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Zweifelhafte Sucht-Therapie

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aus DER SPIEGEL 52/1983

Für 6700 Mark verspricht der ehemalige peruanische Armeeoffizier Humberto Hinjose Kokain-Süchtigen die Heilung - durch einen hirnchirurgischen Eingriff. Ähnlich wie bei der in den 30er Jahren Mode gewordenen »Lobotomie« werden auch bei dem von Hinjose propagierten Eingriff vom Stirnlappen ausgehende Assoziationsfasern (das »Cingulum") durchtrennt. Die von dem Portugiesen Egas Moniz ersonnene und 1949 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Lobotomie hatte allerdings bei über hunderttausend Betroffenen zu schweren Persönlichkeitsveränderungen und hirnorganischen Anfällen geführt. Mediziner zweifeln deshalb auch an der Rechtfertigung für Hinjoses Eingriff, der nach Auskunft des französischen Drogenspezialisten Gabriel Nahas bislang an 30 Süchtigen vorgenommen wurde. Nahas sieht in dem Eingriff einen letzten, verzweifelten Versuch, eine in den lateinamerikanischen Staaten neuerdings grassierende Form der Kokainsucht zu bekämpfen: Anstelle des seit Jahrhunderten üblichen und relativ ungefährlichen Kauens von Kokablättern hat sich dort das Rauchen von Kokapaste ausgebreitet. Mit Kerosin und schwefliger Säure vermischte Kokablätter ergeben eine Paste, die von den Süchtigen dem Zigarettentabak beigemengt wird. Der inhalierte Rauch erzeugt ein weit stärkeres Kokain-High als Kokablätter und führt häufig zu schweren paranoiden Psychosen. Allein in der peruanischen Hauptstadt Lima schätzt man die Zahl der Kokapasten-Raucher mittlerweile auf hunderttausend.

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