Weil sie sonst die Ernte zertrampeln Wissenschaftler wollen Elefanten mit Bienensummen von Äckern fernhalten

Szene aus dem Addo Elephant National Park in Südafrika: Kommt die Elefantenfamilie zum Dinner vorbei, ist die Ernte schnell futsch
Foto: Alexander Joe / AFPEs ist ein geradezu idyllisches Bild: Ein Elefant stapft durch den Dschungel, zupft mit seinem Rüssel an Grünzeug, rupft es ab und stopft es sich in sein Maul. Doch dann: Ein Summen ertönt, unregelmäßig, wie von Hunderten Bienen. Der Elefant hält im Kauen inne, macht zwei Schritte zurück – und dreht sich dann um und stapft davon. Wie alle Elefanten auf der ganzen Welt hat dieses Tier gelernt, dass es sich besser nicht mit einem aufgeschreckten Bienenstock anlegt.
Die Szene stammt aus einem Video der Elephant Research and Conservation, einer in Liberia tätigen deutschen NGO, die sich die Abneigung von Elefanten gegen Bienen zunutze macht. Denn das Insektengeräusch kommt nicht von einem echten Bienenstock, sondern aus einer »BuzzBox«, einer »Summ-Box«, also einem Lautsprecher, der Bienensummen von sich gibt, wenn ihm ein Elefant zu nahe kommt.
Die Videoaufnahmen des Vorfalls sind der erste Beweis dafür, dass die Boxen eine wirksame Abschreckung für die vom Aussterben bedrohten Waldelefanten sind, sagt Tina Vogt, technische Leiterin der NGO, laut einer Pressemitteilung der Organisation .
In vielen Teilen Afrikas und Asiens ist es ein gefürchtetes Szenario: Ein Elefant taucht auf, dringt in die Felder der Bauern ein, zertrampelt und frisst die Ernte. Manchmal wehren sich die Bauern, vertreiben das Tier – oder töten es sogar. Da die Bevölkerung wächst, dringen die Menschen in ehemals wilde Gebiete ein, darunter auch in einige Wildreservate und Nationalparks. »Die Elefanten werden immer mehr auf kleinerem Raum zusammengedrängt«, sagt Lucy King, Leiterin des Programms für die Koexistenz von Mensch und Elefant bei Save the Elephants, das bei der Aufstellung der BuzzBoxen hilft.
Dass Elefanten nicht etwa vor Mäusen, sondern vor Bienen Angst haben, ist schon lange bekannt. Felszeichnungen in Südafrika deuten darauf hin, dass bereits die Menschen in der Antike dort von der Abneigung wussten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Elefanten vor Bienen fürchten, weil die Stiche zum Teil sehr schmerzhaft sein können, etwa wenn die Bienen das weiche Gewebe an den Augen treffen oder den Rüssel.
Vertreibungsversuch mit Stinkesocke
Bereits vor ein paar Jahren versuchten sich das Forscher zunutze zu machen, um Felder vor den Dickhäutern zu schützen: Sie entwickelten synthetische Duftstoffe, die den wichtigsten Alarmstoffen von Bienen entsprechen, und hängten darin getränkte Strümpfe an Bäumen auf. Die meisten Elefanten mieden diese Stinkesocken, berichtete der SPIEGEL 2018.
Zuvor hatten Bauern Bienenstöcke an ihren Feldern aufgestellt, um Elefanten fernzuhalten. 2011 hatte eine Biologin sogar einen ganzen Zaun mit Bienenkörben entwickelt. Das Problem: Am Rand eines Feldes kann man vielleicht Bienenstöcke aufstellen, aber an belebteren Orten wie Schulen oder an Wassertanks geht das nicht.
Eine BuzzBox könnte daher Abhilfe schaffen. Das neueste Modell kostet nach Angaben der »New York Times« nur rund 100 Dollar (92 Euro) und sei solarbetrieben. Wenn es eine Bewegung wahrnimmt, spielt es 30 Sekunden die Summtöne – oder andere Sounds, bis zu sechs können eingespielt werden. Denn es gibt demnach noch andere Geräusche, die Elefanten nicht mögen: Hundebellen, Kettensägen, menschliche Stimmen, Schüsse oder schreiende Ziegen. Die neueste Version enthält sogar zwei Hochfrequenz-Stroboskoplichter.