
Spenden für Seti-Projekt Die Alien-Jagd kann weitergehen
- • Seti-Projekt: Geldnot stoppt Alien-Suche
- • Interplanetare Kommunikation: Die lange Suche nach E.T.
Es war einsam geworden im Hat Creek Valley. Einst hatten hier 42 Hightech-Antennen nach außerirdischen Signalen aus den Tiefen des Alls gelauscht, weitab von Störquellen wie Sendemasten und Stromleitungen. Doch seit Monaten drehten nur noch zwei einsame Hausmeister ihre Runden im wuchernden Gras. Am 22. April hatten die University of California und das Seti-Institut die Instrumente des Allen Telescope Array in einen unbefristeten Tiefschlaf versetzt. Seit dem dösten die Sechs-Meter-Schüsseln vor sich hin.
Schuld war das desolate Staatsbudget des US-Bundesstaats Kalifornien. Es zwang die Universität zum Ausstieg aus dem Projekt. Die National Science Foundation stoppte ebenfalls ihre Zuschüsse - weil wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse fehlten. Und allein konnte das gemeinnützige Seti-Institute die Finanzierung nicht stemmen.
Doch nun soll das intergalaktische Lauschprogramm weitergehen - vorerst für ein paar Monate. Das Institut schreibt auf seiner Webseite, man habe von rund 2500 Geldgebern insgesamt 220.000 Dollar einsammeln können. Nach einem Bericht der "San Jose Mercury News" soll das Geld zumindest bis zum Jahresende reichen. Zu den Finanziers gehören demnach der Science-Fiction-Autor Larry Niven ("Ringwelt") und der Apollo-8-Astronaut Bill Anders.
Auch die Schauspielerin Jodie Foster hat der Zeitung zufolge einen Scheck geschickt. Sie hatte 1997 im Film "Contact" mitgespielt, der Verfilmung eines Romans des Seti-Vordenkers Carl Sagan. Auch in dieser Geschichte hat die Suche nach außerirdischen Signalen mit Finanznot zu kämpfen. Nach der Finanzspritze eines Milliardärs werden die Forscher dennoch fündig - und die von Foster gespielte Wissenschaftlerin Ellie Arroway kann sich sogar auf den Weg in ferne Welten machen.
Zweieinhalb Millionen Dollar für ein Betriebsjahr
In der Realität hat die Fahndung nach Radiosignalen von E.T. und seinen Verwandten dagegen bisher keine Erfolge gebracht - trotz 50-jähriger Bemühungen. Das ist wenig verwunderlich, betrachtet man die unvorstellbar große Menge an Zielobjekten. Außerdem dürften mögliche außerirdische Zivilisationen ohnehin nur während einer kurzen Zeit überhaupt Radiowellen aussenden: Zunächst kennen sie die Technik nicht - und wenig später haben sie bessere Geräte. Nachrichtenübertragung per Laser produziert zum Beispiel keine Radiosignale mehr, die sich auf der Erde auffangen ließen.
Ungeachtet solcher Schwierigkeiten soll die Suche weitergehen. "Die Menschen glauben weiter daran, dass diese sehr grundsätzliche Frage - ist da noch jemand, der so intelligent oder noch intelligenter ist als wir? - sehr wichtig ist und dass ihr nachgegangen werden sollte", sagt Seti-Astronom Seth Shostak. Daher sei er sehr froh, dass auch in wirtschaftlich schweren Zeiten Geld für den Weiterbetrieb der Teleskope fließe.
In den kommenden Monaten wollen die Seti-Leute nun auf die Suche nach weiteren Unterstützern gehen. Denn die Fahndung nach den Außerirdischen ist eben nicht nur mühselig, sie ist vor allem auch teuer. Das Institut kalkuliert mit Kosten von zweieinhalb Millionen Dollar für ein Betriebsjahr am Allen Telescope Array. Davon können dann zehn Mitarbeiter bezahlt werden.
Ginge es nach Institutschef Tom Pierson, dann würde man sogar fünf Millionen Dollar einsammeln - um die Teleskope gezielt auf die 1235 Exoplaneten zu richten, die das Nasa-Teleskop "Kepler" allein in diesem Frühjahr entdeckt hat. Das Projekt hat in der Vergangenheit durchaus Großspenden an Land ziehen können, so etwa von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen. Auch der Sci-Fi-Autor Arthur C. Clarke und die Computerpioniere Bill Hewlett und David Packard gaben reichlich.
Die aktuelle Generation der Silicon-Valley-Entrepreneure kann das Vorhaben dagegen kaum begeistern. Potentielle Unterstützer wie den Milliardär Richard Branson zieht es stattdessen in die Weiten des Alls und die Tiefen der Ozeane. Immer wieder ist darüber spekuliert worden, dass ein Engagement der US-Airforce die langfristige Rettung des Teleskop-Waldes am Hat Creek bringen könnte. Die Militärs interessieren sich für die Lauschtechnik, um noch besser nach fliegenden Schrottteilchen - und wohl auch fremden Satelliten - im Erdorbit zu fahnden. Doch eine verbindliche Zusage gibt es bisher nicht.
Und so hatte sich die Forschergemeinde zwischenzeitlich darauf eingestellt, dass die Alien-Suche nur noch als Projekt einiger Enthusiasten vorangetrieben wird. Unter der Überschrift "Seti ist tot, lang lebe Seti" hatte das Wissenschaftsmagazin "Nature" Ende Juli über eine Vielzahl kleinerer Suchvorhaben berichtet. Sie setzen auf gespendete Beobachtungszeit großer Teleskope, auf selbstgebastelte Empfänger - und Wissenschaftler mit dem Willen, ihre Freizeit zu opfern.
Man dürfe die Suche keinesfalls aufgeben, sagte Seti-Forscherin Jill Tarter dem Magazin. Sonst wäre das so, als schöpfe man mit einer Tasse ein wenig Wasser aus dem Pazifik - und erkläre anschließend, es gebe "keine Fische in den Ozeanen".
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Allen Telescope Array (im Oktober 2007): Nach Monaten des Stillstands soll die Suche nach außerirdischen Signalen hier weitergehen - vorerst für ein paar Monate. Das Seti-Institut schreibt auf seiner Webseite, man habe von rund 2500 Geldgebern insgesamt 220.000 Dollar einsammeln können.
Aliens bei Ufo-Festival in Roswell (USA): Seit 50 Jahren warten Astronomen noch immer auf ein Funksignal aus den Tiefen des Alls. Das ist wenig verwunderlich, betrachtet man die unvorstellbar große Menge an Zielobjekten. Außerdem dürften mögliche außerirdische Zivilisationen ohnehin nur während einer kurzen Zeit überhaupt Radiowellen aussenden.
Seti-Pionier Frank Drake: In den kommenden Monaten wollen die Seti-Leute nun auf die Suche nach weiteren Unterstützern gehen. Denn die Fahndung nach den Außerirdischen ist eben nicht nur mühselig, sie ist vor allem auch teuer. Das Institut kalkuliert mit Kosten von zweieinhalb Millionen Dollar für ein Betriebsjahr am Allen Telescope Array.
Fremder Planet CoRoT-7b (Zeichnung): Ginge es nach Seti-Institutschef Tom Pierson, dann würde man sogar fünf Millionen Dollar einsammeln - um die Teleskope gezielt auf die 1235 Exoplaneten zu richten, die das Nasa-Teleskop "Kepler" allein in diesem Frühjahr entdeckt hat.
Radioteleskop am Jodrell Bank Centre for Astrophysics (University of Manchester): Die Forschergemeinde hatte sich zwischenzeitlich darauf eingestellt, dass die Alien-Suche nur noch als Projekt einiger Enthusiasten vorangetrieben wird - mit gespendeter Beobachtungszeit großer Teleskope, selbstgebastelten Empfängern - und Wissenschaftlern mit dem Willen, ihre Freizeit zu opfern.
Aliens bei Ufo-Festival in Roswell (USA): Seit 50 Jahren warten Astronomen noch immer auf ein Funksignal aus den Tiefen des Alls. Das ist wenig verwunderlich, betrachtet man die unvorstellbar große Menge an Zielobjekten. Außerdem dürften mögliche außerirdische Zivilisationen ohnehin nur während einer kurzen Zeit überhaupt Radiowellen aussenden.
Foto: APMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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