Größer als das Kaspische Meer ist der See, den die Sonde "Cassini" jetzt auf dem Saturnmond Titan entdeckt hat. Allerdings besteht er nicht aus Wasser, sondern aus einem Stoff, der unter irdischen Bedingungen zu den Treibhausgasen zählt: flüssiges Methan.
Köln/Berlin/San Francisco - Mit einer Fläche von bis zu 400.000 Quadratkilometern ist das "Kraken Mare" der größte See, den Forscher aus Berlin jetzt auf der Oberfläche des Saturnmondes Titan erspäht haben. Er übertrifft sogar den größten See der Erde, das Kaspische Meer.
Anders als in irdischen Gewässern schwappt in dem tiefgekühlten Titan-See allerdings kein Wasser, sondern flüssiges Methan oder andere Kohlenwasserstoffe. Am Freitag wollen Katrin Stephan und Ralf Jaumann vom Berliner Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ihre Entdeckung auf der Jahrestagung der Amerikanischen Geophysikalischen Vereinigung (AGU) in San Francisco vorstellen.
Die Wissenschaftler hatten den See am Nordpol des Titan in Aufnahmen der Saturnsonde "Cassini" der US-Raumfahrtbehörde Nasa gesehen. Im vergangenen Jahr hatte die Sonde bereits einen Ethan-See am Südpol des Titans erspäht.
Titan ist mit einem Durchmesser von 5150 Kilometern der zweitgrößte Mond in unserem Sonnensystem und der einzige, der von einer dichten Atmosphäre umgeben ist. Wegen dieser Stickstoffatmosphäre, die einige Ähnlichkeiten mit der frühen Lufthülle der Erde aufweist, ist Titan eines der interessantesten Objekte für Planetenforscher.
Verräterisch glatte Oberfläche
Die dicke Wolkenschicht schottet allerdings die Oberfläche der bizarren Eiswelt von allen direkten Blicken im sichtbaren Licht ab. Nur mit Spezialinstrumenten lassen sich in eng begrenzten Wellenlängenbereichen Details der rund minus 180 Grad Celsius kalten Oberfläche auskundschaften.
Direkt sehen konnten die Wissenschaftler den See jedoch nicht. Stattdessen entdeckten sie in den Daten eines Infrarotspektrometers die Forscher ein sehr helles infrarotes Glänzen am Nordpol des Titans, ähnlich dem Glitzern des Sonnenlichts auf einem See. "Wir denken, dass in der Natur nur die Oberfläche einer Flüssigkeit so glatt sein kann", erklärt Stephan. "Eine Eisfläche - selbst wenn sie zu Beginn spiegelglatt ist - wird sehr schnell durch die Erosion, die schmirgelnde Wirkung kleiner Partikel und durch abgelagerte Bestandteile der Atmosphäre immer rauer", sagt Jaumann.
Den Namen "Kraken Mare" erhielt der Titan-See nach einem Seeungeheuer der nordischen Sagenwelt. An derselben Stelle hatte "Cassini" 2006 per Radar bereits einen Hell-Dunkel-Verlauf gemessen, der auf eine Küstenlinie hindeutet.