In der Nacht zu Sonntag Die Uhren werden umgestellt

Störche vor Uhr in Riedlingen (Baden-Württemberg): Eigentlich wollte die EU die Zeitumstellung längst abschaffen
Foto: Thomas Warnack / dpaAm Wochenende ist es wieder so weit: Am Sonntag um 02.00 Uhr springt die Anzeige auf Funkuhren und anderen elektronischen Zeitmessern direkt auf 03.00 Uhr – und damit von der Normal- auf die Sommerzeit. Wer die Zeit an seiner Uhr noch per Hand einstellt, muss den Stundenzeiger eine Runde nach vorn drehen.
Vor allem in Deutschland halten viele Menschen wenig von den jährlich zwei Zeitumstellungen. In Umfragen meinen regelmäßig rund drei Viertel der Befragten, der Wechsel von Normal- auf Sommerzeit im März und die Umstellung von Sommer- auf Normalzeit im Oktober sei überflüssig und müsse abgeschafft werden. In einer aktuellen DAK-Erhebung berichtet zudem ein Viertel der Befragten über gesundheitliche Auswirkungen der Zeitumstellung, etwa Müdigkeit, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen. Bei jedem Vierten halten die Beschwerden bis zu einen Monat lang an.
Wie lässt sich dem Mini-Jetlag gegensteuern?
Der Schlafforscher Jürgen Zulley rät daher, sich vorzubereiten. »Am besten steht man schon am Samstag eine halbe Stunde früher auf, verlegt die Mahlzeiten um eine halbe Stunde vor und geht abends eine halbe Stunde eher ins Bett«, sagte er der »Augsburger Allgemeinen«. Eine Stunde früher aufzustehen, sei für manchen ein großes Problem. Es mangele an Leistungsfähigkeit, und die Unfallgefahr steige.
Tatsächlich wird in der EU seit Langem über ein Ende der Zeitumstellung diskutiert. Konkret plante die Europäische Union dies ab 2018, die EU-Kommission legte einen entsprechenden Gesetzentwurf vor. Das Europäische Parlament stimmte sogar zu, verschob aber das für 2019 geplante Ende der Zeitumstellung auf 2021. Doch die Mitgliedstaaten zogen nicht mit.
Warum ist die Umstellung noch nicht abgeschafft?
Das Kernproblem der EU-Diskussion ist eine Uneinigkeit, welche Zeit sich überhaupt durchsetzen soll – die sogenannte Normalzeit, also die jetzt auslaufende Winterzeit, oder die Sommerzeit. Ein Flickenteppich mit mehreren Zeitzonen soll vermieden werden, manche EU-Staaten sind grundsätzlich gegen das Ende der Zeitumstellung.
Zur Realität gehört auch, dass das Thema in keinem Land der EU so sehr die Gemüter bewegt wie in Deutschland: An der EU-weiten Onlinebefragung zum Thema, die die Debatte 2018 antrieb, nahmen 4,6 Millionen Menschen teil. Drei Millionen davon kamen aus der Bundesrepublik.
Spart die Zeitumstellung Energie?
Die Sommerzeit wurde in Deutschland 1980 eingeführt, um Energie zu sparen. Dahinter steckte die Überlegung, dass weniger Beleuchtung benötigt und damit weniger Strom verbraucht werde, wenn sich der Tag um eine Stunde nach vorn »verschiebt«. Kritiker führen aber seit jeher ins Feld, dass die Zeitumstellung ihren ursprünglichen Zweck nicht erfüllt.
Laut dem Umweltbundesamt gibt es an der einen Stelle Einsparungen, an der anderen einen Mehrverbrauch. Wenn die Menschen wegen der Sommerzeit beispielsweise morgens eine Stunde früher aufstehen, ist es etwas kälter und dunkler, sodass der Verbrauch für Beleuchtung und Heizung höher ist. Abends ist es hingegen länger hell, weshalb das Licht später eingeschaltet wird.
Wie schwierig ist die Umstellung der Uhren technisch?
Rein technisch ist die Zeitumstellung unproblematisch. Taktgeber für die Zeit sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen. Auch für die Deutsche Bahn ist die Zeitumstellung längst Routine.