Satellitenbild der Woche Larsen-Eisschelf zerfällt rapide
Zwischen den beiden Bildern liegen lediglich fünf Jahre - ein Wimpernschlag in der Geschichte der eisigen Antarktis, doch in Zeiten der schnellen globalen Erwärmung sind selbst in einer solch kurzen Zeit deutliche Veränderungen sichtbar.
Nur wenige Tage nach seinem Start am 28. Februar 2002 hat der europäische Satellit "Envisat" mit seinem Advanced Synthetic Aperture Radar (ASAR) sein erstes Bild vom Larsen-B-Schelf geschossen. Die Aufnahmen überraschten Experten, die bis heute davon ausgehen, dass das 200 Meter dicke Schelf in den vergangenen 12.000 Jahren stabil war. Dennoch war auf dem Bild von 2002 zu sehen, dass ein 3250 Quadratkilometer großes Stück abgebrochen war und sich zu Tausenden kleinen Eisbergen aufgelöst hatte, die anschließend östlich ins Weddellmeer trieben.
"Seit 2002 hat sich der drastische Rückzug des Eises in der Region wegen des Klimawandels fortgesetzt", sagte Helmut Rott von der Universität Innsbruck. Das Ergebnis ist eindrucksvoll auf einem weiteren Bild zu sehen, das "Envisat" am 22. Februar dieses Jahres aufgenommen hat: Ein riesiges Gebiet ist aus dem Eisschelf herausgebrochen und zu zahlreichen kleineren Brocken zerfallen.
Das Larsen-Eisschelf besteht aus drei Teilen (A, B und C), die sich von Norden nach Süden entlang der Ostseite der Antarktischen Halbinsel erstrecken. Klimaforscher gehen davon aus, dass die deutlichsten Folgen der globalen Erwärmungen in den hohen nördlichen und südlichen Breiten, also nahe den Polen, zu beobachten sind.
Durchschnittstemperaturen steigen schnell
Die Durchschnittstemperaturen auf der Antarktischen Halbinsel sind in den vergangenen 50 Jahren um etwa 2,5 Grad Celsius gestiegen - und haben nach Meinung von Experten das Auseinanderbrechen der Larsen-A- und B-Eisschelfs verursacht. Ersteres ist im Januar 1995 nahezu vollständig zerfallen.
Das Abbrechen der Eisschelfs trägt nicht zum Anstieg der Meeresspiegel bei, weil sie bereits im Meer treiben. Das Abschmelzen der Festland-Gletscher, die ständig in Richtung Meer fließen und so die Schelfs speisen, sorgt dagegen sehr wohl für höhere Meeresspiegel.
Interessant für Forscher ist in diesem Zusammenhang die Fließgeschwindigkeit der Gletscher. "Sie liegt acht Mal höher als zu Zeiten, in denen die Schelfs die Gletscher gestützt haben", erklärte Rott. Die Masse, die die Gletscher oberhalb der zerbrochenen Eisschelf-Bereiche verloren haben, sei für rund zwei Prozent des seit 2002 beobachteten Meeresspiegel-Anstiegs verantwortlich. "Das zeigt die Verwundbarkeit der Eisschelfs gegenüber der Klimaerwärmung und ihre Bedeutung für die Stabilität der Gletscher", betonte Rott. Es gebe jedoch Anzeichen, dass auch das Larsen-B-Eisschelf in naher Zukunft komplett zerfallen wird.
mbe