Satellitenbild der Woche Berlin ist noch immer geteilt
Mancher Tourist ist regelrecht enttäuscht - denn wer heute durch Berlin läuft, muss sich schon ziemlich anstrengen, um noch ein Stückchen der Mauer zu sehen, die zwischen 1961 und 1989 die Stadt teilte. Klar, es gibt die frühere Hinterlandmauer der East-Side-Gallery und die Gedenkstätte in der Bernauer Straße. Dort sind die Grenzanlagen auf 60 Metern fast komplett erhalten. Und in der Nähe des Berliner Abgeordnetenhauses in der Niederkirchnerstraße sind auch ein paar der Betonsegmente stehen geblieben.
Wenn aber andernorts nicht gerade einige Pflastersteine im Straßenbild den entscheidenden Hinweis geben, lässt sich der Verlauf der Mauer kaum mehr nachvollziehen. Dabei ist das aus dem All gar kein Problem. Das zeigt eine Nachtaufnahme, die der kanadische Kommandant der ISS, Chris Hadfield, über seinen Twitter-Account verbreitet hat. Aus gut 400 Kilometern Höhe fallen sofort die unterschiedlichen Farben des Straßenlichts ins Auge.
Im Jahr 1826 hatte Berlin seine Straßen erstmals mit Gaslaternen erleuchtet. Doch Ende des 19. Jahrhunderts machte sich dann vor allem Emil Rathenau, Gründer des Elektrokonzerns AEG, für die Elektrifizierung der Beleuchtung stark. Und so brannten im Jahr 1888 104 Elektrolampen auf der Straße Unter den Linden. Doch während andere Städte die älteren Gaslaternen im Zuge der Modernisierung aussortierten, blieben sie in Berlin lange bestehen.
Rund 182.000 Elektro- und etwa 42.500 Gasleuchten
Insgesamt gibt es heute auf den Straßen der deutschen Hauptstadt rund 182.000 Elektroleuchten - und etwa 42.500 Gasleuchten. Letztere sind in gewisser Weise ein Relikt des Kalten Krieges. Im Westen der Stadt hatte man damals ganz bewusst auf Gas gesetzt, um im Fall eines Embargos unabhängig von Stromlieferungen zu sein. Denn das für die Lampen nötige Stadtgas ließ sich aus Kohle gewinnen, die man in großen Mengen bunkerte.
Doch nicht Gas- und Elektroleuchten sind schuld daran, dass Berlin aus dem All noch immer eine geteilte Stadt ist, wie eine Nachfrage bei der Vattenfall-Tochter BerlinLicht ergibt. Die Unterschiede gibt es nämlich auch bei den elektrischen Lampen: Im Osten kamen vor allem gelbliche Natriumdampflampen zum Einsatz, im Westen eher weiße Leuchstoff- und Quecksilberdampflampen. Und das hat sich zumindest zum Teil noch bis heute erhalten.
Die Stadt Berlin hat sich vorgenommen, dass die Energieeffizienz der öffentlichen Beleuchtung bis zum Jahr 2018 um mindestens 30 Prozent steigen soll. Unter anderem sollen viele der Gasleuchten durch elektrobetriebene Verwandte ausgetauscht werden. Und nicht wenige Berliner, vor allem im Westen, stören sich daran. Außerdem sollen, wo immer möglich, LED-Lampen eingebaut werden - und die strahlen weiß. Doch bis ganz Berlin auch aus dem All einheitlich aussieht, wird noch viel Zeit vergehen. Bei Vattenfall geht man davon aus, dass es bei der aktuellen Erneuerungsrate der Anlagen um die 30 Jahre dauern dürfte.