Spaceshuttle "Endeavour" startet ins All
Cape Canaveral - Die US-Weltraumfähre "Endeavour" ist am frühen Dienstagmorgen mit sieben Astronauten an Bord zur Internationalen Weltraumstation ISS gestartet. Der Shuttle hob ohne Probleme vom US- Weltraumbahnhof Cape Canaveral im Bundesstaat Florida um 7.28 Uhr MEZ ab.
Das ist einigermaßen spektakulär, denn nach dem Unglück der "Columbia" vor gut fünf Jahren ist die Nasa sehr zurückhaltend mit Nachtstarts. Nur einmal, im Jahr 2006, durfte seitdem überhaupt ein Shuttle bei Dunkelheit abheben.
Das "Columbia"-Debakel hat die US-Weltraumbehörde traumatisiert. Man hatte Angst, dass sich beim Start der Raumfähre wieder Teile vom Shuttle lösen könnten - und beim Herunterfallen den Hitzeschutzschild beschädigen. Nachts, so das Kalkül der Nasa, wären solche Unfälle besonders schwierig zu entdecken.
Bei der "Endeavour" hatte eine neue Kamera mit Blitzlicht den Nasa-Planern mehr Sicherheit geliefert. Sie sollte den Treibstofftank, der rund acht Minuten nach dem Start abgesprengt wird, noch besser als bisher überwachen und sicherstellen, dass die Isolation des Tanks intakt blieb. Ein herabfallendes Schaumstoffstück von eben dieser Isolationshülle hatte bei der "Columbia" die fatale Ereigniskette in Gang gesetzt, die letzten Endes zum Tod von sieben Astronauten führte.
Ziel der 15-tägigen Mission ist es, Teile des japanischen Labors Kibo sowie eine in Kanada gebaute "Roboterhand" zur ISS zu bringen. Für die sechs US-Astronauten und ihren japanischen Kollegen sind insgesamt fünf Außeneinsätze geplant, die jeweils sechs Stunden dauern sollen.
Das Raumlabor Kibo - der Name bedeutet im Japanischen so viel wie Hoffnung - wird in drei Schritten montiert. Diesmal liefert die "Endeavour" das erste Bauteil, eine Art Aufbewahrungsraum. Der Hauptteil des Labors, dessen Planungen die Japaner bereits seit rund 20 Jahren beschäftigen, soll dann im Mai angeliefert werden. Im kommenden Jahr kommt dann noch eine Außentür mit Roboterarmen dazu. Nach dem europäischen Weltraumlabor "Columbus" bekommt die ISS mit Kibo einen weiteren Baustein, der dabei helfen wird, die Station internationaler als bisher zu machen.
Einen kleinen Vorgeschmack auf eben diese Internationalität liefert auch das Reisegepäck des japanischen Astronauten Takao Doi. Er bringt seinen ISS-Kollegen japanischen Reis mit - und Essstäbchen für alle. Außerdem hat er einen Papier-Bumerang dabei, den er auf der Raumstation testen will. Ferner haben die Japaner bereits angekündigt, demnächst ein kunstvoll gefaltetes Papierflugzeug von der ISS starten zu wollen.
Neben den Japanern sind auch die Kanadier gespannt, wie ihr neuer Beitrag zur Station funktionieren wird. Der anderthalb Tonnen schwere Roboter Dextre verfügt über zwei Greifarme, die in Zukunft einen Teil der bemannten Außeneinsätze an der ISS überflüssig machen sollen. Die Kanadier haben Erfahrung mit Roboterarmen: Von ihnen stammen sowohl der Roboterarm des Space Shuttles als auch der bisherige Greifer an der ISS.
Mit 16 Tagen im All, ein Dutzend davon an der ISS, ist die aktuelle "Endeavour"-Mission der bislang längste Aufenthalt einer Raumfähre an der Raumstation. Fünf Außeneinsätze stehen für die Besatzung auf dem Programm. Die Rückkehr der "Endeavour" ist für den 26. März vorgesehen.
chs/AP/dpa