Raumfahrtpanne Russland verliert Kommunikationssatelliten

Russische Proton-M-Rakete: Absturz kurz nach dem Start
Foto: AFPEine russische Trägerrakete des Typs Proton ist erneut mit einem Satelliten abgestürzt. Knapp zehn Minuten nach dem Start am Freitag vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur habe ein Triebwerk der Trägerrakete in 161 Kilometern Höhe aus noch ungeklärten Gründen ausgesetzt, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. Daraufhin habe die Rakete an Höhe verloren und sei verglüht. Die Mission hatte nach russischen Angaben insgesamt 150 Millionen Euro gekostet.
Der rund 21 Millionen Euro teure und sechs Tonnen schwere Telekommunikationssatellit "Express-AM4P" der Airbus-Tochter Astrium sollte entlegenen Regionen Russlands Zugang zum Internet verschaffen. Eine Ermittlungskommission soll nach Angaben der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos nun die Gründe für die neuerliche Panne untersuchen.
Peinliche Pannenserie
Die russische Raumfahrt musste in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Rückschlägen hinnehmen. Beispielhaft drei Ereignisse:
- Im Februar 2011 lenkten die Verantwortlichen den anderthalb Tonnen schweren Satelliten "GEO-IK-2" auf eine falsche Umlaufbahn. Eigentlich hatte er die Erdoberfläche und die Bewegung der Erdplatten vermessen sollen.
- Im Dezember desselben Jahres endete ein Satellit, der Kommunikationsverbindungen in der Arktisregion Russlands ermöglichen sollte, zwar in der Arktis, allerdings als Schrotthaufen. Er war mit einer defekten "Sojus 2.1b"-Rakete gestartet.
- Im Februar 2013 gingen gleich drei Satelliten auf einmal verloren. Sie waren, genau wie aktuell der Satellit "Express-AM4P", mit einer Proton-M-Rakete gestartet, die allerdings kurz nach dem Start explodierte.
Als Konsequenz aus der Pannenserie wurde Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin im Oktober 2013 nach nur zwei Jahren gefeuert. Sein Nachfolger Oleg Ostapenko wurde von Präsident Wladimir Putin mit einer umfassenden und milliardenschweren Reform des Raumfahrtprogramms beauftragt.
Der aktuelle Vorfall dürfte auch in Deutschland für leichtes Bauchkribbeln sorgen: Am 28. Mai soll der deutsche Astronaut Alexander Gerst von Baikonur aus zur Internationalen Raumstation ISS starten, allerdings mit einer Sojus-Rakete und nicht mit einer Proton. Bei den zuletzt missglückten Raketenstarts waren nie Menschen an Bord der jeweiligen Rakete.