Gefahr aus dem All Wie Atomwaffen Asteroiden ablenken könnten
"Asteroid rauscht knapp an Erde vorbei" - solche Meldungen gibt es häufiger. Sie dürften zumindest bei einem Großteil der Erdbewohner ein ziemlich mulmiges Gefühl verursachen. Auch wenn der Vorbeiflug letztlich in sicherem Abstand stattfand. Doch was, wenn es einmal nicht mehr nur knapp ist? Was passiert, wenn die Erde tatsächlich von einem Asteroiden getroffen werden könnte?
Spätestens seit dem Action-Streifen "Armageddon" wissen wir: Solange Bruce Willis da ist, müssen wir uns um die Rettung der Erde vor herannahenden Asteroiden keine Sorgen machen. Doch seine Lebenserwartung dürfte nicht ausreichen, um uns vor "Bennu" zu schützen. Der Brocken hat einen Durchmesser von fast 500 Metern, er bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100.000 Stundenkilometern - auf einer elliptischen Bahn umrundet er die Sonne alle 1,2 Jahre.
Nach allem, was Forscher derzeit über den Asteroiden wissen, könnte der die Erde am 25. September 2135 treffen - mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:2700. "Die Chance auf einen Einschlag scheint jetzt gering, aber die Konsequenzen wären schlimm", sagte die Astrophysikerin Kirsten Howley. Sollte es zu einer frontalen Kollision kommen, droht eine Explosion mit der 80.000-fachen Energie der Hiroshima-Atombombe.

Überraschende Explosionen: Städte in Gefahr
Doch wie können wir uns vor Weltraum-Brocken "Bennu" und anderen Gesteinsgeschossen schützen? Diese Frage beschäftigt die Menschheit schon länger - insbesondere die Nasa und ihre Partner. Eine Strategie könnte mit dem Hammer-Projekt ("Hypervelocity Asteroid Mitigation Mission for Emergency Response Vehicle") umgesetzt werden, das die Nasa derzeit erwägt.
Dabei sollen Asteroiden, die uns gefährlich nahe kommen könnten, mit einem Flugkörper minimal aus ihrer bisherigen Bahn geschoben werden. Die Wissenschaftler wollen eine oder mehrere neun Meter lange und 8,8 Tonnen schwere Raketen von der Erde losschicken. Sie könnte dann auf der Oberfläche des Asteroiden verankert werden und von dort Steuerimpulse geben.
Forscher um Howley vom Lawrence Livermore National Laboratory nahe San Francisco haben nur an "Bennu" skizziert, wie das genau laufen könnte und wie viel Zeit sie für Hammer-Missionen einplanen müssten. Denn beim Schutz vor Asteroiden sei Zeit der entscheidende Faktor. "Deshalb müssen wir heute über neue Strategien nachdenken", schreiben die Forscher im Fachmagazin "Acta Astronautica" .
Laut den Forschern dauere es mehr als sieben Jahre, bis überhaupt irgendeine Form von Impuls auf den Asteroiden abgegeben werden kann - eingeschlossen die Bauzeit für die Hammer-Hardware sowie die Planung der Mission.
So ein einzelner Hammer-Impuls sei ausgesprochen winzig. Deshalb würden noch einmal Jahre vergehen, ehe er die Umlaufbahn des Gesteinsklumpen ändern würde. Zudem würde bei "Bennu" vermutlich nicht eine Rakete ausreichen. Sollte erst zehn Jahre vor einem möglichen Erdeinschlag eine Rettungsmission gestartet werden, benötigte man 34 bis 53 Raketen, um "Bennu" abzulenken, errechneten die Forscher. Würden die Menschheit 25 Jahre früher beginnen, könnten sieben bis elf ausreichen. Ein einzelnes Hammer-Geschoss wäre nur zur Ablenkung eines Objekts von etwa 90 Meter Durchmesser in der Lage - bei einer Vorlaufzeit von zehn Jahren.
In ihrer Arbeit gehen die Forscher tatsächlich auch konkret auf den Katastrophenstreifen "Armageddon" ein, in dem ein Atomsprengkopf eingesetzt wird. Diese Variante sei möglicherweise eine letzte Option vor einem Einschlag und nur zu empfehlen, wenn nicht mehr genügend Zeit bleibe.

"Bennu" im Vergleich
Foto: Lawrence Livermore National LaboratorySie empfehlen aber, nicht wie im Film eine Detonation im Gestein des Asteroiden, sondern in einiger Entfernung zur Oberfläche. Dies würde eine Seite des Asteroiden mit Röntgenstrahlen fluten und eine Schicht der Oberfläche verdampfen. Wenn das verdampfte Material von der Oberfläche wegschieße, erzeuge das einen raketenartigen Vortrieb - möglicherweise genug Schub, um die Laufbahn des Asteroiden zu verändern.
Doch bei all diesen Szenarien geben die Forscher selbst zu bedenken, dass die Kalkulationen nur auf dem bisherigen, recht bescheidenen Stand der Forschung besteht und sich noch ändern dürften - selbst im Fall von "Bennu", der regelmäßig nah an die Erde herankommt. Von den mehr als 10.000 erdnahen Objekten, die bisher von der Nasa entdeckt wurden, sind viele kaum erforscht. Allein mit Teleskopbeobachtungen sei selbst noch ein Jahr vor einem befürchteten Einschlag keine sichere Aussage möglich, ob es tatsächlich zu einer Kollision kommt.
Um noch mehr über solche Asteroiden herauszufinden, von denen die meisten sehr viel kleiner als "Bennu" sind, läuft derzeit etwa das Nasa-Programm "Osiris-Rex". Derzeit ist eine Sonde zu "Bennu" unterwegs, sie soll noch in diesem Jahr Proben mit einem Roboterarm nehmen und 2023 auf die Erde bringen. Davon erhoffen sich die Forscher Einblicke in die Entstehung und die Materialeigenschaften des Asteroiden.
Ob das Hammer-Programm tatsächlich umgesetzt wird, steht derweil noch in den Sternen. Bisher ist es lediglich skizziert - genau wie einige andere Programme, deren Finanzierung nicht sicher ist. Derweil dürfte die Nasa andere Probleme haben: Noch immer fehlt es an einem neuen Chef. Der von Präsident Trump nominierte Administrator Jim Bridenstine ist immer noch nicht bestätigt.
Im Video: Asteroiden-Einschlag - Wie eine Naturkatastrophe die Welt veränderte