Saturnmond Enceladus Eisiger Brocken hat heißes Herz
"Mir ist das Herz stehen geblieben", sagte Carolyn Porco vom Space Science Institute der Nasa in Boulder. "Das ist sicherlich eines unserer aufregendsten Ergebnisse." Der Grund des Entzückens: Bilder des Saturnmonds Enceladus, aufgenommen von der Nasa-Sonde "Cassini", beweisen eindeutig geologische Aktivität. Was auf den ersten Blick aussieht wie die feine Corona bei einer Sonnenfinsternis, sind in Wirklichkeit Eispartikel, die von Enceladus ins All strömen.
"Cassini" hatte schon im August erste Anzeichen für die überraschende Aktivität entdeckt. Die neuen Bilder belegen nun eindrucksvoll, dass die Forscher mit ihren ersten Vermutungen richtig lagen. Zu sehen sind mehrere Partikelstrahlen, die von der Region um den Südpol von Enceladus stammen und fast 500 Kilometer weit ins All reichen, was in etwa dem Durchmesser des kleinen Mondes entspricht.

Saturnmonde: Die eisigen Begleiter des Ringplaneten
Die Experten glauben, dass es sich um Wasserdampfsäulen mit Eispartikeln handelt. Ihr Ursprung sind warme Risse in der eisigen Oberfläche von Enceladus, die inzwischen als "Tigerstreifen" bekannt sind. Um ins All geschleudert zu werden, muss der Dampf eine gewisse Dichte besitzen, erklärte Andrew Ingersoll vom California Institute of Technology in Pasadena. "Das deutet auf Temperaturen hin, die für ein kaltes Objekt wie Enceladus überraschend hoch sind."
Enceladus gehört damit zur Kategorie der geologisch aktiven Monde, gemeinsam mit den Jupitermonden Io und Europa und dem Neptun-Trabanten Triton. Die eigentliche Ursache für die geologische Aktivität ist jedoch unklar. "In mancher Hinsicht ähnelt Enceladus einem riesigen Kometen", sagte Torrence Johnson vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa. "Mit dem Unterschied, dass die Geysir-ähnliche Aktivität von innerer Erwärmung ausgeht." Im Unterschied zu Kometen, bei denen das Sonnenlicht die Partikel-Eruptionen und damit den Schweif entstehen lässt, werde die Wärme im Innern von Enceladus vermutlich von Radioaktivität oder Gezeitenkräften verursacht.
Die neuen Erkenntnisse über Enceladus sind nach Angaben der Nasa der Höhepunkt eines "phänomenal erfolgreichen Jahres" bei den Beobachtungen der Saturn-Eismonde. Die "Cassini"-Sonde habe den Forschern eine Flut neuer Bilder von Enceladus, Dione, Rhea, Hyperion und Iapetus beschert.
Die Doppelsonde "Cassini-Huygens" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Nasa und der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Der Nasa-Orbiter "Cassini" war nach siebenjähriger Reise im Dezember 2004 in eine Umlaufbahn um den Ringplaneten Saturn eingeschwenkt und hatte die europäische Titan-Sonde "Huygens" ausgeklinkt. Das Landemodul setzte am 14. Januar 2005 auf dem Mond auf, der mit einem Durchmesser von mehr als 5000 Kilometern größer ist als der Planet Merkur.