Saturnmond Titan Ozeane könnten Mikroorganismen Nahrung bieten
London - Strandurlaub stellt man sich anders vor: Die Seen und Ozeane auf dem Saturnmond Titan bestehen aus Methan und Ethan , außerdem herrschen Temperaturen von minus 180 Grad Celsius. Sie sorgen dafür, dass die beiden Kohlenwasserstoffe überhaupt flüssig und nicht gasförmig sind. Die unwirtliche Umgebung könnte trotzdem Lebensmöglichkeiten für ganz spezielle Mikroorganismen bieten - das glauben jedenfalls Wissenschaftler um Daniel Cordier von der École Nationale Supérieure de Chimie im französischen Rennes.
Nach ihren Berechnungen enthalten die Seen große Mengen Azetylen, schreiben die Forscher in einer kommenden Ausgabe des Fachmagazins "Astrophysical Journal Letters" Azetylen ist eine einfache Kohlenwasserstoff-Verbindung, die mit dem Gas Wasserstoff reagiert. Sie könnte von Organismen zur Energieerzeugung genutzt werden, glauben Cordier und seine Kollegen.
Bisher waren Forscher von einer sehr geringen Azetylen-Konzentration in Titans Seen ausgegangen: Auf 10.000 Kohlenwasserstoff-Moleküle kämen nur wenige Azetylen-Moleküle - eine Schätzung, die Cordiers Team nun drastisch nach oben korrigieren möchte. Die Wissenschaftler stützen sich auf Daten der Raumsonde "Cassini" und der Landekapsel "Huygens", die 2005 auf Titan aufsetzte. Aus ihnen gehe hervor, dass die Azetylen-Konzentration hundertmal größer sei als bislang angenommen.
Ein Anteil von etwa einem Prozent Azetylen sei eine vielversprechende Perspektive für mögliches Leben in Titans Seen, erklärt Jonathan Lunine von der University of Arizona in Tucson, einer der beteiligten Wissenschaftler. Allerdings sei die Existenz von Organismen, die von Azetylen lebten, hochspekulativ. Studien haben zudem gezeigt, dass nicht allein der Gehalt an Azetylen maßgeblich für das Überleben solcher Mikroben sein dürfte, sondern es auch zu einer stetigen Durchmischung der Kohlenwasserstoffe kommen müsste. Nur dadurch könnte es zu einer Reaktion von Azetylen und Wasserstoff kommen.