Satellitenbild der Woche Libanons Ölpest wird zur Ökokrise
Seit nunmehr sechs Wochen treibt vor der libanesischen Küste ein Ölteppich. Die Ölpest gilt als eine der schlimmsten Umweltkatastrophen, die es je im Mittelmeer gab. Mittlerweile wird der Ölteppich zwar kleiner, Entwarnung können Wissenschaftler und Umweltschützer jedoch nicht geben - im Gegenteil. Zum einen, weil immer mehr Öl absinkt und den Meeresboden vergiftet. Zum anderen, weil an der Küste das Risiko steigt, dass die Dreckbrühe die Strände verseucht.
"Je länger das Öl vor der Küste treibt, desto größer wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass es an die Küste geschwemmt wird", erklärt Thomas Kemper vom Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) am deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Besonders gefährdet sind die Küstenstreifen nahe der libanesischen Städte Dschuniya und Dschubail, wie eine aktuelle Satellitenbildkarte des ZKI zeigt. An den rot markierten Stellen ist die Gefahr für Ölverschmutzungen besonders hoch; dort, wo die Küste gelb markiert ist, ist das Kontaminierungsrisiko gering.
Dunkelrot hingegen müsste man auf Karten den Meeresgrund einzeichnen. Bis zu zehn Zentimeter dick sei der schwarze Schlick auf dem Meeresboden, berichtet die Umweltschutzorganisation Greenpeace nach einem Tauchgang. "Der Boden ist komplett mit Öl bedeckt. Das Leben da unten wird für Jahre geschädigt, wenn das Öl nicht sofort eingesammelt und entfernt wird", sagte Greenpeace-Aktivist Mohammed El-Sarji. Das Öl sei nur sehr schwer abbaubar und giftig.
Schon jetzt verenden Fische wegen der dicken, klebrigen Ölmassen unter Wasser, wie auch das von Greenpeace veröffentlichte Video dokumentiert (siehe unten). "Ich habe noch nie eine so große Ölverschmutzung gesehen", sagte Rick Steiner, Ölexperte von der University of Alaska, der die libanesische Regierung berät.
Havariekommando wird ölverschmutzte Strände reinigen
Mittlerweile sind auch internationale Hilfsaktionen angelaufen. So haben vor eineinhalb Wochen norwegische Spezialisten mit libanesischer Unterstützung begonnen, Ölreste abzusaugen. Ab Samstag werden auch Mitarbeiter des Cuxhavener Havariekommando vor Ort sein. Der Leiter des Havariekommandos und ein Ölunfall-Experte fliegen morgen in den Libanon, um die Einsatzmöglichkeiten zu erkunden, sagte am Freitag ein Sprecher des Havariekommandos. Weitere Mitarbeiter sowie Schutzkleidung, Schaufeln und Geräte zur Strandreinigung könnten frühestens in einer Woche in den Nahen Osten geschickt werden. Koordiniert wird der Hilfseinsatz von der EU in Brüssel.
Am 13. und 15. hatte die israelische Luftwaffe das Kraftwerk in Dschija südlich von Beirut bombardiert. Da die Anlage direkt an der libanesischen Küste stand, flossen bis zu 15.000 Tonnen Schweröl ins östliche Mittelmeer. Mit der Zeit trieb der Ölteppich nach Norden und breitete sich zunächst immer weiter aus. Zeitweise war er 150 Kilometer lang und stellenweise 40 Kilometer breit.
fba/dpa