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Sonde "Philae": Zittern vor dem Landemanöver

Foto: ESA

"Rosetta"-Mission Düsenausfall gefährdet "Philae"-Landung auf Komet

Die Esa geht volles Risiko: Die Weltraumbehörde hat grünes Licht für die Landung der "Philae"-Sonde auf dem Kometen "Tschuri" gegeben - obwohl ein wichtiges System nicht funktioniert.

Darmstadt - Den Forschern der europäischen Weltraumbehörde Esa stehen bange Momente bevor. In wenigen Stunden soll das "Philae"-Labor von der Raumsonde "Rosetta" abgekoppelt werden und auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (kurz "Tschuri") landen. Das beispiellose Manöver gilt als technisch äußerst gewagt - schon wenn alles wie vorgesehen funktioniert. Doch das ist offenbar nicht der Fall.

In der Nacht zum Mittwoch stellte sich bei einer Prüfung der "Philae"-Sonde heraus, dass sich das sogenannte Active Descent System nicht einschalten lässt. Dabei handelt es sich um eine Düse, die das Landegerät im Moment des Aufsetzens an die Oberfläche des Kometen drücken soll. Denn dessen Anziehungskraft ist so gering, dass die Sonde nach dem Aufprall wie ein Gummiball wieder ins All zurückspringen könnte.

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Beim Aufsetzen der Sonde soll das Fahrwerk den Aufprall abfedern. Eine Harpune und Schrauben an den Füßen sollen "Philae" dann am Kometen fixieren. Der Schuss der Harpune bewirkt allerdings einen Impuls, der die Sonde wieder vom Kometen wegzubewegen droht. Ihm sollte die Kaltgasdüse auf der Oberseite des Landegeräts entgegenwirken. "Sie scheint nicht zu funktionieren", sagte Stephan Ulamec, "Philae"-Projektleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Nach "einer Nacht von kritischen Go/No-Go-Entscheidungen" habe man sich aber dennoch dafür entschieden, die Landung am Mittwoch zu versuchen, wie die Esa mitteilte. "Wir werden Glück brauchen, damit wir nicht auf einem Felsbrocken oder einem steilen Abhang landen", sagte Ulamec.

Der Ausfall des Active-Descent-Systems war offenbar nicht das einzige Problem, das in der Nacht aufgetaucht ist. "Es gab diverse Schwierigkeiten bei den Vorbereitungen", sagte Esa-Manager Paolo Ferri. "Aber wir haben uns für das 'Go' entschieden. 'Rosetta' ist bereit für die Trennung." Die Raumsonde befinde sich im korrekten Orbit und funktioniere einwandfrei. Die Abkopplung von "Philae" werde wie geplant um 9.35 Uhr deutscher Zeit stattfinden. Ob sie reibungslos funktioniert hat, wird man allerdings erst gegen 10 Uhr erfahren, da das Signal von "Rosetta" rund 28 Minuten bis zur Erde braucht.

Anschließend wird es für zwei Stunden still sein, bis "Philae" eine Kommunikationsverbindung mit "Rosetta" aufbaut. Insgesamt wird "Philaes" Abstieg zum Kometen rund sieben Stunden dauern. Mit der Bestätigung der Landung rechnen die Ingenieure zwischen 16.30 Uhr und 17.30 Uhr MEZ. "Wir sind besorgt, aber auch aufgeregt", sagte der für die Landung verantwortliche Forscher Jean-Pierre Bibring. "Wir versuchen nicht jeden Tag, auf einem Kometen zu landen."

mbe
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