Ammoniakaustritt gehört aus Sicht des deutschen Astronauten Alexander Gerst neben Feuer und Druckabfall zu den drei großen Gefahren, auf die sich Raumfahrer auf der ISS vorbereiten müssten. "Das wird geübt", sagte Gerst. "Die Hälfte des Trainings ist Notfalltraining."
Ammoniak dient im US-Modul unter anderem zur Kühlung des Stromkreislaufs. Dazu strömt flüssiges Ammoniak durch geschlossene Kühlleitungen. Im russischen Modul wird ein anderes Kühlmittel eingesetzt. Am Kühlsystem der ISS hat es bereits in der Vergangenheit Probleme gegeben. So war im Dezember 2013 eine wichtige Pumpe ausgefallen. Das Problem konnte erst durch einen Außeneinsatz der Astronauten gelöst werden.