
SpaceShipTwo: Bremsleitwerk unter Verdacht
SpaceShipTwo-Absturz Pilot wusste nichts von frühem Bremsvorgang
Los Angeles - Schon wenige Stunden nach dem tragischen Absturz der SpaceShipTwo wussten die Ermittler: Bei dem Start des privaten Passagierraumflugzeugs über der Mojave-Wüste in Kalifornien war eine Bremsvorrichtung vorzeitig gelöst worden, das berichtete die US-Transportsicherheitsbehörde NTSB. Ob dies zum Absturz geführt habe, ist weiter unklar.
Die Ermittler der NTSB vermuten, dass der Co-Pilot Michael Alsbury den Bremsvorgang eingeleitet hat. Nun stellt sich heraus: Dem Piloten des Unglücksschiffs, Peter Siebold, war dieser Schritt nicht bekannt. Das erklärte er gegenüber der NTSB. Es sei eigentlich Vorschrift, diesen Schritt zu melden, bestätigte hierzu ein Mitarbeiter der Behörde.
Kurz nach dem offenbar verfrüht eingeleiteten Bremsvorgang war das SpaceShipTwo auseinandergebrochen und abgestürzt. Der 39 Jahre alte Co-Pilot kam ums Leben.

Absturz von SpaceShipTwo: Virgins Raumfähre ist verunglückt
Pilot Seiboldt sei aus dem Flugzeug herausgeschleudert worden, berichtet der 43-Jährige. Er habe sich im freien Fall gen Erde befunden, sein Fallschirm habe sich aber ordnungsgemäß geöffnet. Die genaue Höhe, in der sein Fall begann, ist noch nicht bekannt. Vermutlich sei dies aber bei zehn Meilen (16 Kilometern) erfolgt, berichtet die NTSB.
Katastrophe nahm ihren Lauf
Eine Überwachungskamera im Cockpit der SpaceShipTwo zeige, wie der Co-Pilot die Bremsvorrichtung entriegelt, und zwar bevor das Flugzeug die vorgeschriebene Geschwindigkeit von Mach 1 erreicht habe, sagt Christopher Hart, Vorsitzender der NTSB. Dies entspricht der Schallgeschwindigkeit von 1230 km/h. Dieser Schritt sollte eigentlich erst ab einer Geschwindigkeit von Mach 1,4 passieren.
Das SpaceShipTwo verfügt über ein drehbares Leitwerk. Nach dem Aufsteigen in mehr als hundert Kilometer Höhe fällt das Raumschiff zunächst ungebremst zur Erde zurück. Um einen kontrollierten Flug zu ermöglichen, ändert der Pilot während das Sinkflugs die Stellung des Leitwerks, wodurch das SpaceShipTwo abgebremst wird. Sobald das Raumschiff bis auf etwa 16 Kilometer abgesunken ist, wird das Leitwerk wieder um 90 Grad gedreht und die Landung eingeleitet.
Auch nach dem zu frühen Aktivieren des Bremsmechanismus hätten sich die Federn eigentlich nicht bewegen können, sagte Hart. Dazu hätte ein zweiter Mechanismus aktiviert werden müssen. Was nicht passierte. Doch das Manöver sei wohl nicht mehr zu stoppen gewesen, zwei oder drei Sekunden später begann SpaceShipTwo auseinanderzubrechen, erklärt Hart. Diesen Moment wolle man nun genauer untersuchen.
Anfangs war spekuliert worden, es habe eine Explosion während des Testflugs gegeben. Unfallexperte Hart sagte jedoch, man habe an den am Boden gefundenen Tanks keine Hinweise darauf entdeckt. Es gebe weder undichte Stellen noch Brandspuren.
Milliardär Richard Branson , dessen Unternehmen Virgin Galactic die private Raumfahrt vorantreibt, hat eine lückenlose Aufklärung des Unfalls versprochen. Zugleich sei er entschlossen, aus den Fehlern der Katastrophe zu lernen, um den Traum vom Weltraumtourismus weiter voranzutreiben.
Bereits gekaufte Tickets für die Passagierflüge ins All könnten jederzeit erstattet werden, versicherte Branson. Rund 700 Menschen hatten bereits Flüge für je 250.000 Dollar (rund 198.000 Euro) gebucht, die ersten Flüge sollten kommendes Jahr starten. Virgin Galactic habe das Geld noch nicht verwendet, sagte Branson.