
Sonde "Philae": Landung auf dem Kometen geglückt
Kometen-Landung Esa meldet Fehlfunktion bei "Philae"-Harpunen
Köln/Darmstadt - Eines der schwierigsten Manöver in der Geschichte der Raumfahrt schien bereits geglückt: Die Raumsonde "Philae" ist auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, kurz Tschuri, gelandet. Die Bestätigung kam am Mittwoch gegen 17 Uhr per Funk. "Philaes" erste Fotos von der Oberfläche des Himmelskörpers sollen gegen 19 Uhr auf der Erde eintreffen.
Die Wissenschaftler und Ingenieure der europäischen Weltraumbehörde reagierten zunächst mit Jubel und Erleichterung - denn ob das schwierige Manöver gelingen würde, war keineswegs sicher. "Das ist ein großer Schritt für die menschliche Zivilisation", sagte Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. "Das größte Problem am Erfolg ist, dass er einfach aussieht." Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sprach im Esa-Kontrollzentrum in Darmstadt von einem "epochalen" Ereignis. "Das ist ein Tag des Glücks, der Begeisterung und der Faszination."
Doch dann kam Unsicherheit über den Zustand der Sonde auf. Unmittelbar nach Empfang der ersten Funksignale hatte Stephan Ulamec, Projektleiter des Landers "Philae", noch erklärt, sowohl die Harpunen als auch die drei Schrauben an den Beinen des Apparats hätten wie geplant funktioniert. Eine Stunde später aber erklärte der technische Leiter des "Philae"-Landeteams, Koen Geurts, die beiden Harpunen seien wegen eines technischen Problems nicht abgefeuert worden.
Derzeit könne man nicht sagen, ob "Philae" sicher auf dem Boden stehe. Die bestehende Funkverbindung spreche dafür. Möglich sei jedoch auch, dass der Lander vom Boden abgeprallt sei. Gewissheit habe man erst nach Auswertung der einlaufenden Daten. Nach Angaben von Geurts schwankt die Funkverbindung allerdings. Dies könne daran liegen, dass der Lander auf schrägem Untergrund stehe, sagte der Experte vom DLR-Team.
Die Wissenschaftler in Köln sind derzeit mit der Analyse der Daten beschäftigt, sagte DLR-Sprecher Andreas Schütz. Derzeit könne man nicht sagen, wann Ergebnisse vorliegen würden. Auf den Videobildern aus dem Kontrollraum sieht man jedoch fast nur nachdenkliche Gesichter. Die anfängliche Euphorie ist verflogen.
In der Nacht zum Mittwoch war sogar eine Verschiebung der Landung erwogen worden. Eine Düse auf der Oberseite von "Philae" machte Probleme. Sie sollte die Sonde bei der Landung gegen den Kometen drücken, damit sie sicher zum Stehen kommt.
Wegen der geringen Anziehungskraft des Kometen bestand die Befürchtung, dass "Philae" nach dem Aufprall wieder zurück ins All fliegt. Schrauben an den Beinen, zwei Harpunen und die Kaltgasdüse sollten dies verhindern. Die Wissenschaftler beim DLR in Köln, von wo der Landeapparat gesteuert wurde, änderten wegen der womöglich nicht richtig funktionierenden Düse den technischen Ablauf der Landung.
Ursprünglich war geplant, dass die Düse eingeschaltet wird, sobald ein Bein Bodenkontakt hat. Dadurch sollte "Philae" gegen den Kometenboden gedrückt werden, bis der Lander auf allen drei Beinen steht. Erst dann war das Abfeuern der beiden Harpunen vorgesehen, die selbst in Granit Halt finden würden. Doch dieses Manöver ist offenbar fehlgeschlagen.
Beim Anflug selbst gab es keinerlei Probleme. Kurz nach 15 Uhr hatte "Philae" ein erstes, noch sehr unscharfes Foto zur Erde geschickt. Es zeigte das Mutterschiff "Rosetta" kurz nach dem Abkoppeln - freilich nur schemenhaft. Gegen 16 Uhr folgte ein Foto, das von "Rosetta" stammte und den Landeapparat mit ausgefahrenen Beinen zeigte.
Der Abstieg zum Kometen hatte sieben Stunden gedauert. Für die beteiligten Forscher waren es die vielleicht aufregendsten sieben Stunden ihres Lebens, wie Jean-Pierre Bibring sagte: "Wir versuchen nicht jeden Tag, auf einem Kometen zu landen."