Trabanten Neu entdeckte Pluto-Monde zerfallen zu Ringen

Der Pluto hat zwei Monde mehr als gedacht. Ein einziger Asteroideneinschlag ließ alle drei Trabanten entstehen, so eine aktuelle Studie. Die beiden kleineren zersetzen sich demnach unter kosmischem Dauerbeschuss und werden Ringe bilden, wie sie vom Saturn bekannt sind.

Es muss ein gewaltiger Einschlag gewesen sein. Pluto, kleinster Planet im Sonnensystem, verdankt seine drei Monde einer Kollision mit einem Asteroiden. Das fanden Wissenschaftler nach der Auswertung von Daten der beiden kleineren Monde des Planeten heraus. Bislang wusste man nicht einmal, dass Pluto über drei Begleiter verfügt.

Erst im vergangenen Mai machte das Weltraumteleskop "Hubble" Aufnahmen von Pluto, auf denen außer dem Flecken Charon noch zwei weitere kleine Punkte in der Nähe zu erkennen waren. Hal Weaver von der Johns Hopkins University im US-Bundesstaat Maryland untersuchte mit einer Gruppe von Kollegen diese Aufnahmen.

Jetzt scheint festzustehen: Die beiden umkreisen Pluto, und ihre Durchmesser betragen 50 und 160 Kilometer. Sie tragen die provisorischen Namen P1 und P2, schreiben Weaver und seine Kollegen in der Fachzeitschrift "Nature". Vorher war im Kuipergürtel noch nie ein Himmelskörper mit mehr als einem Trabanten beobachtet worden.

Diese Region unseres Sonnensystems beherbergt außer Pluto eine Ansammlung von Staub, kleinen Felsbrocken und größeren Objekten, die sich jenseits des Planeten Neptun scheibenförmig um die Sonne bewegen.

Eine zweite US-Forschergruppe um Alan Stern vom Southwest Research Institute in San Antonio hat die Daten weiter analysiert, die "Hubble" 2005 von den neu entdeckten Trabanten lieferte und diese mit dem schon bekannten Pluto-Mond Charon verglichen. Dabei machten die Wissenschaftler zwei Entdeckungen.

Nicht nur bewegen sich die drei Monde in nahezu gleicher Ebene um den kleinen Planeten. Zusätzlich fanden die Astronomen heraus, dass die Umlaufzeiten der Trabanten synchron zueinander sind. In der Zeit, in der Charon Pluto zwölfmal umrundet, bewegt sich P1 ziemlich genau zweimal um den Mutterplaneten. Der näher an Pluto gelegene P2 schafft in dieser Zeit ungefähr drei Umläufe.

Eine solche Übereinstimmung spreche dafür, dass alle drei Begleiter durch ein einziges Ereignis entstanden seien, kommentiert der Planentenforscher Richard Binzel die Veröffentlichung von Sterns Team, die ebenfalls in "Nature" erschien.

Künftig Ringe wie Saturn

Die Umlaufbahn Plutos im Kuipergürtel ist für ein drittes Phänomen verantwortlich, das die Forscher beschreiben: Durch den dauernden Beschuss mit kosmischem Geröll würden Staub- und Eispartikel aus den beiden Minimonden herausgeschlagen. Diese Trümmer formten sich zu Ringen um den Eisplaneten Pluto. Zwar sei auch der größere Mond Charon - 1978 entdeckt und mit 1200 Kilometern Durchmesser immerhin halb so groß wie Pluto selbst - dem Bombardement ausgesetzt. Wegen Charons Schwerkraft fielen die Kollisionsprodukte jedoch auf seine Oberfläche zurück. Die Schwerkraft der Minimonde P1 und P2 reiche hingegen nicht aus, um Trümmer wieder einzufangen.

Daher vermuten die Wissenschaftler, dass die Minimonde durch weitere Einschläge von Asteroiden Material verlieren und so allmählich einen Staubring um Pluto bilden werden. Das wäre die erste Beobachtung eines solchen Staubgürtels bei einem festen Planeten. Bisher kennen Astronomen Staubringe nur von Gasplaneten. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Saturn mit seinen Ringen.

Das zeichnet Pluto als bislang einzigartig aus, nachdem er in den vergangenen Jahren den Schmähungen der Fachgemeinde ausgesetzt war: Grund war die Entdeckung des Himmelskörpers 2003UB313, genannt Xena. Der Planetoid ist mindestens so groß wie Pluto, wahrscheinlich sogar größer. Seine Entdecker wollten ihn als zehnten Planeten unseres Sonnensystems etablieren. Dabei wurde gar der Status von Pluto als Planet in Frage gestellt .

Tatsächlich scheint Plutos Größe im Kuipergürtel kein Einzelfall zu sein. Die Forschergruppe aus San Antonio vermutet gar, dass selbst Konstellationen wie die aus Pluto, Charon, P1 und P2 in dieser Region des Sonnensystems keine Seltenheit sind. Schätzungen zufolge gibt es mindestens 70.000 sogenannter Kuiper Belt Objects mit Durchmessern von mehr als 100 Kilometern.

Weitere Aufklärung könnte die Nasa-Sonde "New Horizons"  unter Sterns Leitung bringen, die am 19. Januar zum Pluto und zum Kuiper-Gürtel gestartet ist.

Ob Xena indessen offiziell zum Planeten erklärt wird, entscheidet die Internationale Astronomische Union im August auf ihrer Vollversammlung in Prag. Sie ist auch für die endgültige Namensgebung von Objekten wie 2003UB313, P1 und P2 zuständig.

stx/ddp/dpa

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