Bilder von unserem Nachbarplaneten Ist auf der Venus ein Vulkan ausgebrochen?

Vulkane hat die Venus viele. Doch ob sie noch brodeln, war lange fraglich. Ein verblüffender Fund in Aufnahmen einer alten Sonde deutet nun darauf hin, dass es noch in den Neunzigern einen Ausbruch gab.
Dieses computergenerierte Bild, das auf Daten der Raumsonde »Magellan« basiert, zeigt den Venus-Vulkan Maat Mons.

Dieses computergenerierte Bild, das auf Daten der Raumsonde »Magellan« basiert, zeigt den Venus-Vulkan Maat Mons.

Foto: JPL-Caltech / NASA

Auf dem Nachbarplaneten der Erde soll es heiß hergehen. Die Venus könnte noch immer aktiv sein – eine dynamische Welt mit Eruptionen und Lavaströmen, berichten Forscher im Fachmagazin »Science«.  Das Team hat Aufnahmen neu analysiert, die eine Sonde vor mehr als drei Jahrzehnten gemacht hat. Womöglich ist darauf ein aktiver Vulkan zu sehen.

Die Venus ist mit Kratern, Vulkanen, Bergen und Lavaebenen bedeckt. Seit längerer Zeit ist bekannt, dass sie jünger sind als die der anderen erdähnlichen Planeten Mars oder Merkur. Fachleute gehen daher davon aus, dass es auf unserem Nachbarplaneten einst mächtig gekracht hat. Fraglich ist jedoch, ob es dort noch immer brodelt. Hinweise darauf haben in der Vergangenheit diverse Teams geliefert, nun soll es den Fotobeweis geben.

Die Radarbilder stammen von der Nasa-Raumsonde »Magellan«, die den Gesteinsplaneten von 1990 bis 1992 untersucht hat. Eine Aufnahme von Februar 1991 zeigt einen Krater als kreisförmige Formation, die sich über etwa 2,6 Quadratkilometer erstreckt. Auf einer anderen Aufnahme aus dem Oktober 1991 wiederum ist der Schlot in unregelmäßiger Form mit einer Fläche von etwa 3,9 Quadratkilometern zu sehen. Er befindet sich auf dem Maat Mons, der mit einer Höhe von etwa neun Kilometern der höchste Vulkan des Planeten und der zweithöchste Berg ist.

Niedrige Auflösung der Venusfotos sind problematisch

»Wir können definitiv nachweisen, dass ein Vulkanschlot größer geworden ist und so aussieht, als wäre er von kugelförmig mit einem Hunderte Meter tiefen Inneren zu einem flachen, fast gefüllten Inneren übergegangen«, sagte Robert Herrick, Forschungsprofessor am geophysikalischen Institut der University of Alaska Fairbanks und Hauptautor der aktuellen Studie.

Seine Interpretation: »Es gibt einen neuen Magmazustrom in eine Kammer unter dem Schlot, was zur Bildung einer breiteren, unregelmäßigen Caldera führt, in der sich zum Zeitpunkt der zweiten Aufnahme noch ein aktiver Lavasee befindet.« Die neuen Erkenntnisse würden darauf hindeuten, dass es alle paar Monate zu Ausbrüchen kommt, ähnlich wie bei einigen Vulkanen auf der Erde, etwa auf Hawaii, den Kanarischen Inseln und Island, so Herrick weiter.

»Der Beweis liegt im Auge des Betrachters«

Scott King, Geophysiker

Weil die alten Bilddaten eine niedrige Auflösung haben, gibt es jedoch Zweifel an der Auswertung. Die Studienautoren räumen selbst andere Möglichkeiten ein, halten ihren Schluss aber für den wahrscheinlichsten.

»Der Beweis liegt im Auge des Betrachters«, sagte etwa der Geophysiker Scott King gegenüber »Nature« . Er hält vulkanische Aktivität auf dem Planeten für möglich und hofft laut dem Bericht, dass die kommenden Missionen zur Venus die nötigen Daten liefern werden, um alle zu überzeugen.

Bisher gab es verglichen mit anderen Planeten im Sonnensystem nur wenige Erkundungsmissionen zur Venus. Doch das ändert sich bald. Ab diesem Jahr sollen mindestens sechs Raumsonden im Laufe eines Jahrzehnts  zur Venus aufbrechen. Die europäische Raumfahrtagentur Esa plant etwa die Mission »EnVision«, die Nasa die Missionen »DaVinci« und »Veritas«. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Indien wollen Sonden und Raumfahrzeuge zur Venus schicken.

Die Venus ähnelt in Größe und Masse zwar der Erde, auf ihrer Oberfläche ist es jedoch höllisch heiß. Ihre dichte Atmosphäre, die hauptsächlich aus Kohlendioxid besteht, sorgt für einen Treibhauseffekt und Temperaturen von bis zu mehr als 450 Grad Celsius.

alw/Reuters

Mehr lesen über

Verwandte Artikel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten