
Himmelspektakel: Alles schaut nach oben
Sonnenfinsternis in Deutschland Da war es plötzlich düster
Der Neumond hat sich am Freitagvormittag vor die Sonne geschoben. In Konstanz und Saarbrücken begann das Ereignis um 9.27 Uhr, in Frankfurt/Main um 9.30 Uhr, in Berlin um 9.39 Uhr und in Rostock um 9.40 Uhr. Gegen 12 Uhr war das Spektakel in Deutschland vorbei.
Je nach Standort in Deutschland verdeckte der Mond maximal 66 bis 83 Prozent der Sonnenscheibe. In Konstanz und Saarbrücken geschah das zum Beispiel um 10.35 Uhr. Ganz dunkel wurde es in Deutschland nicht, aber schon ziemlich düster. Das Wetter spielte fast überall in Deutschland mit - Millionen Menschen konnten die Sonne von Hamburg bis München beobachten (Hier finden Sie die besten Bilder aus aller Welt.)
Mit rund 83 Prozent Verdunkelung wäre List auf Sylt eigentlich der beste Ort gewesen, um die Sonnenfinsternis zu verfolgen. Doch eine geschlossene Wolkendecke verhinderte den Blick auf das seltene Naturschauspiel. Wolken oder Nebel gab es auch in Teilen Nordrhein-Westfalens und an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern.
Zappenduster hoch im Norden
Nur in einem schmalen Streifen auf dem Nordatlantik verfinsterte sich die Sonne komplett. Darin liegen die Färöer-Inseln und Spitzbergen. Auf den Färöer-Inseln hatten sich Tausende Touristen versammelt, um das sehr seltene Himmelsschauspiel einer totalen Finsternis zu verfolgen. Im entscheidenden Moment hatten Wolken die Sicht versperrt. Doch kurze Zeit später klarte es plötzlich auf und die Urlauber in der Hauptstadt Tórshavn konnten die Sonne immerhin noch als leuchtend orangene Sichel bewundern.

Sonnenfinsternis: Fotos von SPIEGEL-ONLINE-Lesern
"Es ist schon ein seltener Anblick und beeindruckend zu sehen, wie das Tageslicht innerhalb weniger Minuten ausgeht und wieder angeht", sagte der Düsseldorfer Christoph Hennigfeld, der extra mit seiner Frau auf die Färöer-Inseln gereist war.
Augenärzte hatten eindringlich davor gewarnt, mit ungeschützten Augen direkt in die Sonne zu schauen, um schwere Augenschäden zu vermeiden. Nur spezielle "Sofi"-Brillen bieten einen ausreichenden Schutz. Sie waren allerdings vielerorts ausverkauft.
Wer die Sonnenfinsternis ohne geeigneten Schutz beobachtet hat, bemerkt Schäden am Auge nicht durch Schmerzen. Denn die Netzhaut sendet keinen Schmerzimpuls. Schäden zeigen sich stattdessen etwa durch eine Verdunklung im Zentrum des Blickfeldes, weil die Stelle des schärfsten Sehens geschädigt wurde, sagt Georg Eckert vom Berufsverband der Augenärzte (BVA).
Auch wer nach dem Spektakel nicht mehr so scharf sieht wie vorher, hat möglicherweise seine Netzhaut geschädigt. Wie ausgeprägt die Beeinträchtigungen sind, hängt davon ab, wie intensiv die Einstrahlung war und wie lange man in die Sonne geschaut hat.
Wer solche Probleme bemerkt, geht besser so früh wie möglich zum Augenarzt. Viel machen kann man bei einer solchen Schädigung der Netzhaut zwar nicht, sagt Eckert. Aber manchen Betroffenen helfen entzündungshemmende Augentropfen.
Keine Ausfälle im Stromnetz
Das deutsche Stromnetz hat den Stresstest Sonnenfinsternis nach Einschätzung der Betreiber mit Bravour bestanden. Bundesweit habe es keine Engpässe oder Stromausfälle (Blackouts) gegeben, berichteten am Freitag übereinstimmend die Betreiber der großen Stromautobahnen. "Uns fällt ein großer Stein vom Herzen. Alles lief wunderbar", meinte der Geschäftsführer Systembetrieb bei 50Hertz, Dirk Biermann, in Neuenhagen bei Berlin.
Nach der maximalen Abdeckung der Sonne durch den Mond von bis zu 83 Prozent hätten die Netze innerhalb kürzester Zeit einen gewaltigen Solarstrom-Anstieg verkraften müssen: vom Tiefpunkt unter 7000 Megawatt auf bis zu 22.000 Megawatt in der Spitze. "Das ist ein gutes Signal für die Energiewende", meinte Biermann. Die Sonnenfinsternis galt als ernste Bewährungsprobe für den Vorreiter Deutschland, wo rund 39.000 Megawatt Solarleistung installiert sind, was etwa 39 Atomkraftwerken entspricht.
Hier die Sonnenfinsternis über Madrid im Zeitraffervideo:
Hier lesen Sie alles zur Sonnenfinsternis im Minutenprotokoll.