Satellitenmission in Berlin "Da kommen Signale!"
“Ob es klappt?”
“Jetzt ist gerade der Empfang ein bisschen schlecht”
“Entfernung zum Satelliten 2400 km”
Reporter:
"So eine Satellitenmission kennt man eigentlich nur von Staaten. Hier an der Technischen Universität Berlin können aber auch Studierende an einer solchen Mission teilnehmen. Das hier ist das Missionskontrollzentrum, und das ist der Arbeitsplatz von Jens Großhans, der das Projekt leitet, die aktuelle SALSAT-Mission. Herr Großhans, was ist denn das Ziel von diesem SALSAT-Satelliten?"
Jens Großhans:
"Es gibt immer mehr Satelliten, auch kleine Satelliten, und natürlich braucht jeder dieser Satelliten eine Kommunikationsfrequenz, und es wird immer schwieriger, noch freie Frequenzen zu finden für Satelliten. Und das ist das Ziel von SALSAT, wir wollen eine Messung machen aus dem Orbit und uns weltweit anschauen, in bestimmten Frequenzen für die Satellitenkommunikation, wie diese genutzt werden."
Aktuell kreisen knapp 3.000 aktive Satelliten um die Erde. In den kommenden Jahren könnten Zehntausende hinzukommen, für satellitengestütztes Internet, zum Beispiel durch SpaceX und Amazon. Sie alle müssen sich wenige Frequenzen teilen, die zur Datenübertragung geeignet sind. Die Lizenzen dafür werden von der Internationalen Fernmeldeunion vergeben.
Im September haben die Berliner ihren Satelliten mit einer Sojus-Rakete von Russland aus in den Weltraum geschickt. Heute wollen die Wissenschaftler zum ersten Mal Forschungsdaten vom Satelliten empfangen.
Reporter:
"Ich sitze jetzt hier neben Alexander Balke, er studiert Elektrotechnik an der TU Berlin und ist als Student an dieser Raumfahrtmission beteiligt. Gleich geht der Überflug los, sie haben nur 10 Minuten Zeit, die Daten runterzuladen, ein kritischer Moment, sind sie da aufgeregt?"
Alexander Balke:
"Auf alle Fälle. Bisher konnten wir die Daten nur auf dem Boden aufnehmen. In den Laboraufbauten weiß man immer genau, was man zu erwarten hat. Aber im Orbit ist es völlig wild, da senden Hunderte Satelliten gleichzeitig, das wird auf jeden Fall interessant."
Und plötzlich geht alles ganz schnell.
“Bitte jetzt einmal EPS-All ADC abfragen, um die Spannung zu prüfen”
“Alles nominell”
“Jetzt ist gerade der Empfang ein bisschen schlecht, das liegt auch daran, dass Gebäude im Weg sind.”
“Bei mir ist die Bodenstation abgestürzt.”
“Jetzt haben wir wieder Empfang”
“Philipp, dann kannst du jetzt SALSA anschalten”
“Mal schauen, ob es klappt. Ja, da kommen schon die ersten Signale! Sehr schön, das sieht schon mal gut aus. Das ist ein ganz großer Schritt”
Jens Großhans:
“Hier sieht man zum Beispiel sehr schön, und auch hier, dass es hier ein erstes Signal gibt. Und wenn wir jetzt ganz viele solcher Aufnahmen machen, an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten, dann können wir vielleicht herausfinden, woher dieses Signal kommt."
Reporter:
"So eine typische Anwendung für Satelliten sind ja zum Beispiel Ortungsdienst wie GPS, Wettervorhersage oder Klimaforschung. Heißt das denn, wenn immer mehr gefunkt wird und Sie diese Störquellen nicht ausmachen, dass irgendwann das GPS ausfällt oder die Wettervorhersage?"
Jens Großhans:
"Diese ganzen Satelliten, Wettersatelliten oder universitäre Satelliten, Forschungssatelliten, müssen ihre Daten zum Boden senden. Und eben, wenn diese Funkfrequenzen gestört werden, und diese Verbindung zum Satelliten nicht mehr besteht, dann besteht immer das Risiko, dass in Zukunft bestimmte Dienste nicht verfügbar sind."
Am Ende erstellen die Forscher eine Karte, auf der eingezeichnet ist, welche Frequenzen wo besonders stark genutzt werden. So könnte beispielsweise eine Frequenz, die nur in Europa viel benutzt wird, nochmal von einer Bodenstation in Australien benutzt werden. So könnten in Zukunft auch Zehntausende Satelliten im All funken.
Reporter:
"Hier auf dem Dach der TU Berlin ist eine der Antennen, mit der die Daten empfangen werden, und die wird gerade ausgerichtet. Heute ist die Mission geglückt, aber die Studierenden und Mitarbeiter der TU Berlin müssen noch viele Monate lang Daten sammeln. Eine Landkarte mit den Funkfrequenzstörungen wird Mitte 2021 vorliegen."