Russischer Forschungssatellit Geckos auf Todeskurs

Satellit der "Foton-M"-Serie: Gefahr für Geckos an Bord
Foto: ESADie russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hat den Kontakt zu einem wichtigen Forschungssatelliten verloren, der auch Lebewesen an Bord hat. Die Bodenstation empfange zwar Signale von dem am 19. Juli gestarteten Flugkörper, allerdings reagiere "Foton-M" nicht auf Funkbefehle, sagte ein namentlich nicht genannter Roskosmos-Mitarbeiter am Donnerstag in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax. "Wenn wir die Steuerung nicht wieder herstellen, stürzt er in etwa vier Monaten auf die Erde."
"Foton-M" kreist auf einer elliptischen Umlaufbahn zwischen 258 und 572 Kilometer Höhe um die Erde. An Bord befinden sich 22 wissenschaftliche Geräte sowie unter anderem Fruchtfliegen und fünf Echsen. "Die Nahrung für die Geckos reicht noch etwa zweieinhalb Monate", sagte der Roskosmos-Mitarbeiter. Ursprünglich sei geplant gewesen, den Satelliten dann kontrolliert zum Absturz in der russischen Region Orenburg am Ural zu bringen. "Dauert der Flug länger, sterben die Geckos leider den Hungertod im Weltall."
Wenn keine Funkverbindung mehr zustande komme, seien aber nicht alle Experimente an Bord wertlos, berichtete der russische Wissenschaftler Alexander Schelesnjakow. "Einige Versuche laufen normal ab, das zeigen die empfangenen Daten." Damit lasse sich auf der Erde arbeiten. Allerdings sei fraglich, ob "Foton-M" und damit die wissenschaftlichen Geräte den unkontrollierten Absturz überstehen. "Der Satellit verfügt zwar über einen Hitzeschutz, aber ohne Steuerung vom Boden wird er das Gerät kaum vor dem Verglühen in der Atmosphäre bewahren."
2,3 Tonnen Material für die ISS
Die russische Raumfahrt musste in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Rückschlägen hinnehmen. Zuletzt war Mitte Mai 2014 ein russischer Satellit beim Start zusammen mit seiner Trägerrakete abgestürzt. Er sollte ursprünglich entlegene Regionen Russlands mit Internet versorgen.
Ohne Komplikationen erreichte dagegen ein unbemannter "Progress"-Transporter sein Ziel: Er hat die Internationale Raumstation (ISS) mit mehr als 2,3 Tonnen Nahrungsmitteln, Treibstoff und privater Post beliefert. Die Sojus-Trägerrakete war am Mittwochabend um 23.44 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan gestartet, wie die US-Weltraumbehörde Nasa mitteilte. Nach etwa sechs Stunden dockte der Transporter an der ISS an.
"Die Crew wechselte sich mit dem Schlafen ab, um den Progress-Frachter in Empfang zu nehmen", twitterte der deutsche Astronaut Alexander Gerst am Donnerstag. Derzeit arbeiten neben ihm drei Russen und zwei US-Amerikaner auf dem Außenposten der Menschheit in rund 400 Kilometer Höhe.