Weltraumwetter Forscher warnen vor Extrem-Eruptionen der Sonne

Heftige Sonnenstürme haben bereits Funkverbindungen auf der Erde gestört. Doch es könnte noch schlimmer kommen: Forscher befürchten Eruptionen, die Tausende Male stärker sind.
Illustration eines Sonnensturms: Geladene Teilchen bombardieren die Erde

Illustration eines Sonnensturms: Geladene Teilchen bombardieren die Erde

Foto: NASA/ DPA

Ein gigantischer Strahlungsausbruch der Sonne könnte große Teile der irdischen Elektronik, Stromnetze und Satelliten lahmlegen. Das zeigt die Analyse eines Wissenschaftlerteams, die Forschungsleiter Yuta Notsu von der Universität von Colorado auf der Jahrestagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft AAS in St. Louis vorgestellt hat.

Auch unsere Sonne kann demnach sogenannte Superflares produzieren, wie sie bei anderen Sternen bereits beobachtet wurden. Superflares sind Hunderte bis Tausende Male stärker als alle Eruptionen, die bislang auf der Sonne beobachtet wurden. Sie galten lange als eine typische Eigenschaft junger, aktiver Sterne. Das Weltraumteleskop "Kepler" der US-Raumfahrtbehörde Nasa hat jedoch auch bei Sternen, die unserer Sonne ähneln, zahlreiche Superflares registriert.

"Kepler" hatte bei zigtausend Sternen nach Helligkeitsschwankungen gespäht, die ferne Planeten verraten. Dabei stieß es auch auf die heftigen Teilchenströme.

Einmal alle paar Tausend Jahre ein Ausbruch

Das Team um Notsu hat nun 43 sonnenähnliche Sterne analysiert, bei denen "Kepler" Superflares registriert hatte. Das auch im Fachblatt "The Astrophysical Journal" veröffentlichte Ergebnis  zeigt, dass junge Sterne zwar viel häufiger Superflares produzieren, es aber keine Altersgrenze für diese Ausbrüche gibt.

Selbst unsere 4,6 Milliarden Jahre alte Sonne kann demnach noch solche Extrem-Eruptionen erzeugen. "Junge Sterne haben etwa jede Woche einen Superflare", so Notsu . "Bei der Sonne ist es im Schnitt einmal alle paar Tausend Jahre." Wann der nächste Superflare unserer Sonne kommt, lasse sich nicht absehen.

Auch gewöhnliche Sonneneruptionen haben in der Vergangenheit bereits Auswirkungen auf Satelliten, Elektronik und Stromnetze gehabt. 2012 störte ein intensiver Teilchenstrom etwa den Funkverkehr auf der Erde. Ein hundert bis tausend Mal stärkerer Superflare könnte den Angaben zufolge weltweite Folgen haben.

Die Gesellschaft wachrütteln

Sonneneruptionen bombardieren elektrische Anlagen mit Strahlung und geladenen Teilchen. Unter ihrem Druck verformt sich auch das Magnetfeld der Erde, sodass sich Funkwellen nicht mehr richtig ausbreiten können. Überlandleitungen und Transformatoren können zerstört werden, großflächige Stromausfälle sind die Folge.

Notsu hofft, dass die Ergebnisse seines Teams die Gesellschaft wachrütteln, die heute immer stärker vernetzte Welt besser gegen Strahlungsausbrüche von der Sonne zu wappnen. Würden Kommunikationssatelliten und Stromnetze ausfallen, könnte das große Teile der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens lahmlegen.

Die Menschheit nutzt erst sehr kurze Zeit Elektronik, so dass sie bislang nicht erlebt hat, wie sich ein solcher seltener Sonnensturm auswirkt. "Wenn sich vor 1000 Jahren ein Superflare ereignet hat, war das wahrscheinlich kein großes Problem - die Menschen haben vielleicht ein großes Polarlicht gesehen", erläuterte Notsu. Heute sei das wegen der vielen elektrischen Systeme anders.

jme/dpa
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