Satellitenbild der Woche Istanbul sinkt stetig ab
San Francisco, Mexiko-Stadt, Lissabon und Istanbul sind Metropolen in gefährlicher Lage: Ständig muss hier mit Erdbeben gerechnet werden, weil die Städte in Regionen liegen, unter denen jeweils mehrere tektonische Platten aufeinandertreffen und sich der Boden deshalb ständig bewegt. Erdbeben und auch Erdrutsche sorgen jedes Jahr für Hunderte Tote sowie Schäden in Milliardenhöhe. Satellitenbilder eines Projekts der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa helfen, drohende Gefahren zu erkennen und Risiko-Landkarten zu präzisieren.
Im Rahmen des Projekts Terrafirma beobachten Forscher seit 1991, wie sehr sich der Boden in Europa hebt und senkt - anfangs auf den Zentimeter genau, mittlerweile noch präziser. So soll sich einschätzen lassen, wie gefährlich die Deformationen in Städten mit seismisch aktivem Untergrund sind. Istanbul, die größte Stadt der Türkei, sinkt jährlich um ein bis zwei Millimeter, auf der europäischen Seite der Stadt sind es gebietsweise sogar fünf Millimeter und mehr. Das zeigt eine aktuelle Terrafirma-Landkarte, die anhand von Daten zahlreicher Satellitenbilder der vergangenen 15 Jahre erstellt wurde.
Die Bilder wurden von den ERS-Satelliten der Esa aufgenommen. Mit der sogenannten Persistent Scatterer Interferometry (PSI) wurden in den letzten fünf Jahren neue Verfahren entwickelt, um Radarbilder zu verarbeiten. PSI kann nach Angaben der Esa die Bodenbewegungen in großen Gebieten erkennen.
"Neue PSI-Beobachtungen haben eine Absenkungslandkarte von Istanbul ergeben, die aus erster Hand beweist, dass die Bodenzustände im gesamten Stadtgebiet sehr unterschiedlich sind", heißt es in einer Mitteilung der Esa.
Die Türkei befindet sich auf der relativ kleinen Anatolischen Platte, die von drei Hauptplatten regelrecht gequetscht wird: Von Süden her drücken die Afrikanische und die Arabische Platte, von Norden her die Eurasische Platte. Nur 15 Kilometer südlich von Istanbul befindet sich die 1000 Kilometer lange Nordanatolische Verwerfung. Die tektonischen Bewegungen haben laut Esa im vergangenen Jahrhundert allein acht Erdbeben mit einer Stärke von sieben oder größer verursacht. 1999 bebte der Boden zuletzt heftig - in Izmit, 80 Kilometer südöstlich von Istanbul, mit einer Magnitude von 7,6.
"Bodenbewegungen in Form von Erdbeben und Erdrutschen stellen weltweit eine Gefahr dar. Und die steigt wegen der Verstädterung und der Landnutzung", warnt die Esa. Neuen Statistiken zufolge lebt mittlerweile die Hälfte der Weltbevölkerung in Großstädten. "Wenn der Trend zur Verstädterung so weitergeht, müssen in den größten Städten noch mehr Häuser gebaut werden, um die Neuankömmlinge zu beherbergen." Das Esa-Projekt Terrafirma soll die am wenigsten riskanten Untergründe ausfindig machen.
fba